Ex-Ministerpräsident
Seehofer: Ruhestand ist «Jungbrunnen»

07.12.2022 | Stand 08.06.2024, 1:39 Uhr |

Ein Jahr nach seinem Ausscheiden aus der Politik hat der ehemalige Bundesinnenminister und bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) seinen Ruhestand als neue Kraftquelle und «Jungbrunnen» bezeichnet. «Ich habe meine politischen Ämter mit ganz großer Leidenschaft gemacht», betonte der 73-Jährige am Dienstagabend bei einer Veranstaltung des «Donaukurier» in Ingolstadt. Vor einem Jahr sei er aber aus dem Berliner «Hamsterrad» ausgestiegen. Und wenn man aufhöre, müsse man loslassen. «Und ich glaube, das hab' ich geschafft.»

Als Schwerpunkte seines Lebens im Ruhestand nannte Seehofer Stammtische und die Pflege von Freundschaften, die Neuentdeckung von Natur- und kulturellen Schätzen in und um seine Heimat Ingolstadt und andere Hobbys. Er sei in einem Dutzend Gesprächskreisen, Stammtischen und Schafkopfrunden - und suche sich jeden Tag aus, wo er hingehe. «Das ist für mich ein ganz wesentlicher Lebensinhalt: die Pflege von Freundschaften», sagte Seehofer. Zuvor sei das wegen seiner politischen Ämter jahrzehntelang nur schwer möglich gewesen.

Als weitere Hobbys nannte Seehofer Lesen («meistens fünf Bücher gleichzeitig») und Keyboardspielen. Und: «Sie werden mir nicht glauben, dass ich vor kurzem einen Computer gebaut habe.» Aus fertigen Bauteilen, aber: «Er funktioniert seit 14 Tagen.». Zudem lerne er die Programmiersprache C++. Er fühle sich gut, fasste Seehofer sein Leben ohne Politik und politisches Spitzenamt zusammen. «Ich genieße das - ich genieße das ausgesprochen.»

Über seine Nachfolger - Markus Söder (CSU) als Ministerpräsident und Nancy Faeser (SPD) als Bundesinnenministerin - äußerte sich Seehofer quasi nicht. Er sagte allerdings, dass er bei der Fußball-WM in Katar nicht mit der «One Love»-Binde aufgetreten wäre wie Faeser - er sei der Ansicht, dass man mögliche Missstände direkt benennen müsse.

Als schönstes Erlebnis seiner Karriere nannte Seehofer die Deutsche Einheit - und das schönste Amt sei das Ministerpräsidenten-Amt gewesen. Ein «trauriger Vorgang» sei deshalb gewesen, als er diesen Posten nach der Bundestagswahl 2017 habe abgeben müssen. Damals sei er «mit allerhand Verrenkungen, um das ganz vornehm zu formulieren», angehalten worden, das Amt aufzugeben und nach Berlin zu gehen. Die Amtsübergabe an seinen Nachfolger sei aber «anständig» erfolgt.

Seehofer war - nach einer Reihe politischer Spitzenämter zuvor - von 2008 bis 2018 Ministerpräsident. Von 2018 bis Dezember 2021 war er bis zum Amtsantritt der Ampelkoalition Bundesinnenminister.

© dpa-infocom, dpa:221206-99-807140/2

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