93 Prozent mit schnellem Internet
Glasfaserausbau: Bayern bundesweit auf vorletztem Platz – Staatsregierung widerspricht

17.10.2024 | Stand 17.10.2024, 14:28 Uhr |

Lediglich ein Drittel der Haushalte ist in Bayern mit einem Glasfaseranschluss ausgestattet. Laut Staatsregierung gibt es im Freistaat trotzdem beinahe flächendeckend schnelles Internet. − Foto: Armin Weigel/dpa

Beim Ausbau des Glasfasernetzes liegt Bayern nach Berechnungen der Telekommunikations-Netzbetreiber bundesweit auf dem vorletzten Platz. Lediglich für gut ein Drittel (34 Prozent) der Haushalte, Unternehmen und Behörden waren zur Jahresmitte Glasfaseranschlüsse verfügbar, wie der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) in Berlin mitteilte.

  

Der bundesweite Schnitt liegt demnach bei 43 Prozent. Niedriger war die Glasfaser-Ausbauquote mit je 29 Prozent demnach nur in Baden-Württemberg und Berlin. Grundlage der Auswertung waren die Daten von 202 der etwa 280 in Deutschland tätigen Netzbetreibern, laut Breko ist die Untersuchung repräsentativ.

Viele Haushalte verzichten trotz Kabel



Die „Ausbauquote“ ist in der Terminologie des Verbands nicht gleichbedeutend mit der Zahl der tatsächlichen Anschlüsse. Deutschlandweit verfügbar waren demnach im Sommer 19,9 Millionen Glasfaseranschlüsse. Doch nur etwas mehr als halb so viele (10,5 Millionen) Haushalte, Firmen und öffentliche Einrichtungen waren tatsächlich ans Glasfasernetz angeschlossen – das entspricht einer Quote von 23 Prozent.

Ursache der Diskrepanz ist laut Breko, dass viele Haushalte auf einen Glasfaseranschluss verzichten, auch wenn die Kabel in der jeweiligen Straße bereits verlegt sind. In Bayern war der Studie zufolge auch der Anteil der tatsächlichen Anschlüsse mit 19 Prozent niedriger als im Bundesschnitt. Breko hat nach eigenen Angaben gut 500 Mitglieder, darunter 262 Netzbetreiber.

Streit um die Förderpolitik



Breko liegt seit einiger Zeit über Kreuz mit der Staatsregierung und deren Forderung nach höheren Bundeszuschüssen für den Gigabit-Ausbau. Laut einer Berechnung des Verbands haben bayerische Kommunen in diesem Jahr bereits Fördermittel für 517 Ausbauprojekte beantragt, das seien rund drei Viertel aller Anträge bundesweit.

Breko-Landespolitikleiter Jan Simons argumentierte, dass das den Glasfaserausbau in Bayern nicht schneller mache, sondern langsamer: „Der Ansatz, so viel wie möglich fördern zu wollen, ist für das Ausbautempo aber kontraproduktiv, da der geförderte Ausbau deutlich länger dauert, oft bis zu sieben Jahre.“

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Das Finanzministerium verweist hingegen seit langem auf den hohen Anteil ländlicher Gemeinden in Bayern, in denen sich die Verlegung von Glasfaserkabeln wegen großer Entfernungen - und damit hoher Kosten - bei vergleichsweise wenigen Haushalten für die Unternehmen nicht lohne.

Laut Staatsregierung flächendeckend schnelles Internet in Bayern



Nach Angaben der Staatsregierung haben inzwischen allerdings mehr als neun von zehn Haushalten in Bayern Zugang zu schnellem Internet mit einer Geschwindigkeit von mindestens 100 Megabit pro Sekunde. Insgesamt sind es knapp 93 Prozent, wie Finanzminister Albert Füracker (CSU) in einer Sitzung des Wirtschaftsausschusses im Landtag sagte. Nicht einmal ein Prozent der Haushalte muss sich demnach noch mit einer Geschwindigkeit von weniger als 30 Megabit pro Sekunde begnügen.

Der Grünen-Abgeordnete Martin Stümpfig zweifelte allerdings an, ob die Zahlen die Realität wirklich komplett widerspiegeln - insbesondere, ob sich die Ausbauquote wirklich auf alle Haushalte bezieht oder nicht nur auf den erfolgten Anschluss der jeweiligen Hauptorte.

Füracker: Nachfrage nach Gigabit gering



Füracker aber zog ein positives Zwischenfazit des Breitbandausbaus in Bayern, trotz der schlechten Ausbauzahlen: „Alle rufen Glasfaser“ - die Nachfrage sei aber nicht vorhanden in Privathaushalten, die bereits 30 oder 100 Mbit/s hätten. Zudem verwies er darauf, dass auch mit anderen Techniken – ohne Glasfaser – eine Geschwindigkeit von mehr als einem Gigabit pro Sekunde erreicht werden könne. 70 Prozent aller bayerischen Haushalte verfügen demnach schon über eine Gigabit-Versorgung - weitere zehn Prozent seien derzeit im Bau.

Aber auch hier ist die Nachfrage gering: Lediglich „zehn Prozent derjenigen, die den Gigabit nutzen können, buchen den Gigabit. Das muss man sich mal vorstellen“, sagte Füracker. Es gebe deshalb „nirgendwo flächendeckenden Ärger“ wegen fehlender Gigabit-Versorgung oder fehlender Infrastrukturleistung - es gebe lediglich vereinzelt Beschwerden.

„Jeder kann bauen, in jedem Dorf“



Vorwürfe wegen des Glasfaser-Ausbaus in Bayern wies Füracker als „unfair“ und nicht der Wahrheit entsprechend zurück. Weder die Kommunen noch der Freistaat hätten eine Zuständigkeit für den Glasfaser-Ausbau. Der privatwirtschaftliche Ausbau könne auch ohne öffentliche Fördergelder weiter voranschreiten, sagte Füracker - tue er aber nicht. Dabei sei jeder Telekommunikationsbetreiber aufgerufen, zu bauen. „Jeder kann bauen, in jedem Dorf“, sagte er.

Füracker verwies aber auch darauf, dass nach dem Grundgesetz der Bund für das Telekommunikationsgesetz zuständig sei. Man könne schon deutlich weiter sein im Ausbau, wenn der Bund entsprechend gefördert und sich an Zusagen gehalten hätte, sagte er. Der Freistaat habe mittlerweile über zwei Milliarden Euro in die Förderung des Breitbandausbaus investiert.

− dpa

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