In Moldau, der kleinen Republik zwischen der Ukraine und Rumänien, wachsen Tausende Kinder in bitterster Armut auf. Sie hat der reichste Kontinent der Welt nicht auf dem Schirm. Europas vergessenen Kindern ist heuer die Weihnachtsaktion „Ein Licht im Advent“ gewidmet.
Zum 32. Mal leuchtet heuer „Ein Licht im Advent“, die Weihnachtsaktion der Passauer Neuen Presse. Sie, liebe Leserinnen und Leser, haben in der Vergangenheit ein großes Herz bewiesen und bereits knapp 17 Millionen Euro für Hilfsprojekte in aller Welt gespendet. In diesem Jahr unterstützen Ihre Spenden die Arbeit der Hilfsorganisation Concordia in der Republik Moldau. Jeder gespendete Euro geht direkt an die Concordia Sozialprojekte Stiftung Deutschland. Hier können Sie direkt online spenden. Alle weiteren Infos und Berichte zur Spendenaktion finden Sie hier auf unserer Sonderseite.
Dima* (7) ist ein schwieriges Kind. Unruhig, kaum zu bremsen, wenn er seine beiden älteren Geschwister und seine Mutter Sveta (45) ärgert. Er geht nicht gern zur Schule, Regeln liegen ihm nicht. Kennt man Dimas Geschichte, verwundert das nicht. Seine Kindheit ist geprägt von Armut, Gewalt und Einsamkeit. Sein Verhalten – ein ständiger Schrei nach Aufmerksamkeit. Dimas Vater – ein Säufer und Schläger – terrorisierte Frau und Kinder, bis Sveta die Reißleine zog. „Als er versucht hat, mich mit einem Bettlaken zu erwürgen, wusste ich: Jetzt muss ich mich und meine Kinder retten und bin gegangen.“ Es sei hart, alleine klar zu kommen, sagt Sveta. Doch immerhin lebe sie jetzt in Frieden.
Wie hart das Leben für eine alleinerziehende Mutter in Moldau ist, kann man nur erahnen. Sveta und ihre Kinder fanden bei ihrer 75-jährigen Mutter Unterschlupf. „Wir hatten nichts, als wir einzogen. Kein fließend Wasser im Haus, zugige alte Fenster, nur einen kleinen Ofen, aber kein Geld für Feuerholz“, erzählt Sveta. Mit Aushilfsjobs und der kleinen Rente der Großmutter versuchten die beiden Frauen, die Familie über Wasser zu halten. Doch das funktionierte mehr schlecht als recht – vor allem im Winter, wenn die Temperaturen in Moldau gerne mal zweistellig im Minus sind.
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Als die Helfer von Concordia auf die Familie in der Region Congaz aufmerksam wurden, hatte Sveta oft kein Geld, ihren Kindern ein warme Mahlzeit auf den Tisch zu stellen oder ihnen feste Schuhe zu kaufen. „Concordia half uns, als es uns am schlechtesten ging“, sagt Sveta dankbar. Mit Kleider- und Lebensmittelspenden und dem Tageszentrum der Concordia in Congaz als Anlaufstelle.
Jede dritte Familie gilt als extrem arm
Heute ist Sveta wieder in der Lage, selbst für sich und ihre Kinder zu sorgen. Auch wenn sie dafür einen hohen Preis bezahlt. Wie viele ihrer Landsleute arbeitet Sveta monatelang im Ausland. Als Zimmermädchen in einem Hotel am Schwarzen Meer in Bulgarien verdient sie im Sommer Geld. Doch so sehr sie den Auslandsjob braucht, so sehr leidet sie unter der Trennung. „Das ist nicht gut“, ahnt Sveta. „Meine Kinder brauchen mich hier. Ich müsste doch auf sie aufpassen, sie erziehen.“
Svetas Schicksal und das ihrer Kinder ist nur ein Beispiel für die oft düstere Lage der moldauischen Bevölkerung, vor allem in den ländlichen Regionen. In dem kleinen Land zwischen der Ukraine und Rumänien leben etwa 3,1 Millionen Menschen – und etwa hunderttausend Flüchtlinge aus der Ukraine, die vor dem Krieg in den kleinen Nachbarstaat geflohen sind. Sie haben den sozialen Druck im Land verstärkt. Dabei war die wirtschaftliche Lage in Moldau schon vor dem Krieg angespannt. Mehr als ein Drittel der Familien gilt als extrem arm, hat ein Einkommen von oft weniger als 1,50 Euro am Tag. Davon eine Familie zu ernähren ist unmöglich. Weil Jobs rar gesät sind, suchen viele Eltern ihr Glück im Ausland. Moldau hat die höchste Quote an Arbeitsmigranten in ganz Europa. Zurück bleiben die Kinder – im besten Fall in der Obhut von Verwandten, doch viele fallen komplett durchs Raster.
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Was das mit den Kinderseelen macht, weiß die Psychologin Diana Turcanu. „Die Kinder fühlen sich verlassen, vor allem kleine Kinder verstehen noch gar nicht, warum Mama oder Papa nicht mehr da sind. Ihnen fehlt die emotionale Stütze, sie verlieren ihren Familiensinn und oft auch ihren moralischen Kompass. Je jünger die Kinder sind, umso schlimmer sind die Auswirkungen.“ Auch wenn sie verstehen kann, dass Eltern in ihrer Not ins Ausland gehen, für die Kinderschutz-Expertin geht die Rechnung nicht auf. „Diese Eltern verlieren mehr, als sie gewinnen. Sie verlieren ihre Kinder, die Bindung zu ihnen.“
Der Stiftung Concordia zufolge leben etwa 30.000 „verlassene Kinder“ in der Republik Moldau. Ihnen und den bedürftigsten Familien im Land zu helfen, das hat sich Concordia zur Aufgabe gemacht. Die Hilfsorganisation wurde 1991 von einem österreichischen Jesuitenpater in Rumänien gegründet, bald um Bulgarien, Kosovo und Moldau erweitert. Dort leistet sie aktuell verstärkt Hilfe.
„Concordia-Zentren sind oft die einzige Anlaufstelle“
Landesweit betreibt die Stiftung mehr als 50 Einrichtungen wie Tageszentren, Suppenküchen oder Wohngruppen, in denen 2023 gut 21.000 Kinder versorgt wurden. Mobile Teams unterstützen besonders bedürftige Familien in ländlichen Gegenden. „Die Concordia-Zentren sind oft die einzige Anlaufstelle in den Dörfern“, sagt Galina Markschläger, Geschäftsführerin der Concordia Stiftung Deutschland.
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Mit den Spenden der PNP-Leserinnen und Leser hofft die Stiftung, die Hilfe ausweiten zu können. „Die Spendengelder fließen direkt in unsere Einrichtungen“, sagt Markschläger. „Bereits kleine Beträge ermöglichen es uns zudem, Lebensmittelpakete bereitzustellen oder helfen, Heizmaterial für die kalten Wintermonate zu kaufen. In einem Land, in dem Familien in einem Kreislauf der generationenübergreifenden Armut gefangen sind, kann selbst ein kleiner Beitrag einen großen Unterschied machen.“
* Die Namen aller Kinder wurden aus Kinderschutzgründen von der Redaktion geändert.
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