Dass die Hamburger Hip-Hopper Deichkind anders sind als andere deutsche Rap-Crews, beweisen sie einmal mehr mit einer sensationellen und stellenweise strangen Power-Performance in der prall gefüllten Münchner Olympiahalle. Der Sound ist bei Deichkind bestenfalls mal die halbe Miete. Die Show ist bei der durchgeknallten Rap-Techno-Electro-Truppe mindestens ebenso wichtig.
Immer wieder fahren die Mitglieder und zusätzliche Performer auf Podesten, sogenannten Omnipods, über die Bühne. Für diese bewegliche Besonderheit hat man sogar ein Patent angemeldet. Typisch für die eigenwillige Optik der Truppe sind zudem Kopfbedeckungen in Pyramidenform. Die Tetraeder-Hüte kommen wiederholt meist leuchtend zum Einsatz.
Lyrisch setzt man auf oftmals ironische Texte voller Wortgewalt. Beeindruckend, wie viele Formulierungen in einzelnen Nummern abgearbeitet werden. Und immer wieder diese Showelemente wie viele kleine Trampoline oder das große Schlauchboot, mit dem durch die Halle gecrowdsurft wird. Witzig auch die übergroße Luxushandtasche, auf der zu „Auch im Bentley wird geweint“ wie auf einem mechanischen Bullen geritten wird. Zu „Roll das Fass rein“ fährt man dann mit einem gigantischen Fass durch die Arena. Alle Akteure tragen meist weitgehend identische Outfits, was den witzigen Choreografien eine besondere Wirkung verleiht. Wer da gerade singt oder rappt, ist manchmal schwer auszumachen, aber letztlich auch egal.
In der zweiten Hälfte nimmt die teils parodistische Party-Performance weiter an Fahrt auf. Titel wie „Richtig gutes Zeug“, „Könnt ihr noch“ und „Bude voll People“ bringen ziemlich Schwung und Stimmung. Zur letzten Nummer „Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)“ kommen noch mal alle Teilnehmer in allen zuvor getragenen Outfits auf der Bühne zusammen. Auch ein riesiges Kothaufen-Emoji und andere Absurditäten sind mit dabei. Das war wirklich anders und abgefahren.
Martin Buchenberger
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