Vor dem Funkhaus des Bayerischen Rundfunks haben erneut rund 150 Menschen gegen geplante Anpassungen der Kulturberichterstattung der öffentlich-rechtlichen Anstalt demonstriert. Die Demonstranten setzten sich am Dienstagnachmittag für den Erhalt von BR-Kultursendungen wie «kulturWelt», «Diwan» oder «Kulturjournal» ein und forderten «kompetente eigenständige Kultursendungen statt Häppchenkultur auf Bayern 2».
BR-Kulturdirektor Björn Wilhelm widersprach zuletzt der Sorge, dass der Kultur im BR weniger Raum eingeräumt werde. «Das Gegenteil ist der Fall. Wir werden künftig mehr Sendezeit für Kultur zur Verfügung stellen – nicht weniger. Dabei hilft uns unter anderem eine neue werktägliche Sendestrecke von 14 bis 16 Uhr», sagte er dem Branchendienst «dwdl.de».
Auch einer befürchteten Annäherung des Programms in Richtung Mainstream erteilte Wilhelm eine Absage. «Das Erfolgsrezept von Bayern 2 sind die Kultur, die Kantigkeit, das Wissen und der Diskurs. Das abzuschaffen, wäre Quatsch.» Darum gehe es auch gar nicht, es gehe «darum, Kulturinhalte einem noch größeren Publikum als bisher zur Verfügung zu stellen, weg von Randzeiten am späten Abend oder am Wochenende».
Die Debatte um die Programmreform schwelt seit Längerem, dabei kam auch aus der Landespolitik Kritik. Es sei zu zunächst zu begrüßen, dass sich der BR die dringend notwendige Verjüngungskur verpasse, sagte Alexander Hold, FDP-Politiker und Mitglied des Rundfunkrats. «Ausgerechnet bei der Kulturwelle Bayern 2 anzusetzen und dort die Kultur künftig überwiegend in allgemeinen Sendeformaten zu verstecken, ist ein denkbar ungünstiger Ansatz.» Der kulturpolitische Sprecher der SPD im Landtag, Volkmar Halbleib, forderte, dass die Kultur im BR kein Nischenprodukt werden dürfe.
Im Oktober sollen Details der Programmreform in einer erweiterten Sitzung des Programmausschusses den Aufsichtsgremien des BR vorgestellt werden. Bei Veränderungen im BR-Programm spielt auch der Rundfunkrat als Aufsichtsgremium eine wichtige Rolle. Die nächste Sitzung des Rundfunkrats findet am 19. Oktober statt.
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