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Ukrainische Mutter erzählt von ihrer Flucht: „Nur an meine Kinder gedacht“

29.12.2022 | Stand 17.09.2023, 6:35 Uhr

Für ihre Kinder muss sie stark sein: Maryna ist mit ihrer kleinen Tochter Albina (4) und deren 14-jährigem Bruder Vladislav aus Kramatorsk in der Ostukraine in Richtung Westen geflohen. In Morshyn hat sie eine Unterkunft gefunden. −Foto: Huber

Von Korbinian Huber

Mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine ist Marynas Welt zusammengebrochen. Einst lebte sie in der Großstadt Kramatorsk im Osten des Landes. Dort arbeitete sie als Verkäuferin, versorgte ihre beiden Kinder Albina (4) und Vladislav (14), war verheiratet. Doch als die ersten Bomben in der Stadt einschlugen, stand ihr Leben plötzlich Kopf.



Ihr Ehemann sei gestorben – das ist alles, was sie darüber erzählt. Maryna beschloss, in den Westen zu fliehen. „Als der Krieg begann, habe ich nur an meine Kinder gedacht.“ Sie habe die beiden in Sicherheit bringen wollen. Ihre Mutter und Großmutter musste sie zurücklassen. Zu beschwerlich wäre die Reise gewesen.

Ende April erreichte die kleine Familie die Westukraine. Das „Center for Women’s Perspektive“, ein lokaler Partner von CARE, nahm sie auf. Heute lebt die zweifache Mutter mit ihren Kindern in einem kleinen Raum in einer Flüchtlingsunterkunft in der Ortschaft Morshyn. Hier gefällt es ihr, doch von ihrem früheren Leben ist sie weit entfernt.

Heimatstadt noch immer Frontgebiet



Da sie ihre Arbeit als Verkäuferin aufgeben musste, ist heute ihre Hauptaufgabe die Betreuung ihrer Kinder. Nur wenn sie etwas Zeit übrig hat, engagiert sich Maryna als Freiwillige. Sie näht Camouflage-Netze für die Soldaten im Osten. Die Arbeit ist ihr wichtig. Schließlich kämpfe die ukrainische Armee derzeit in ihrem Herkunftsort. Kramatorsk ist nicht besetzt, doch zurück kann sie auch nicht. Die Stadt ist noch immer Frontgebiet.

Gedanken über ihre Heimat und ihr altes Leben stimmen sie oft traurig und deprimiert, sagt sie. Doch um ihrer Kinder willen versucht Maryna positiv zu denken. Und immerhin gibt es etwas, das sie immer wieder aufbaut: „Hier gibt es viele gute Menschen, die uns helfen wollen. Das macht mich glücklich.“