„Nicht zu handeln ist keine Lösung“
Sechs Regeln: So handeln Sie bei einem Gewaltangriff in der Bahn richtig

05.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:38 Uhr

„In einer solchen Extremsituation gibt es wahrscheinlich keine ‘optimale Lösung‘“, sagt Günther Tomaschko vom Präsidium Niederbayern. „Sicher ist aber: Nicht zu handeln ist keine Lösung.“ −Symbolbild: Daniel Bockwoldt/dpa

Es ist die Horrorvorstellung eines Zugfahrers: Plötzlich greift ein Passagier einen anderen an - im schlimmsten Fall mit einer Waffe. Wie reagieren? Wir haben bei der Polizei nachgefragt.



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14 Jahre muss der 27-Jährige nach einem Urteil im Dezember in Haft, der im November 2021 in einem ICE nach Nürnberg mit einem Messer auf vier Reisende eingestochen hatte - drei von ihnen wurden bei dem Angriff schwer verletzt. Erst vor gut einem Monat starben zwei Menschen nach einer Messerattacke in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg.

„Nicht zu handeln ist keine Lösung“



Auch wenn solche schockierenden Gewalttaten in Deutschland äußerst selten geschehen, verunsichern sie Menschen, die gerne und häufig öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Wir haben deshalb bei der Polizei nachgefragt, wie Betroffene bei einem Gewaltangriff in einem Zug oder ähnlichem öffentlichen Verkehrsmittel reagieren können.

„In einer solchen Extremsituation gibt es wahrscheinlich keine ‘optimale Lösung‘. Sogar für unsere Einsatzkräfte gibt es keinen vorgefertigten Plan, den man abhandeln kann - auch wenn sie regelmäßig ähnliche Szenarien trainieren“, sagt Günther Tomaschko vom Polizeipräsidium Niederbayern. „Sicher ist: Nicht zu handeln ist keine Lösung.“ Die Polizei gibt deshalb folgende Tipps und „mögliche Verhaltensweisen“:

1. Situation erkennen: Was passiert und woher kommt die Gefahr? Handelt es sich um eine körperliche Auseinandersetzung oder hat der Angreifer eine Waffe?

2. Lage sondieren: Zunächst Distanz halten und sich nicht sofort der Gefahr nähern und das eigene Leben oder die Gesundheit aufs Spiel setzen. Kurz reflektieren: Was traue ich mir persönlich zu? Bin ich der Situation gewachsen? Am besten geschultes Personal wie z.B. Polizei, Bahnmitarbeiter oder Bundeswehrangehörige ausfindig machen, die auf solche Situationen trainiert sind.

3. Direkt um Hilfe bitten: Passanten oder Passagiere mit einbinden und direkt ansprechen (Bsp.: „Sie in der blauen Jacke“) um gemeinsam gegen den Täter vorzugehen - sofern dieser unbewaffnet ist. Auf jeden Fall laut und beherzt auf die Gefahr hinweisen.

4. Notruf wählen: Umgehend den Notruf 110 oder 112 wählen oder jemanden damit beauftragen. Im besten Fall für Rückfragen auch am Telefon bleiben, sofern es die Lage zulässt.

5. Täter isolieren: Wenn möglich, den Täter gemeinschaftlich isolieren und seinen Aktionsradius einschränken. Im Zug z.B. Verbindungstüren zuhalten oder den Angreifer mit langen Gegenständen in Schach halten.

6. Notbremse ziehen: Bei Schusswaffen, mehreren bewaffneten Tätern und ansteigenden Opferzahlen in der Bahn auf jeden Fall die Notbremse ziehen, um Unbeteiligten eine größere Fluchtmöglichkeit zu schaffen, damit sie sich in Sicherheit bringen können.