Die Lage im Handwerk Ostbayerns bleibt „äußerst angespannt“. Das schließt die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz aus ihrem Geschäftsklima-Index, der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Demnach ist zum Jahresende 2024 ein Rückgang von 13 Prozentpunkten zu verzeichnen. Mit Blick auf das Gesamtjahr bewerten die Betriebe ihre wirtschaftliche Situation deutlich schlechter als im Jahr zuvor. Auch die Aussichten bleiben trüb.
„Seit Jahren beobachten wir einen deutlich rückläufigen Trend beim Geschäftsklima-Index im ostbayerischen Handwerk. Die Lage ist mittlerweile eine ganz andere, als noch vor ein paar Jahren“, kommentiert HWK-Präsident Dr. Georg Haber die Situation besorgt. Um Wachstum zu fördern und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, sei die Politik dringend gefordert: „Unsere Erwartungen an die neue Regierung sind hoch und unsere Forderungen sehr klar. Die Belange kleiner und mittlerer Unternehmen sowie das Unternehmertum müssen endlich wieder stärker in den Fokus gerückt werden“, so Haber. So stellt sich die Lage im Handwerk von Niederbayern und der Oberpfalz dar:
• Sinkende Umsätze: Mit 42 Prozent verbuchte im letzten Quartal 2024 fast jeder zweite Betrieb einen Rückgang der Auftragslage, rund ein Drittel (31 Prozent) verzeichnete Umsatzeinbußen. Laut Handwerkskammer seien vor allem die Handwerke für den gewerblichen Bedarf, das Bauhaupt- und Ausbaugewerbe betroffen. 15 Prozent der Betriebe haben im letzten Quartal ihre Preise gesenkt. Preiserhöhungen wurden hingegen überwiegend von Betrieben aus dem Kraftfahrzeuggewerbe, Lebensmittelgewerbe und den Handwerken für den privaten Bedarf gemeldet.
• Auslastung: Fast jeder vierte Betrieb (22 Prozent) war zum Jahresende nur bis 60 Prozent oder weniger ausgelastet, Tendenz weiter sinkend, vor allem im Baubereich sowie in den Handwerken für den gewerblichen Bedarf. Das Bauhauptgewerbe verzeichnet laut HWK-Erhebung die niedrigste Auslastungsquote seit 2017, die Handwerke für den gewerblichen Bedarf seit 2020.
• Weniger Beschäftigte: Die Gesamtsituation sowie die Winterpause in vielen Betrieben führten zuletzt dazu, dass jeder fünfte Betrieb die Gesamtbeschäftigtenzahl zum Jahresende hin reduzierte. Die Mehrheit von 69 Prozent hielt indes an ihrer Belegschaft fest, 11 Prozent stellten sogar ein.
• Aussichten: Entspannung ist nicht in Sicht, zumindest nicht in den ersten drei Monaten des Jahres. 38 Prozent aller Handwerksbetriebe in Ostbayern gehen von einer weiteren Verschlechterung aus. Entsprechend negativ sind die Auftrags- und Umsatzprognosen, auch die Dynamik der Preise wird weiter hoch eingeschätzt.
• Positives Zeichen: Immerhin: Die Betriebe geben Geld für ihre Zukunft aus. So verzeichnet die Handwerkskammer eine stabile Investitionsbereitschaft. Rund jeder zweite Betrieb (41 Prozent) investierte zuletzt – vor allem das Kraftfahrzeuggewerbe, sowie die Handwerke für den privaten Bedarf.
• Fazit: „Wenn sich die Umsatz- und Auftragseinbußen und die abschwächende Auslastung weiter fortsetzen, birgt das viele Risiken und eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage unserer rund 42 000 Betriebe“, so HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger. Frust und Verunsicherung herrsche bei vielen im Handwerk. „Diesem Zustand sowie der schlechter werdenden wirtschaftlichen Entwicklung muss die Politik etwas entgegensetzen und dafür sorgen, dass die Standort- und Rahmenbedingungen deutlich besser werden.“
− mgb/ek
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