2256 Tage – so lange ist Markus Söder, Stand heute, bayerischer Ministerpräsident. Nur in einem einzigen Staatsamt verweilte er bisher länger – dem des bayerischen Finanzministers: Ganze 2324 Tage lang war er für die weiß-blauen Staatsfinanzen zuständig. Davor war er 1100 Tage Umwelt- und Gesundheitsminister und wiederum davor 380 Tage Bundes- und Europaminister. In zwei Monaten, am 24. Juli, wird Söder dann länger im Amt des Ministerpräsident sein als er es in jedem anderen Staatsamt zuvor war. Warum das von einem gewissen Interesse ist? Nun, in München sagen einige, die Söder durchaus recht nahe stehen, er neige dazu, nach einer gewissen Zeit jedes Amt als für ihn zu klein und zu eng zu empfinden – und also nach der nächsten Aufstiegsmöglichkeit zu suchen. Söder selbst sagt zwar bei jeder Gelegenheit, als Ministerpräsident sei er „ausbefördert“. Das hat ihn aber vor drei Jahren nicht davon abgehalten, in Sachen Unions-Kanzlerkandidatur seinen Hut doch in den Ring zu werfen und auf die noch größere Bühne zu streben – was zeigt, dass seine Abneigung gegen Berlin vielleicht doch nicht so groß ist, wie er es selbst immer glauben machen möchte („Das Schönste an Berlin ist das Heimkommen nach Bayern“). So wurde in manch Münchner Zirkeln spekuliert, Söder könne sich vorstellen, als Minister nach Berlin zu gehen – sogar unter Friedrich Merz als CDU-Bundeskanzler. Das Amt müsse halt mit Söders Größe mithalten können. Und weil bei Söder zuletzt einige Auslandsreisen zusammengekommen sind (im vergangenen Jahr nach Albanien und Israel, heuer nach Schweden, China und zuletzt Italien) hielt das mancher für den subtilen Hinweis Söders, das Amt des Bundesaußenministers anzustreben. Und jetzt das! Da meldet doch tatsächlich diese Woche die „Bild-Zeitung“, dass durch das politische Berlin das Gerücht wabere, CDU-Chef Merz könnte im Gegenzug zu Söders Verzicht auf die Unions-Kanzlerkandidatur seinem bayerischen CSU-Kollegen einen „Top-Job“ antragen – nämlich die Bundespräsidenten-Kandidatur 2027. „Mit dem Versprechen, Söder als Bundespräsidenten-Kandidat vorzuschlagen, könnte Merz den CSU-Chef im Wahlkampf ruhig stellen. Mehr noch: Söder hätte ein massives Interesse, dass Merz die Wahl gewinnt“, so die „Bild“. Das würde Sinn machen – nicht dass Söder den Kanzlerkandidaten Merz ähnlich liebevoll unterstützt, wie er einst den Unions-Kanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU) unterstützt hat... Dass Söder die Dinge analysiert und seine Optionen abwägt, ehe er gegenüber der Unions-Schwester einen Preis aufruft, davon darf man getrost ausgehen. Ob es wirklich ein subalternes Amt für ihn ist oder ob er weiter am großen Rad drehen will, das wird man sehen.
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