Bitterböse US-Zeichentrickserie
"South Park" wird 25: Vier Satansbraten treiben es auf die Spitze

12.08.2022 | Stand 21.09.2023, 3:19 Uhr

Will den Preis für die unwitzigste Menschen der Welt, verliehen an die Deutschen, nicht akzeptieren: Angela Merkel stürmt in einer Folge die Grundschule von South Park. −Foto: Imago / Everett Collection

Sie sehen fast so niedlich aus wie die Mainzelmännchen, sind aber in Wirklichkeit ziemliche Satansbraten: die vier kleinen Helden der provokanten Zeichentrickserie "South Park". Am 13. August wird die rotzfreche, gesellschaftskritische, schwarzhumorige und vor keinem Fäkalwitz zurückschreckende Kultserie 25 Jahre alt. Der schräge und bitterböse US-Dauerbrenner, der im deutschsprachigen Fernsehen täglich bei Comedy Central läuft, eckt immer wieder mit Gags weit jenseits des guten Geschmacks an und wird genau dafür von den Fans geliebt.
Die am 13. August 1997 in den USA gestartete und schon vielfach preisgekrönte Serie von Trey Parker und Matt Stone dreht sich um den reichlich bizarren Alltag der vier frühreifen Grundschüler Cartman, Kenny, Kyle und Stan in der fiktiven und meist verschneiten amerikanischen Kleinstadt South Park in Colorado.

Cartman ist ein sadistischer, rassistischer und fluchender kleiner Fettsack, der nur seinen Vorteil im Kopf hat, sich an Halloween schon mal als Hitler verkleidet und seine Mitmenschen bei jeder Gelegenheit vor den Kopf stößt. Kenny stammt aus ärmsten Verhältnissen, nuschelt meist unverständliches Zeug in die weit ins Gesicht gezogene Kapuze seines Parkas und musste vor allem in den ersten Staffeln der Serie am Ende fast jeder Folge einen grausamen Tod erleiden, was ihn aber nicht daran hinderte, in der darauffolgenden Episode wieder putzmunter aufzutauchen. Der aus einer wohlhabenden jüdischen Familie stammenden Kyle ist das Alter Ego von "South Park"-Erfinder Matt Stone, der intelligente Stan steht für Miterfinder Trey Parker – Stan ist ein netter Kerl, reihert aber schon mal von oben bis unten seine Freundin voll, wenn es nicht anders geht.

Etliche bizarre Figuren, darunter diverse Monster, schizophrene Grundschullehrer, nymphomane Mütter sowie Heiland und Satan höchstpersönlich komplettieren das schräge South-Park-Universum, in dem jeden Tag wie selbstverständlich die irrsinnigsten Dinge geschehen.

Berühmt wurde die vor respektlosen und deftigen Dialogen nur so strotzende Serie für Erwachsene, deren arg simple Zeichnungen allerdings nicht jedermanns Sache sind, durch ihre beißende Gesellschaftskritik an amerikanischer Lebensart und Politik: Ob Umweltverschmutzung, Rassismus, Gentrifizierung oder Coronakrise, aber auch die Auswüchse einer falsch verstandenen Political Correctness – in "South Park" wird so gut wie jede Kontroverse satirisch auf die Spitze getrieben.

In einer legendären Episode, in der es um die in den USA häufig mit einem Augenzwinkern thematisierte Humorlosigkeit der Deutschen geht, trat vor gut zehn Jahren sogar Angela Merkel auf: Die Zeichentrickversion der damaligen Bundeskanzlerin stürmt in der Folge mit finsterer Miene und einer Pistole in der Hand an der Spitze einer bewaffneten Meute in die Grundschule der vier minderjährigen Helden, um dagegen zu protestieren, dass die Deutschen mit einem Preis als unwitzigste Menschen der Welt ausgezeichnet worden sind.

Ein Ende der neben dem Dauerbrenner "Die Simpsons" wohl schrägsten und mindestens genauso gesellschaftskritischen US-Zeichentrickserie ist derzeit nicht abzusehen: Erst im vergangenen Jahr haben die "South Park"-Produzenten mit der amerikanischen Mediengruppe Viacom einen 900 Millionen Dollar schweren Deal über sechs weitere Staffeln und mehr als ein Dutzend Filme abgeschlossen.

Martin Weber