Initiative in Bayern
Verpflichtender „Tag des Handwerks“ an Schulen: Auftakt im Bildungszentrum Passau

27.02.2023 | Stand 17.09.2023, 1:57 Uhr
Bernhard Brunner

Kann einen Nagel einschlagen: Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (2.v.r.) am von Josef Sailer (r.), Leiter der HWK-Bildungszentren Passau und Pfarrkirchen, bereitgestellten Holzblock. Außerdem mit dabei (v.l.): Hans Schmidt, stv. Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, HWK-Vizepräsidentin Kathrin Zellner, MdL Gerhard Waschler, HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger und Passaus OB Jürgen Dupper. −F.: bp

Die Initiative für den verpflichtenden „Tag des Handwerks“ an allen allgemeinbildenden Schulen in Bayern hat ihren Auftakt in Passau gefeiert. Los ging es am Montag im Bildungszentrum.



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Anhand eines praktischen Beispiels, das jedem Zuhörer ins Auge stach, hat Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger am Montag zum Start der Initiative verdeutlicht, um was es dabei geht: „Das hat ein Handwerker gemacht“, sagte der stellvertretende Ministerpräsident mit Blick auf das aus Holz gefertigte Rednerpult in modernem Design. Ziel der Kampagne sei es, das Interesse für das Handwerk auch in den Gymnasien zu wecken.

Zur Premiere waren am Montag die Achtklässler aus dem Gymnasium Vilshofen in das neue Bildungszentrum der Handwerkskammer (HWK) Niederbayern-Oberpfalz in Passau-Auerbach gekommen, um diverse handwerkliche Berufe in Eigenerfahrung kennenzulernen. Eingangs betonte Kammer-Vizepräsident Richard Hettmann, dass diese Aktion zur beruflichen Orientierung richtig „erkämpft worden“ sei. Er verwies auf den Slogan „Wir brauchen Meister und Master“. Ein Studium sei wichtig, aber es seien auch Kräfte notwendig, „die das Erdachte umsetzen“, so der Gastgeber, der auf die modernst eingerichteten Bildungsstätten der Handwerkskammern aufmerksam machte.

Handwerk habe „sehr sehr viele Berufschancen“



Er selbst habe das Gymnasium besucht, sei dann aber bis zum Einstieg in die Politik auf dem elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb geblieben, bekundete Hubert Aiwanger. Die Wichtigkeit handwerklicher Berufe stehe außer Frage. Zugleich habe das Handwerk „sehr sehr viele Berufschancen“. Man könne ja trotzdem später noch studieren und sogar Professor werden, fügte der Freie-Wähler-Politiker hinzu, der auch die Möglichkeit, im Handwerk gutes Geld zu verdienen, nicht außer Acht ließ.

Gerade solch praktische Erlebnisse blieben am meisten hängen, merkte Aiwanger aus eigener lebhafter Erinnerung an einen Besuch als Grundschüler in einer Schmiede an. Nicht umsonst laute ein oft zu hörender Spruch, der zeige, wie tief das Handwerk seit jeher in der Gesellschaft verwurzelt sei: „Wir haben ein Problem gemeistert.“ Zugleich plädierte er dafür, die Ausbildung – analog zum Studium an Hochschulen und Universitäten – finanziell besser zu unterstützen.

„Wir versuchen, Schüler zu sensibilisieren, das Handwerk in ihre Berufswünsche zu integrieren“, erklärte Aiwanger, der fand: „Jeder Schüler, der Abitur macht, sollte auch einen Nagel einschlagen können“.

Das Handwerk habe sich entwickelt, arbeite heute mit modernsten Mitteln und sei mit Hightech hinterlegt. „Einem guten Handwerker stehen alle Türen offen“, formulierte der Minister als Botschaft an die Jugendlichen. In der Gesprächsrunde mit Politikerkollegen und Funktionären beruflicher Verbände forderte er eine Verstetigung des „Tags des Handwerks“ ein und wünschte sich die Kammern als kontinuierliche Anlaufstellen für die Schulen – auch in Kooperation mit Sponsoren aus der Wirtschaft. Es sei gut, mit dieser Aktion den Nagel in die Wand geschlagen zu haben, um das Erlebnis zu vermitteln, „das Praktische ist wieder in und nicht out.“

Zusätzlich Betriebs- und Schulbesuche



An den im Juli vergangenen Jahres gefassten Kabinettsbeschluss, dass es ab diesem Schuljahr den verpflichtenden „Tag des Handwerks“ geben muss, erinnerte HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger. Diese Aktion beschränke sich aber nicht auf diese Woche mit dem Besuch von rund 3000 Schülern an allen zwölf Bildungszentren in beiden Regierungsbezirken, sondern sei verteilt auf das gesamte zweite Unterrichtshalbjahr. Hinzu kämen Betriebs- und Schulbesuche, so Kilger. „Wir müssen den Schülern zeigen, wie modern das Handwerk ist“. Auch in Richtung zeitgemäßer Technik zur Umsetzung des Klimaschutzes sei man hier bestens ausgestattet.

Für das bayerische Schulsystem mit seiner Dreigliedrigkeit machte sich der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, Hans Schmidt, stark. Den Auftakt des neuen Unterrichtsfachs begleiteten auch Peter Brendel, Ministerialbeauftragter für die Gymnasien in Niederbayern, und Franz Schneider, Bereichsleiter Schulen bei der Regierung von Niederbayern.