Der Ministerpräsident und seine Kultusministerin erleben am Donnerstag eine erste beispielhafte Verfassungsviertelstunde. Start der Neuerung an allen Schulen ist im neuen Schuljahr - aber nur in einigen Klassen.
Nun ist es fix: Die sogenannte Verfassungsviertelstunde startet an allen bayerischen Schulen wie angekündigt zum kommenden Schuljahr - aber zunächst nur ihr ausgewählten Jahrgangsstufen. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) stellten das Konzept am Donnerstag bei einem Schulbesuch in München vor. Sie besuchten dort eine erste beispielhafte derartige Unterrichtseinheit.
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In den Grundschulen soll es die Verfassungsviertelstunde zunächst nur in der zweiten und vierten Klasse geben, in den weiterführenden Schulen in den Jahrgangsstufen sechs und acht, im Gymnasium und an Fachoberschulen zusätzlich auch in der Jahrgangsstufe elf.
Die Verfassungsviertelstunde soll regelmäßig einmal pro Woche innerhalb der normalen Unterrichtszeit und abwechselnd in verschiedene Fächer eingebaut werden. Leistungserhebungen und -bewertungen soll es nicht geben.
Einheiten flexibel und offen gestalten
Zentral ist: Die Schulen und die jeweiligen Lehrer sollen die Einheiten sehr flexibel, offen und lebendig gestalten können. Zu den darauffolgenden Halbjahren soll das Konzept auf weitere Klassen ausgeweitet werden.
„Wir wollen Demokratie erlebbarer machen“, sagte Söder. „Wir wollen, dass einmal die Woche in der Schule darüber diskutiert wird, anhand eines konkreten Beispiels, was unsere Verfassung ausmacht.“ So wolle man Demokratiebildung und Demokratiebewusstsein schaffen. Wenn man sehe, wie radikale Szenen über sozialen Medien versuchten, Einfluss auf junge Leute zu nehmen, dann solle die Verfassungsviertelstunde ein Gegenimpuls sein.
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Stolz erklärte: „Es geht darum, dass wir die Lebenswelt, die Realitätswelt der Schülerinnen und Schüler in der Verfassungsviertelstunde aufgreifen und dann einen Bezug herstellen zur Verfassung, zu den Werten zu unserer Demokratie.“ Natürlich gebe es schon jetzt viel politische Bildung an den Schulen.
„Aber wir brauchen gerade in Zeiten, wo wir mit Erschrecken eine Zunahme von Antisemitismus, von Extremismus erleben, von Demokratiefeindlichkeit, einfach noch ein bisschen mehr.“ Die Ministerin betonte: „Das geht über alle Schularten hinweg und wird natürlich auch altersgerecht gestaltet werden.“
Neuen Fokus auf Verfassungswerte
In der beispielhaften Verfassungsviertelstunde, die Söder und Stolz am Münchner Wittelsbacher-Gymnasium besuchten, diskutierten die Schülerinnen und Schüler mit ihrer Lehrerin beispielsweise über Hasskommentare im Netz - und davon ausgehend darüber, was Meinungsfreiheit bedeutet und wo die Meinungsfreiheit ihre Grenzen findet.
In ihrem Koalitionsvertrag hatten sich die CSU und Freie Wähler darauf verständigt, im Schulunterricht einen neuen Fokus auf die Verfassungswerte zu richten. Sie reagierten damit auf den wachsenden Druck auf die Demokratie durch Populisten und Extremisten.
− dpa
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