PNP-Spendenaktion 2024
Nach Moldau geflüchtet: Nadja sehnt sich nach Frieden in der Ukraine

18.12.2024 |

Seit mehr als zweieinhalb Jahren ist Nadja schon von ihren Eltern getrennt. Die zehnjährige Ukrainerin wartet in Moldau darauf, dass der Krieg in ihrem Heimatland aufhört. In einem Concordia-Haus haben das Mädchen und seine Großmutter Schutz gefunden.  − Fotos: Cristina Bancu, Concordia

Als in ihrem Heimatort in der Ukraine die ersten Bomben fielen, wollten Nadjas* Eltern die Zehnjährige in Sicherheit wissen und schickten sie ins Nachbarland Moldau. Dort wartet sie jetzt zusammen mit ihrer Großmutter Natalia auf das Ende des Krieges.

  


Zum 32. Mal leuchtet heuer „Ein Licht im Advent“, die Weihnachtsaktion der Passauer Neuen Presse. In diesem Jahr unterstützen Ihre Spenden die Arbeit der Hilfsorganisation Concordia in der Republik Moldau. Hier können Sie direkt online spenden. Alle weiteren Infos und Berichte zur Spendenaktion finden Sie hier auf unserer Sonderseite.




Nur wenige Kilometer trennen Nadja* (10) und ihre Großmutter Natalia (62) von ihrem Heimatland, der Ukraine. Doch diese wenigen Kilometer bedeuten Welten. Hier im Concordia-Haus am Rand der Ortschaft Bolohan im Osten Moldaus sind die beiden in Sicherheit. Jenseits der Grenze herrscht Krieg. Immer noch. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Deshalb harren die Zehnjährige und ihre Großmutter schon seit mehr als zweieinhalb Jahren im Nachbarland aus und hoffen, dass der Tag bald kommt, an dem sie in ihre Heimatstadt Mykolajiw im Süden der Ukraine zurückkehren können.

„Dass es so lange dauert, damit hat keiner gerechnet“

Natalia kämpft mit den Tränen, als sie sich an die Tage im April 2022 erinnert. „Nadja und ich waren gerade einkaufen, als wir die ersten Bombeneinschläge hörten. Die Kleine hat sich so gefürchtet, wollte nur noch weg. Es war ein Schock für sie.“ Kurzerhand beschlossen Nadjas Eltern, das Mädchen und seine Großmutter ins Ausland zu bringen. „Meine Tochter sagte zu mir: Geht nach Moldau, dort seid ihr sicher. Wir beschützen hier unser Eigentum, und ihr kommt zurück, wenn alles vorbei ist“, erzählt die 62-Jährige. „Dass es so lange dauert, damit hat keiner gerechnet.“

Lesen Sie dazu auch: Barmherzige Familie aus Moldau nahm schon über 30 Ukraine-Geflüchtete auf

Zweieinhalb lange Jahre, in denen die Eltern Nadja nur einmal kurz in die Arme schließen konnten. „Letztes Jahr waren wir im Dezember für ein paar Tage in der Ukraine“, erzählt Natalia. „Doch wären wir bloß nicht gegangen. Es war so schlimm. Es gab kein Trinkwasser und Bomben-Alarm die ganze Nacht.“ Sie macht sich Sorgen um ihre Tochter und ihren Schwiegersohn, die noch immer in Mykolajiw leben. Nadjas Vater hat einen in Kriegszeiten unentbehrlichen Beruf: Er ist als Elektriker, muss sich um die Reparatur der von den Russen zerstörten Stromleitungen kümmern, darf nicht ausreisen. „Und meine Tochter will ihrem Mann beistehen“, erzählt Natalia. In diesen Tagen erwartet Nadjas Mutter ihr zweites Kind. „Die Schwangerschaft ist gut verlaufen, und die Klinik, in der sie entbinden wird, hat einen Bunker. Hoffentlich geht alles gut. Mir wäre es lieber, sie wäre hier bei uns“, sagt Natalia.

Auch Nadja hätte ihre Eltern gerne bei sich. Jeden Tag telefoniert sie mit ihrer Mutter, schickt ihr Bilder oder fragt sie um Rat bei den Hausaufgaben. „Nadja nimmt am ukrainischen Online-Unterricht teil. Ihre Eltern wollen nicht, dass sie etwas verpasst. Sie soll sofort anknüpfen können, wenn sie nach Hause kommt“, sagt Natalia. „Wenn dieser Krieg endlich vorbei ist.“

Die Zehnjährige ist eine gute Schülerin, aufmerksam, fleißig. Am liebsten mag sie das Fach „Kunst und technische Erziehung“, erzählt sie. Nadja malt und bastelt viel. Natalia holt wie zum Beweis einen Schuhkarton unter dem Bett hervor und zeigt stolz die kleinen Kunstwerke ihrer Enkeltochter.

Dass das Kind zumindest ohne Angst vor Bombenangriffen aufwachsen kann, das verdanken die beiden Ukrainerinnen der Hilfsorganisation Concordia, die mehrere ihrer Häuser in Moldau 2022 zu Flüchtlingsunterkünften umfunktioniert hat. So wie in Bolohan, wo Natalia und Nadja Schutz gefunden haben. „Wir sind überall so freundlich aufgenommen worden“, sagt Natalia. „Ich dachte gar nicht daran, dass Moldau so arm ist. Die Leute hier haben ihre eigenen Probleme, aber sie sind sehr gastfreundlich.“

Im Concordia-Haus ein neues Zuhause gefunden

Für Nadja und Natalia ist das Concordia-Haus ein Zuhause geworden. „Wir sind hier eine große Familie“, sagt die 62-Jährige. „Wir feiern Geburtstage und andere Feste zusammen, die Kinder spielen und lachen, es gibt so viele Aktivitäten für sie. Und das Wichtigste: Wir sind in Sicherheit. Die Concordia-Mitarbeiter sorgen sich sehr um uns und kümmern sich um alles.“ Auch Nadja gefällt es in Bolohan. „Es ist schön hier, ich habe gute Freunde gefunden.“

Lesen Sie auch: Wo sich die Hilfsorganisation Concordia in Moldau einsetzt

Trotzdem vermisst die Zehnjährige ihre Eltern, ist neugierig auf das kleine Brüderchen, würde gerne mit ihm spielen, wenn es auf der Welt ist. Einen Wunschzettel für Weihnachten hat Nadja in diesem Jahr noch nicht geschrieben. Und eigentlich hat die Zehnjährige nur einen einzigen Wunsch. „Ich möchte, dass der Krieg endlich aufhört und ich wieder nach Hause zu Mama und Papa kann.“


* Der Name des Kindes wurde aus Kinderschutzgründen geändert.

Artikel kommentieren