Mit interaktiver Karte
Kfz-Versicherung: Wo Autofahrer allein wegen ihres Wohnorts mehr zahlen müssen

23.02.2023 | Stand 17.09.2023, 2:20 Uhr

Ein wichtiger Faktor für die Berechnung der Beiträge der KFZ-Versicherung sind die Regionalklassen. Hier eine Erklärung, was das überhaupt ist und welche bayerischen Landkreise besonders schlecht und welche besonders gut eingestuft sind. −Foto: picture-alliance/ dpa-tmn | Jens_Schierenbeck

Die Beiträge für die KFZ-Versicherung werden nach mehreren Faktoren berechnet. Alter, Unfallfreiheit, Fahrzeugtyp. Was viele nicht wissen: Auch der Zulassungsbezirk spielt eine wichtige Rolle. Ein Überblick, welche Landkreise günstig sind und welche weniger.



Eine interaktive Karte mit allen Landkreisen Bayerns finden Sie am Ende des Artikels

Die Versicherungen für Kraftfahrzeuge sind eine Wissenschaft für sich. Ihre Berechnung für den Laien kaum zu durchblicken. Zu viele Kriterien fließen mit unterschiedlicher Gewichtung ein. Die meisten davon sind individuell: Alter, Zeitraum ohne Unfall, jährliche Fahrleistung, Beruf. Daneben gibt es aber auch Faktoren, dessen Werte sich aus der Bilanz der Allgemeinheit berechnen.

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Ein Beispiel: die Typklassen. Hochmotorisierte Autos und SUV werden darin automatisch höher eingestuft als beispielsweise ältere Modelle und Kleinwagen. Verständlich. Doch gleichzeitig fließt mit ein, ob mit einem Modell im bundesweiten Vergleich wenige Schäden und geringe Reparaturkosten verursacht wurden oder eben nicht.

Ein paar Gewinner, aber mehr Verlierer in der Region



Ähnlich funktioniert das System auch bei den Regionalklassen. Nur das hier eben die Zulassungsbezirke, die sich in Bayern bis auf die Ausnahme Moosburg mit den Landkreisen und kreisfreien Städten decken, entscheidend sind. Das heißt: Erhöht sich in einem Bezirk die Schadensbilanz, so steigt der daraus errechnete Indexwert ebenso.

Sowohl Indexwerte für die Typ- als auch die Regionalklassen ermittelt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft für die 412 Zulassungsbezirke in Deutschland für jedes Jahr neu. Der Verband zieht dafür die Daten der vergangenen drei bzw. fünf Jahre heran. Auch für 2023 hat der GDV neue Indexwerte berechnet. Mit ein paar Gewinnern, aber mehr Verlierern in der Region.

Regionalklasse kann über 200 Euro ausmachen



Besonders hart trifft es in Niederbayern, der Oberpfalz und im südöstlichen Oberbayern dieses Jahr die Zulassungsbezirke Altötting und Passau-Stadt. Bei der Beurteilung wird zwischen Regionalklassen für Haftpflicht-, Teil- und Vollkaskoversicherung unterschieden. Altötting und Passau-Stadt sind zwei von nur vier Zulassungsbezirken in ganz Bayern, bei denen sich der Indexwert gegenüber dem Vorjahr in allen drei Kategorien um mehr als 2,5 Prozent verschlechtert hat.

Wie sich eine solche Veränderung konkret in Euro niederschlägt, lässt sich laut ADAC zwar nicht pauschal sagen. Beispielrechnungen des Vergleichsportals Check 24 aus dem Jahr 2022 ergaben aber, dass der Preisunterschied zweier ansonsten identischer Versicherungsnehmer bei bis zu 208 Euro liegen kann – allein durch den Unterschied zwischen den Regionalklassen.

Landkreis Altötting und Stadt Passau trifft es besonders hart



Ärgerlich für Autofahrer in Passau-Stadt und dem Landkreis Altötting: In ersterem Zulassungsbezirk liegt der Indexwert für die KFZ-Vollkasko bei acht von insgesamt neun Klassen, für die KFZ-Haftplicht bei zehn von zwölf Klassen und für die KFZ-Teilkasko bei zwölf von 16 Klassen. In Altötting ist der Wert für die Teilkasko seit diesem Jahr sogar bei 15. Die anderen beiden Werte stimmen mit denen in Passau-Stadt überein. Errechnet man aus allen drei Klassen einen Mittelwert, schneidet in Bayern nur das Ostallgäu noch schlechter ab als der Landkreis Altötting.

In der Kategorie KFZ-Teilkasko wird der Zulassungsbezirk aber noch von den Landkreisen Rottal-Inn und Passau mit dem maximalen Indexwert von 16 übertroffen. Bei der KFZ-Vollkasko sind beide Werte ebenfalls bei acht, jedoch liegen die Zulassungsbezirke bei der Haftpflicht mit einem Wert von sieben im ungefähren Schnitt der meisten anderen Bezirke im Umkreis und schneiden somit im Mittel besser ab als Altötting.

Es lohnt sich, Indexwerte und Zulassungsbezirke zu vergleichen



Die Beispiele zeigen, dass es sich lohnt, im Vorfeld die Regionalklassen zu vergleichen, um Unterschiede zwischen Teil- und Vollkasko und zwischen zwei Zulassungsbezirken auszumachen. In der interaktiven Karte sind alle bayerischen Zulassungsbezirke (mit Ausnahme von Moosburg) und ihre Indexwerte für die drei Kategorien aufgeführt.



Wo Autofahrer in der Region die günstigste Versicherungsprämie haben



Freilich gibt es zu den Negativbeispielen auch die entsprechenden Pendants. In der Oberpfalz haben die günstigsten Versicherungsprämien: Landkreis Amberg-Sulzbach (Haftpflicht: 4/Vollkasko: 5/Teilkasko: 10) und der Landkreis Neustadt/Waldnaab (3/5/11). In Niederbayern werden alle Zulassungsbezirke relativ schlecht bewertet. Die besten sind noch Dingolfing-Landau (4/8/15) und Freyung-Grafenau (6/8/14). Beide Landkreise haben sich damit mindestens in einem Wert gegenüber dem Vorjahr verbessert.

In Oberbayern schneiden Ingolstadt (11/4/3) und der Landkreis Ebersberg (7/6/9) gut ab. Im südöstlichen Bereich ist es noch am ehesten das Berchtesgadener Land (7/8/13). Um allerdings die absoluten Topwerte unter den Regionalklassen zu bekommen, muss man ganz an die nördliche Landesgrenze. Denn bayernweit ist der Landkreis Coburg mit (2/1/4) in dieser Kategorie am besten eingestuft.