Rekord-Projekt
Schmidbauer aus Hebertsfelden baut größten Transformator der Firmengeschichte

Schmidbauer spezialisiert auf hohen Wirkungsgrad der Anlagen – Rekord-Projekt schafft 99,4 Prozent

07.01.2023 | Stand 17.09.2023, 6:03 Uhr

Knapp 5500 Kilogramm schwer ist der Aluminium-Transformator mit einer Leistung von 2,7 Megawatt, der künftig in einer Windkraft-Testanlage arbeitet. Hier bereiten Prüffeldleiter Florian Grubwinkler (l.) und Florian Malitz die Hochspannungsprüfung des Rekordprojekts vor. −F.: Schmidbauer

Groß wie eine Anrichte und knapp fünfeinhalb Tonnen schwer ist der Transformator, der das Hebertsfeldener Unternehmen Schmidbauer Transformatoren und Gerätebau GmbH (Landkreis Rottal-Inn) vor kurzem verlassen hat.



Groß ist er weniger in seinen Ausmaßen, sondern wegen seiner Leistung von 2,7 Megawatt. Dies entspricht rechnerisch 3700 PS oder 30 Mittelklasse-Pkw. Es ist der größte Transformator der Firmengeschichte.

Jedes Zehntelprozent spart Strom für sechs Haushalte

Schon seit Jahren entwickelt das Unternehmen Lösungen für die Energiewende oder die Elektromobilität. So etwa für elektrisch angetriebene Schiffe, Baumaschinen, Züge oder – wie im Fall dieses Transformators – für Windkraftanlagen. Geschäftsführer Dominik Reichl erklärt: „Wir haben unsere eigene Technologie entwickelt, damit im Trafo möglichst wenig Abwärme entsteht. Jedes Zehntelprozent Wirkungsgrad, das wir aus diesem Transformator herauskitzeln, spart im Dauerbetrieb so viel Strom, wie knapp sechs Familien im Jahr verbrauchen.“ Seit 150 Jahren beschäftigt sich das Unternehmen bereits mit dieser Technologie. Und noch immer könne man „noch vieles besser und effizienter machen“, ist Reichl überzeugt.

Dem Ziel kommt das Unternehmen aus dem Landkreis Rottal-Inn schon sehr nahe, denn der Wirkungsgrad beim jüngsten Großprojekt liegt bereits bei 99,4 Prozent, gemessen im Realbetrieb. Damit ist das Unternehmen überzeugt davon, einer der Pioniere für Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Energie in Bayern zu sein.

Produkte weltweit gefragt

Die Produkte sind jedenfalls weltweit gefragt, das Unternehmen will und könnte wachsen. Indes bremst der Fachkräftemangel die Möglichkeiten: „Händeringend suchen wir Techniker, Facharbeiter oder Konstrukteure – einfach Menschen mit Spaß am Elektromagnetismus“, umreißt Dominik Reichl die Anforderungen. Da umfassend ausgebildete Trafo-Spezialisten auf dem Arbeitsmarkt kaum zu finden sind, sei permanente Weiterbildung im Unternehmen die Regel.

Die Kundschaft ist international: So bekommt die legendäre Hochbahn in Chicago neue Züge – mit den hocheffizienten Transformatoren aus Hebertsfelden an Bord. Denn auch die USA setzen auf Elektromobilität – und damit sind bei weitem nicht nur Elektroautos aus Kalifornien gemeint, wie Geschäftsführer Reichl erklärt.

Transformatoren für Hochbahn in Chicago

Transformatoren sind Spannungswandler. Sie dienen dazu, unterschiedliche Spannungen aneinander anzupassen. Zu sehen sind sie zum Beispiel als graue Kästen auf Strommasten. Sie dienen dazu, die Hochspannung der Freileitung in die haushaltsübliche Energie umzuwandeln. Allerdings: Genau diese standardisierten Transformatoren für Freileitungen fertigt Schmidbauer nicht, sondern entwickelt jeweils für den Bedarf speziell angepasste Anlagen, wie sie zum Beispiel für Elektromobilität erforderlich sind.

Das 1949 in Hebertsfelden gegründete Unternehmen ist nach wie vor eine familiengeführte Unternehmensgruppe mit zwei Standorten. 240 Mitarbeiter entwickeln und fertigen alle Arten von Wickelkörpern, angefangen von kleinen HF-Spulen bis zu großen Filterdrosseln, vom rückspeisefähigen Netzfilter bis zu kundenspezifischen Stromversorgungen – unter anderem auch für den weltgrößten Teilchenbeschleuniger des CERN.

− pnp/ek