„Ein echter Wiener geht nicht unter“
Der Mundl ist nicht mehr: Karl Merkatz starb mit 92 Jahren

04.12.2022 | Stand 18.09.2023, 20:52 Uhr

Ein Charakterdarsteller, wie es selten einen gibt: Karl Merkatz. −Foto: Hans Klaus Techt/APA/dpa

Der österreichische Schauspieler Karl Merkatz ist am Sonntag im Alter von 92 Jahren gestorben. Er sei zu Hause in Straßwalchen im Land Salzburg friedlich eingeschlafen, bestätigte die Familie.

Im Laufe seiner Karriere war Merkatz in mehr als 250 Film- und Fernsehproduktionen zu sehen. Bekannt wurde er unter anderem für seine Rolle in der TV-Serie „Ein echter Wiener geht nicht unter“ (1975-1979). Als großmäuliger Elektriker Edmund Sackbauer („Mundl“) prägte er darin eine in Österreich und Bayern unvergessene Figur. Populär war auch die Filmreihe „Der Bockerer“, über einen Metzger mit rebellischen Zügen zur Nazizeit. In seinen über 150 Bühnenrollen spielte Merkatz vor allem Nestroy-, Raimund- und Shakespeare-Figuren.

Merkatz sei ein „Charakterdarsteller von einzigartigem Format“ gewesen, würdigte ihn Österreichs Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer. „Wir verlieren mit ihm einen wahren König der Schauspielkunst.“ Kaum ein Charakter habe das Publikum so polarisiert wie der Mundl, befand Wiens Bürgermeister Michael Ludwig. Merkatz sei in dieser Rolle so etwas wie ein früher „Wutbürger“ gewesen, der bei aller Grantigkeit das Herz auf dem rechten Fleck trage.

Auf Wunsch seiner Eltern lernte der 1930 in Wiener Neustadt geborene Merkatz das Schreinerhandwerk. Doch schon als Kind faszinierte ihn das Schauspiel – nach der Lehre folgte nicht die Werkstatt, sondern die Bühne. Merkatz nahm unter anderem in Wien Schauspielunterricht, am Mozarteum in Salzburg schloss er seine Ausbildung mit Auszeichnung ab.

Es folgten Engagements an Bühnen, unter anderem in Nürnberg, Hamburg, München. Bei Auftritten in Heilbronn lernte er seine Frau kennen. In Wien spielte er unter anderem am Theater in der Josefstadt und im Burgtheater. Auch in Operetten und Musicals feierte er Erfolge, etwa als Frosch in Johann Strauß„ „Fledermaus“ und im Theater an der Wien als Milchmann Tewje in „Anatevka“. Als genial gilt seine Interpretation der Kafka-Erzählung „Ein Bericht für eine Akademie“ über einen Affen, der sich europäische Durchschnittsbildung aneignet. Bei den Salzburger Festspielen war er unter anderem im „Jedermann“ auf der Bühne zu sehen. Eines seiner Lieblingsstücke war Becketts „Warten auf Godot“.

2009 gab Merkatz seinen Abschied von der Theaterbühne bekannt – sein großer Wunsch, einmal den König Lear zu spielen, war nicht in Erfüllung gegangen. Nachdem er ab 2008 sein Kabarettprogramm „Der Blunzenkönig“ auf die Bühne brachte, kam das Stück 2015 mit Merkatz in der Hauptrolle auch in die heimischen Kinos.

Matthias Röder