Expertin erklärt
Polarlichter über Deutschland: So stehen die Chancen für das Himmelsphänomen in Bayern

01.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:51 Uhr

In Teilen Deutschlands, wie hier über Sachsen-Anhalt, leuchteten in den vergangenen Nächten Polarlichter. Doch wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass in Bayern ein solches Naturschauspiel am Himmel auftritt? −Foto: Thomas Schulz/dpa

In den vergangenen Nächten ist es zu einem seltenen Phänomen gekommen: In Norddeutschland färbten Polarlichter den Himmel bunt. Doch wie entsteht das Naturschauspiel überhaupt und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit dafür in Bayern? Eine Expertin klärt auf.



Polarlichter verbinden viele unweigerlich mit Skandinavien, Island oder Grönland. Nicht umsonst heißen sie auch Nordlichter. Doch in den vergangenen Nächten, Ende Februar, waren sie auch weiter südlich zu sehen. In Teilen von Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen gab es Beobachtungen. Ebenso entstanden Fotos in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg.

Bayern erreichte das Himmelsphänomen nicht. Warum? Ist es schlicht nicht möglich oder war es nur Pech? Und wie entstehen solche Polarlichter in Norddeutschland überhaupt? Nachgefragt bei Astrophysikerin Jana Steuer von der Volkssternwarte München.

Polarlichter entstehen durch Aufprall geladener Teilchen auf Erdatmosphäre



Vorab die grundsätzliche Erklärung des Naturschauspiels: „Polarlichter entstehen“, beginnt Steuer, „wenn die Sonne hoch energetische Teilchen in Richtung Erde schickt und diese mit Stickstoff- und Sauerstoffatomen in den oberen Schichten der Erdatmosphäre interagieren.“ Das heißt: Sie schlagen praktisch Elektronen aus den neutralen Atomen, sodass diese nun ebenfalls eine Ladung besitzen.

Kurz danach werden die freien Elektronen wieder „eingefangen“ und die Atome sind wieder neutral, so die Astrophysikerin. „Bei diesem Vorgang gelangen die Elektronen auf ein erhöhtes Energieniveau und fallen dann nach kurzer Zeit wieder auf ihren Grundzustand zurück. Dabei wird Licht ausgesandt. Das sind die Polarlichter.“

Polarlichter können überall vorkommen, sogar am Äquator



Durch die Form des Erdmagnetfeldes treffen die Sonnenwindteilchen in hoher Konzentration vor allem bei den Polen auf die Erdatmosphäre, erklärt Steuer. „Wenn nun aber eine erhöhte Teilchenkonzentration der Sonne die Erde trifft, beispielsweise bei einem Ausbruch auf ihrer Oberfläche, dann können Nordlichter auch in Bereichen näher am Äquator auftreten.“

Ende Februar sorgte nun ein Sonnensturm für die Polarlichter über Deutschland. Je weiter nördlich das Bundesland, desto höher freilich auch die Chancen für das Phänomen. Grundsätzlich, so sagt Jana Steuer, können Polarlichter aber überall vorkommen, auch in Bayern. „Beim Carrington Event im 19. Jahrhundert, dem heftigsten bisher bekannten Sonnensturm, gab es Polarlichter bis hinunter zum Äquator.“

Im Juli 2025 sind Polarlichter in Bayern am wahrscheinlichsten



Dass solche Ereignisse äußerst selten sind, gibt die Expertin offen zu. In Bayern waren Polarlichter zuletzt 2016 visuell wahrnehmbar. Dennoch gibt es Hoffnung für bayerische Hobby-Astronomen: In ihrer Aktivität durchläuft die Sonne Elf-Jahres-Zyklen, erklärt Jana Steuer. „Momentan geht sie auf ein Maximum ihrer Aktivität zu, was sie Juli 2025 erreichen wird.“ Dann geschehen mehrmals am Tag große koronale Massenausbrüche und damit „steigen die Chancen enorm, dass diese die Erde treffen“, so Steuer, und auch in Bayern Polarlichter zu sehen sind.

Die Astrophysikerin dämpft die Erwartungen allerdings gleich wieder: Selbst bei höchster Sonnenaktivität sind Polarlichter in Bayern „eine äußerst seltene Erscheinung“. Wer für den Fall dennoch gerüstet sein will, sollte sich eine Kamera samt Objektiv kaufen. Zwar sind die Lichter oft sehr hell und können deshalb grundsätzlich auch mit Smartphones einfangen werden, erklärt Jana Steuer. Die schöneren Aufnahmen gelingen jedoch mit einer professionellen Kamera.