Weil sie das Geld zum leben brauchen, arbeiten die Eltern von Sorin (8) abwechselnd im Ausland. Bis auf wenige Wochen im Jahr müssen ihre Kinder jeweils auf ein Elternteil verzichten. Ohne die Hilfe von Concordia würden sie es nicht schaffen, sagt Vater Sergiu (36).
Zum 32. Mal leuchtet heuer „Ein Licht im Advent“, die Weihnachtsaktion der Passauer Neuen Presse. In diesem Jahr unterstützen Ihre Spenden die Arbeit der Hilfsorganisation Concordia in der Republik Moldau. Hier können Sie direkt online spenden. Alle weiteren Infos und Berichte zur Spendenaktion finden Sie hier auf unserer Sonderseite.
Sorin (Die Namen der Kinder wurden aus Kinderschutzgründen von der Redaktion geändert) zählt schon die Tage. Bis Weihnachten ist es nicht mehr so lange, und dann wird seine Familie wieder komplett sein. Zumindest für ein, zwei Wochen. Dann wird seine Mutter nach Hause kommen in ihr kleines Häuschen in Tudora, nahe der ukrainischen Grenze ganz im Südosten der Republik Moldau. Fast 2000 Kilometer trennen den Achtjährigen von seiner Mutter, die in München als Spülerin in der Gastronomie arbeitet.
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„Wir brauchen das Geld“, sagt Vater Sergiu (36). „Hier bei uns gibt es keine guten Jobs, von denen man eine Familie ernähren könnte.“ Und so wechseln sich er und seine Frau seit eineinhalb Jahren ab. Drei Monate arbeitet jeder von ihnen in der bayerischen Landeshauptstadt – so lange gilt ihr Arbeitsvisum. Dann kommt der andere und übernimmt den Knochenjob in Großküchen, für den Gastronomen kaum einheimische Arbeitskräfte finden. Das Geld, das sie von ihrem Gehalt abzweigen können, schicken sie nach Hause.
„Es wäre schön, wenn beide daheim wären“
„Uns ist wichtig, dass immer einer von uns für die Kinder da ist“, betont Sergiu. „Wer sonst würde das denn tun, wem könnten wir denn vertrauen?“ Sorin und seine beiden älteren Brüder, Victor (15) und Adrian (17) haben sich an die Situation gewöhnt, auch wenn es vor allem dem Kleinen nicht leicht fällt (Die Namen der Kinder wurden aus Kinderschutzgründen von der Redaktion geändert). „Es wäre schön, wenn beide daheim wären“, sagt Sorin leise. „Aber ich weiß, dass das nicht geht.“ Sergius Blick wird traurig, als er seinen Sohn das sagen hört. Auch er vermisst seine Frau, das Familienleben. Doch er weiß auch, dass die wirtschaftliche Lage in seinem Heimatland angespannt ist und er mit seinen sieben Schuljahren ohne Abschluss nur schlecht bezahlte Hilfsarbeiterjobs auf dem Bau oder in der Landwirtschaft findet. Sergiu stammt aus einer Familie, die der Roma-Minderheit im Land angehört. „Meine Eltern nahmen mich aus der Schule, als sie sich trennten“, erzählt er. „Dabei war ich echt ein guter Schüler.“
„Ich bin sehr stolz auf meine Söhne“
Vielleicht ist es ihm gerade deshalb so wichtig, dass seine Söhne einmal bessere Chancen haben. „Meine Frau und ich, wir machen alles, damit es ihnen gut gehen wird“, sagt Sergiu. „Ich will, dass sie wie Menschen behandelt werden, einen guten Beruf haben.“
Adrian, der Älteste, macht gerade eine Ausbildung zum Maschinisten. Victor und Sorin gehen zur Schule – und haben beide gute Noten. „Ich bin sehr stolz auf meine Söhne“, sagt Sergiu. „Und Concordia unglaublich dankbar, denn ohne ihre Hilfe würde das alles nicht funktionieren.“ Sorin geht jeden Tag nach der Schule ins Sozialzentrum der Concordia in Tudora. Dort kriegt er ein warmes Mittagessen, wird bei den Hausaufgaben betreut und kann mit seinen Freunden spielen. Dass die Sozialarbeiterinnen immer ein offenes Ohr haben und die Kinder auch mal in den Arm nehmen, tröstet zwar nicht über die Abwesenheit der Mama hinweg, macht es aber zumindest erträglicher.
„Ohne Concordia könnte ich das alleine nicht leisten“
„Die Condordia ist eine große Hilfe für uns. Früher schon für Victor, und jetzt geht der Kleine so gerne ins Zentrum“, sagt Sergiu. „Ich könnte das alleine gar nicht leisten, das ist eine riesengroße Erleichterung für mich.“ Wenn er nicht gerade auf einer Baustelle oder einem der Felder ringsum arbeitet, kümmert sich der 36-Jährige um das Zuhause der Familie. Es wirkt immer noch sehr baufällig, doch jeden Leu, den sie übrig haben, steckt Sergiu in das Haus. „Früher hatten wir nur ein Plumpsklo im Garten, jetzt gibt es eine Toilette und fließend Wasser im Haus“, erzählt der Vater stolz.
Im Sommer ernten sie Obst und Gemüse in ihrem kleinen Garten, im Hof halten sie ein paar Hühner und Gänse. „Wir haben nicht viel, aber dank unserer Jobs kommen wir einigermaßen über die Runden“, sagt Sergiu.
Nach Kriegsbeginn sechs Flüchtlinge beherbergt
Dabei hat die Familie auch schon ganz andere Zeiten erlebt. Als 2022 der Krieg in der Ukraine ausbrach, wurde ihr Grenzort zum Nadelöhr. Tausende Menschen aus der Ukraine flüchteten über die Grenze, Tudora war ihre erste Anlaufstation. Ein Jahr lang beherbergten Sergiu und seine Frau sechs Flüchtlinge in ihrem Haus. „Das war eine schwierige Zeit, alle mussten irgendwo schlafen und jeden Tag essen“, erinnert sich Sergiu. Doch die Menschen, die vor den Bomben und dem Schrecken des Kriegs geflohen waren, im Stich zu lassen, das wäre ihnen nie eingefallen. Mittlerweile hat sich die Lage etwas beruhigt, die Flüchtlinge sind weitergezogen oder haben sich in den Gemeinden integriert, auch weil Concordia den Menschen aus der Ukraine unter die Arme greift.
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Dass sich Familien stabilisieren, Kinder eine gute Ausbildung erhalten und sich aus eigener Kraft eine Zukunft aufbauen können – das ist eines der wesentlichen Ziele, die die Hilfsorganisation Condordia in Moldau verfolgt. Beispiele wie die von Sergiu und seinen Söhnen zeigen den Helfern, dass ihr Ansatz aufgeht.
Vom Christkind wünscht sich Sorin eine Angel. Doch noch mehr freut er sich darauf, dass seine Mutter nach Hause kommt. „Wir stehen ganz früh auf, um sie abzuholen“, verrät der Achtjährige. „Papa wird ein Huhn oder eine Gans schlachten, wir werden etwas Gutes essen und durch die Nachbarschaft ziehen und Weihnachtslieder singen – dafür kriegen wir immer ein paar Lei“, freut sich Sorin. „Und vielleicht machen wir gemeinsam dann einen schönen Ausflug“, verspricht Vater Sergiu. Alle zusammen, wie eine richtige Familie.
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