Konzert in der Olympiahalle
Die „Wunderbarung“ des Nick Cave: Australischer Sänger beeindruckt in München

20.10.2024 | Stand 20.10.2024, 17:00 Uhr |

Was für eine Intensität, was für eine Hingabe: Nick Cave sorgt in der Olympiahalle für ein ganz besonderes Konzerterlebnis. − F.: Stefan M. Prager

Wunderbar + Offenbarung = Wunderbarung. Für Nick Cave & The Bad Seeds und ihre Performance kann man schon mal ein neues Wort kreieren. Es ist wirklich faszinierend, wie der Australier und seine Band in ihren Klängen und ihrer Kunst in der fast ausverkauften Münchner Olympiahalle aufgehen.

Gleich acht atemberaubende, mitunter geradezu ekstatische Songs kommen aus dem neuen Album „Wild God“ zum Vortrag. Darunter auch „Long Dark Night“, den Cave mit folgenden Worten ankündigt: „Ihr wisst noch gar nicht, wie sehr ihr diesen Songs lieben werdet.“ Natürlich behält er Recht. Über „Song of the Lake“ meint er augenzwinkernd, er wisse selbst gar nicht, worum es da gehe. Überhaupt ist der 67-Jährige gut und humorig drauf an diesem Abend. „Mach deine Kamera aus, sonst ist der Song nicht für dich“, sagt er zu einem Fan in den vorderen Reihen. An denen ist Cave mittels eines Laufstegs ganz nah dran. Der geht nicht wie üblich von der Bühne aus die Menschenmenge teilend in die Halle hinein, sondern erstreckt sich über die komplette Bühnenbreite.

Immer wieder nutzt der charismatische Star die kleine Brücke dorthin und den kompletten Steg, um die ihm ehrfürchtig entgegengestreckten Hände zu ergreifen. Mehrmals lässt er sich nach vorne fallen, als ob er gleich zum Crowdsurfing ansetzen würde und wird dabei von seinen Verehren gestützt. Und mehrmals nutzt er einen hochgehaltenen Arm kurzerhand als Mikrofonhalter. Der Australier beweist sich als wahre Naturgewalt und kniet sich in seine Songs buchstäblich rein.

Über zweieinhalb Stunden wuchten Nick Cave & The Bad Seeds ihren mächtigen melancholischen Sound zwischen Wave, Post-Punk, Gothik- und Alternative Rock auf die Bühne. Für die perfekte Dynamik sorgen ruhigere Momente mit Balladen wie „O Children“ aus dem Jahr 2004. Auf der großen Leinwand kann man in Caves Gesicht die unglaubliche Intensität erkennen, mit denen er sich seiner Musik, seiner Kunst und seinem Publikum hingibt.

Martin Buchenberger

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