Galerie Art Affair
Die Entdeckung eines spannenden jungen Künstlers: Benjamin Burkard in Regensburg

15.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:00 Uhr |

Materialien und Motivik einer vergangen Zeit verarbeitet Benjamin Burkard in seinen großformatigen Gemälden. −Foto: altrofoto.de

Bunt, bunter, farbenfroh. Flapsig formuliert könnte so Benjamin Burkards erste Ausstellung im ostbayerischen Raum heißen. Damit aber wäre nur ein oberflächlicher Aspekt seiner als neoromantisch bezeichneten Bildwelt abgedeckt. Überbordend, glanzvoll, morbid und üppig in der Ausgestaltung sind weitere Eigenschaften, die auf die überwiegend großformatigen Arbeiten des Künstlers aus Rheinland-Pfalz zutreffen.

Seine am Wochenende in der Regensburger Galerie Art Affair eröffnete Schau heißt jedoch „Edelbleich“. Diese Wortneuschöpfung verbindet zwei Ebenen, die in den Werken aufeinander stoßen.

So hinterlegt er Bilder mit Kupfer und Blattgold und knüpft Epochen an, in denen das mythisch aufgeladene Metall zur Überhöhung abgebildeter Personen verwendet wurde. „Glanz und Gloria“ des Edelmetalls sind bei dem 36-jährigen Maler jedoch einer Brüchigkeit, Trübung und Verschmutzung gewichen, die die Wertigkeit in Richtung Kunst verschiebt. Es scheint einer vergangenen Zeit entlehnt, um sich als Abglanz über das Durcheinander und die widerstreitenden Kräfte von Heute zu legen.

Jagdmotive aus Renaissance und Barock werden gebrochen und surreal verfremdet zitiert, das große und falsche Freiheitsversprechen des Wildwestmythos klingt wie ein krächzendes Echo im Licht der aufgehenden Sonne. Davor spielen Kinder mit Wanderrucksack, und eine in die Wolken ragende Säule eines griechischen Tempels kündet von Verwirrung und Zerfall in Raum und Zeit.

Die großen Formate, erklärt Burkard einer Besucherin, habe er schon früh gewählt, „um möglichst viel in einem Bild unterzubringen“. Manchmal gehen Gliedmaßen in Gebäudeteile oder maschinelle Formen über. Sie verbinden sich mit diesen zu seltsamen biomorphen Gebilden, in denen der Zerfall eine wesentliche Rolle spielt. Scheinbar ärmliche Menschen weisen Spuren von Verletzungen auf, die wie religiöse Metaphern erscheinen.

Je näher und intensiver man sich mit diesen wuchernden Farb-Bild-Schöpfungen beschäftigt, umso mehr verschließen sie sich, werden rätselhafter und verwirrender. Dabei erscheinen sie einen gerade auch durch die überwältigende Größe und blinkende Farbigkeit zunächst wie eine offene Einladung. Die Ausstellung „Edelbleich“ bietet die Entdeckung eines spannenden jungen Künstlers.

Michael Scheiner


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