Der ewiger Hippie
Flower-Power-Musik: Donovan wird 75 Jahre alt

09.05.2021 | Stand 19.09.2023, 22:47 Uhr
Philip Dethlefs

Mischt alte und neue Songs: Donovan beim Isle of Wight Festival. −dpa

Mit seinem leicht gelockten etwas grauen Haarwn und der schrulligen Art ist Donovan der perfekte Typus des Althippies. Als er vor einigen Monaten sein neues Album "Lunarian", eine Sammlung von Liebesliedern für seine Ehefrau Linda, vorstellte, erklärte er den Pressetermin zu einer "privaten spirituellen Enthüllung". Bei dieser zumindest für Außenstehende unfreiwillig komischen Veranstaltung sang der britische Sänger und Songwriter in einem Gartenpavillon zwischen rauchenden Feuerstellen Playback, während er Lindas Hand streichelte. Der skurrile Auftritt wirkte wie aus einer anderen Zeit.

Manchmal bekommt man den Eindruck, der eigenwillige Musiker, der 75 Jahre alt wird, sehnt sich nach den 60er Jahren und der Hippie-Ära zurück. Damals hatte Donovan Phillips Leitch, der am 10. Mai 1946 im schottischen Glasgow geboren wurde, den größten Erfolg. "Sunshine Superman", "Mellow Yellow" und "Hurdy Gurdy Man" hießen seine Hits, die perfekt in den Zeitgeist und zur Hippie-Bewegung passten. Mit nicht mal 20 war Donovan einer der ersten Musiker in Großbritannien, die sich das Flower-Power-Motto zu eigen machten. Künstlerisch setzte sich der junge Songwriter keine Grenzen. "Jazz, Blues, Folk, Popmusik, Literatur, Feminismus, Ökologie – ich hab alles wie ein Schwamm aufgesogen", sagte er im Interview der britischen Zeitung "Guardian" 2020.

Noch bevor er überhaupt eine Platte veröffentlicht hatte, durfte Donovan 1964 in der TV-Sendung "Ready, Steady, Go" auftreten. Zu verdanken hatte er das dem damaligen Rolling-Stones-Gitarristen Brian Jones, der ein Demo von ihm gehört hatte und sich für ihn einsetzte. Mit diesem Auftritt habe er auf einmal Millionen von Menschen erreicht, erinnerte sich Donovan, der sich zuvor als Straßenmusiker und mit Auftritten in kleinen Clubs und Kneipen verdingt hatte.

Der Auftritt war noch in anderer Hinsicht schicksalhaft, denn hinter den Kulissen der Show lernte er die Ex-Freundin von Jones kennen – Linda Lawrence. Ein Paar wurden die beiden allerdings erst Jahre später, nachdem Donovan zwei Kinder mit dem Model Enid Karl hatte. 1970 heiratete er Linda und adoptierte ihren Sohn mit dem inzwischen verstorbenen Jones. Aus der Ehe gingen noch zwei weitere Kinder hervor.

Er war mit Joan Baez und den Beatles befreundet, brachte John Lennon das Fingerpicking auf der Gitarre bei und ließ sich im Studio von den späteren Led-Zeppelin-Musikern John Bonham und John Paul Jones begleiten. Er hatte Hits in Europa und Amerika. Spekulationen rankten sich immer wieder um Bezüge zu Marihuana- und LSD-Gebrauch.

Nach Dutzenden Studioalben begann sein Stern Mitte der 70er Jahre zu sinken. Die Hippie-Bewegung war längst am Ende. 1996 nahm Donovan mit Erfolgsproduzent Rick Rubin (Red Hot Chili Peppers, Johnny Cash) das meditative Album "Sutra" auf, was bei seinen Fans gut ankam an. Und zu Beginn des neuen Jahrtausends erlebte der Sänger und Songwriter auch in der öffentlichen Wahrnehmung eine Renaissance. Für den deutschen Markt nahm er 2002 seinen Song "Atlantis" mit der Girlgroup No Angels neu auf. 2012 wurde er in die "Rock And Roll Hall Of Fame" aufgenommen.