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Das Boot Staffel 2: Kapitän Hoffmann in New York + Trailer

Der gerettete Deutsche soll in der zweiten Staffel der Sky-Serie die US-Rüstung unterstützen

22.04.2020 | Stand 21.09.2023, 23:36 Uhr

Neuer Handlungsstrang in New York: Mithilfe des unerkannt in den USA gestrandeten U-Boot-Kapitäns Klaus Hoffmann (Rick Okon, rechts) will US-Industriellensohn Samuel Greenwood (Vincent Kartheiser) mit deutscher Kriegstechnik viel Geld machen. −Foto: Stephan Rabold/Bavaria Fiction GmbH/Sky

Für echte, seewasserfeste Cineasten war die Ankündigung, dass Wolfgang Petersens "Das Boot" als Fernsehserie neu verfilmt werden sollte, ein Schlag ins Gesicht. Das legendäre Weltkriegsdrama galt als die Mutter aller U-Boot-Filme und filmhistorisches Heiligtum. Aber als im letzten Jahr unter der Flagge der Bavaria-Filmproduktion und des Pay-TV-Senders "Sky" das Re-Boot in See stach, überzeugte die achtteiligen Serie mit einer schlüssigen Wiederbelebung, Erweiterung und Modernisierung des Stoffes.

Hatte Petersen die Handlung komplett in die engen Gänge des U-96 verlegt, eröffnete die Serie einen zweiten Erzählstrang, der sich dem Krieg im besetzten Frankreich widmete. Durch diese Horizonterweiterung kam nicht nur die Landratten-Perspektive und ein größerer historischer Kontext mit ins Boot, sondern auch eine weibliche Hauptfigur, die ein narratives Gegengewicht zur Männerwelt der deutschen Kriegsmarine bildete.

Die wunderbare Vicky Krieps spielte die Dolmetscherin Simone Strasser, die in der Hafenstadt La Rochelle die Aufmerksamkeit des örtlichen Gestapo-Mannes Forster (Tom Wlaschiha) sowie einer Resistance-Zelle weckt. Nuanciert spielte Krieps die Gewissenskonflikte ihrer Figur in einem Krieg, in dem es keine sauberen moralischen Entscheidungen gibt.

An Bord des U-612 geriet derweil der junge Kapitänleutnant Klaus Hoffmann (Rick Okon) zunehmend in Konflikt mit dem linientreuen ersten Wachoffizier und Teilen der Mannschaft. Wurde die U-Boot-Besatzung in Petersens Film als solidarische Männergemeinschaft gefeiert, kommt es in der Serie zu Meuterei und Kameradenmord. Ein komplexes Geflecht an Konflikten und widersprüchliche Charaktere bildeten den Treibstoff für den Spannungsaufbau in der Episodenstruktur.

Trailer zu Staffel 2



Das gilt nun auch für die zweite Staffel, in der das zeithistorische Spektrum um einen weiteren Ort erweitert. Nach seiner Rettung aus dem Atlantik landet Kapitän Hoffmann in New York, wo ihn Industriellensohn Greenwood (Vincent Kartheiser) als Berater für seine Rüstungsentwicklung rekrutieren will. Hoffmann versucht über den zwielichtigen Anwalt Berger (Thomas Kretschmann) zurück nach Deutschland zu kommen, gerät aber in Zweifel, als er sich in die schwarze Jazz-Sängerin Cassandra Lloyd (Rochelle Neil) verliebt.

Gleichzeitig schippert das U-612 mit drei SS-Männern an Bord in geheimer Mission Richtung USA, wo dessen neuer Kapitän (Clemens Schick) zu den Amerikanern überlaufen will. In La Rochelle gerät Simone (Vicky Krieps) zunehmend in Lebensgefahr, als sie einer jüdischen Familie bei der Flucht behilflich ist.

Krieps nimmt in der zweiten Folge Abschied von der Serie, und die Phantomschmerzen über den Verlust bringen die Staffel sichtbar aus dem Gleichgewicht. Denn mit ihr verschwindet auch die weibliche Perspektive. Und so regieren in der Fortsetzung die Sorgen und Nöte der Männer, die persönliche und vaterländische Loyalitäten hinterfragen. Das setzt immer noch genügend Dynamik und Spannung frei, um in den Strudel der Episoden-Dramaturgie zu geraten, hat allerdings im Vergleich zur Pilot-Staffel eine deutlich reduzierte emotionale Bandbreite.
Als Neuzugang ragt Clemens Schick aus dem formidablen Ensemble heraus, der in die Kapitänsjacke hineingeboren scheint und der Rolle des überzeugten Deserteurs seemännische Attraktivität und Glaubwürdigkeit verleiht.

Martin Schwickert

Ab 24. April auf Sky.