Hochwasserschutz
Polder Wörthhof: Regierung startet Raumordnung für umstrittenes Projekt

12.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:42 Uhr

Der Polder ist flussabwärts an der Donau geplant - mit wuchtigen Ausmaßen. Foto: Tino Lex

Die Planungen für den umstrittenen Hochwasser-Polder „Wörthhof“ im Landkreis Regensburg gehen in die nächste Phase: Die Regierung der Oberpfalz eröffnet am heutigen Donnerstag das Raumordnungsverfahren.



Damit wird das Projekt im jetzt noch frühen Stadium auf Auswirkungen abgeklopft. Angehört werden unter anderem die Stadt Wörth und die Gemeinde Pfatter, die zu den Hauptbetroffenen zählen. Auch Fachbehörden und Verbänden können Einwände geltend machen. Bürger dürfen über ihre Gemeinden Stellung beziehen. Im Fokus stehen die Folgen für künftige Ansiedlungen, für Natur- und Landschaftsschutz sowie für die Landwirtschaft und den Wasserhaushalt.

Die Planungsunterlagen werden einen Monat lang in betroffenen Kommunen ausgelegt. Die Unterlagen können zudem ab Donnerstagvormittag über die Homepage der Bezirksregierung abgerufen werden. Stellungnahmen sind bis 17. Februar möglich. Am Ende des Verfahrens steht eine landesplanerische Beurteilung. Bis sie vorliegt, könnten sechs bis zwölf Monate verstreichen. Im Anschluss folgt dann das Planfeststellungsverfahren, das mit Baureife und Baubeginn enden kann – sofern nicht erfolgreich Klage gegen das Vorhaben erhoben wird.

Annähernd die Größe des Tegernsees



Anwohner hatten schon vor Monaten erklärt, dass sie juristische Schritte prüfen. Diese Chance besteht im Raumordnungsverfahren noch nicht. Das geplante Hochwasserbecken nahe Wörth ist wegen seiner großen Ausmaße umstritten. Ein Bauernhof und ein Privatanwesen müssen nach derzeitigem Stand für das Projekt komplett weichen, bei zwei weiteren Landwirte in Kleinkiefenholz und Giffa rücken die Deiche sehr nah.

Der Polder wird mit einem Fassungsvermögen von 30 Millionen Kubikmeter geplant. Bei einer Fläche von rund 770 Hektar hat er im gefluteten Zustand annähernd die Größe des Tegernsees. Die Gesamtaußenlänge des Beckens beträgt 18 Kilometer, die Durchschnittshöhe der Deiche liegt bei sechs Metern – in der Spitze bei 7,75 Metern.

Wachsende Gefahr von Wetterkatastrophen



Der Polder hat das Ziel, bei Hochwasser-Katastrophen die Spitzen der Flut abzuschöpfen, damit in Straubing und Deggendorf nicht Land unter herrscht. Bei einem über hundertjährlichen Hochwasser könnten die Polder laut Gutachten die Scheitelwelle bei Straubing um knapp 40 Zentimeter kappen, in Deggendorf noch um über 20 Zentimeter. Polder-Gegner stellen die Ergebnisse allerdings in Frage.

Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) hat als Befürworter die wachsende Gefahr von Wetterkatastrophen in Zeiten des Klimawandels im Blick. Das Projekt soll nach Wunsch der Staatsregierung möglichst zügig voranschreiten. Als frühester Baubeginn wird 2031 angepeilt.