Abschlusskonzert der Mozartwoche
Grandiose Premiere am Pult: Klarinettist Andreas Ottensamer dirigiert in Salzburg

04.02.2025 |
Helmut Rieger

Auch Dirigent Andreas Ottensamer applaudiert den Klavier-Solisten Robert Levin und Ya-Fei Chuang. Der Mittdreißiger ist eigentlich als Solo-Klarinettist der Berliner Philharmoniker bekannt, am Sonntag gab es als Dirigent sein Debüt in Salzburg. − Foto: Rieger

Man kennt Andreas Ottensamer als Solo-Klarinettisten der Berliner Philharmoniker und international renommierten Kammermusiker. Seit 2021 arbeitet der Mittdreißiger auch als Dirigent. In dieser Funktion gab er am Sonntag beim Abschlusskonzert der Mozartwoche sein Debüt in Salzburg.

Die heitere A-Dur-Sinfonie (KV 201), vor 250 Jahren vom 18-jährigen Mozart in Salzburg komponiert, wurde mit herzerfrischender Duftigkeit interpretiert. Ottensamer dirigiert ohne Stab, mit Blickkontakt und exakter Körpersprache bezüglich Dynamik, Tempo und Ausdruck. Er wirkt souverän und freundlich. Die Damen und Herren des Mozarteum-Orchesters (Musikerinnen und Musiker sind paritätisch vertreten) genießen ganz offensichtlich sein Dirigat. Mit einem Lächeln im Gesicht und erkennbarer Spielfreude übertragen sie seine beredten Gesten in anmutige Musik.

Villazón: „Mozart, wir lieben dich!“

 Die Zuhörer im voll besetzten Großen Saal des Mozarteums verfolgten hingerissen dieses entspannt-konzentrierte Zusammenwirken. Schon nach wenigen Takten – und während des gesamten Konzerts – spürte man die Synergie zwischen einem zur Hochform auflaufenden Orchester und einem bestens vorbereiteten Dirigenten. Das Musizieren wirkte wie ein angeregtes Gespräch unter Vertrauten. Das fasziniert lauschende Publikum verfolgte dies gebannt und applaudierte nach jedem Werk frenetisch.

Seit 1956 veranstaltet die Stiftung Mozarteum Salzburg die Mozartwoche. 2019 wurde Rolando Villazón ihr Intendant. In dieser Funktion übernahm er die Moderation des Abends. Immer wieder betont der Startenor seine Begeisterung für Salzburgs berühmtesten Sohn, und wenn er theatralisch „Mozart, wir lieben dich!“ in den Saal ruft, wird das vom Publikum goutiert.

Mozarteum-Orchester in Hochform

 Eingerahmt von Werken Mozarts und Haydns erklang J.S. Bachs Doppelkonzert in C-Dur (BWV 1061). Das Pianisten-Ehepaar Robert Levin und Ya-Fei Chuang interpretierte es mit Präzision und Eleganz auf zwei Konzertflügeln. Durch ihr filigranes Spiel ließen sie einen fast vergessen, dass Bachs Konzert eigentlich für zwei Cembali gedacht ist.

Danach waren Auszüge aus Bühnenwerken zu hören. Haydns Ouvertüre zu seiner Oper „L’anima del filosofo”, die 1791 in London komponiert und erst 160 Jahre später in Florenz (als rekonstruierte Fassung) uraufgeführt wurde, atmet die Schwermut des Mythos von Orpheus‘ vergeblichem Versuch, seine Eurydike aus dem Totenreich zurückzuholen. Auch die zwei Teile („Chaconne“ und „Pas seul“) von Mozarts Ballettmusik zur Oper „Idomeneo“ (KV 367) erstrahlten in tänzerischer Eleganz.

Die abschließend gespielte Sinfonie Nr. 92 in G-Dur („Oxford“-Sinfonie) von Joseph Haydn erklang in eben diesem Geiste. Unter der Leitung von Andreas Ottensamer bewies das grazil-akkurate und klangschöne Mozarteum-Orchester Weltklasse. Der tosende Beifall steigerte sich zu einer mehr als berechtigten „Standing Ovation“.

Helmut Rieger

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