Eine abgerissene Oberleitung, evakuierte S-Bahnen und Hunderte gestrandete Fahrgäste: Am Sonntagabend hat eine Groß-Störung im S-Bahnverkehr in München gegeben. Nun gibt es eine konkrete Vermutung, was diese ausgelöst haben könnte: ein Heliumballon.
Heliumballons sind beliebte Mitbringsel auf Volksfesten – so auch auf dem größten Volksfest der Welt: dem Münchner Oktoberfest, das aktuell läuft. In der Regel sind sie auch völlig harmlos. Potenziell gefährlich werden sie aber, wenn sie eine Metallbeschichtung haben. Dann können sie auch ein Verkehrschaos auslösen, so wie es am Sonntagabend in München passierte.
Bahn: Ballon geriet wohl in die Oberleitung – dann gab es zwei Knalls
„Nach aktuellem Stand gehen Techniker der Deutschen Bahn AG davon aus, dass ein Folienballon an die Oberleitung geriet“, berichtet die Bundespolizei München am Montagvormittag. Kurz nach 18 Uhr sei dadurch im Stammstreckentunnel zwischen den Haltepunkten Hauptbahnhof und Hackerbrücke ein Lichtbogen und ein Knall entstanden. Wenig später sei es zu einem zweiten Knall gekommen und die Oberleitung riss – direkt auf eine fahrende S-Bahn.
Im Anschluss wurden Bahnsteige geräumt, mehrere S-Bahnen mit Hunderten von Fahrgästen evakuiert. Rund 300 Einsatzkräfte waren eingespannt. Die S-Bahn-Stammstrecke blieb gesperrt, bis die Oberleitung wieder repariert werden konnte. Das dauerte bis in den frühen Montagmorgen hinein. Von den Sperrungen waren unter anderem auch Wiesn-Besucher betroffen.
„Lebensgefährlich“: Metallbeschichtete Heliumballons in S-Bahnen verboten
Hat einer dieser Wiesn-Besucher nun einen Heliumballon gekauft, auf dem Heimweg an der S-Bahnstation verloren und so den Oberleitungsschaden verursacht? Das war der erste Verdacht der Polizei am Montagmorgen. Yvonne Heckl, Sprecherin der Wiesn-Schausteller, erklärte auf Nachfrage der Mediengruppe Bayern aber: „Solche Folienballons sind auf dem Oktoberfest mindestens seit zehn Jahren verboten, wenn nicht sogar schon 20 Jahre.“ In den Betriebsvorschriften sei festgelegt, dass die Ballons bei solchen Großveranstaltungen keine metallischen Hüllen haben dürfen – eben um solche Vorfälle wie am Sonntagabend zu vermeiden.
Für wahrscheinlicher hält es Heckl daher, dass der Ballon von einer privaten Wiesn-After-Party oder von einer anderen privaten Feier stammt. Heliumbalons mit Metallbeschichtung seien im privaten Umfeld nämlich nicht verboten.
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Folienballons sorgen immer wieder mal für Oberleitungsstörungen, erklärt Sina Dietsch, Pressesprecherin der Bundespolizei München gegenüber der MGB. Deshalb sind sie in den S-Bahnen und Stationen verboten. Die Deutsche Bahn warnt auf ihrer Webseite sogar ausdrücklich: „Metallbeschichtete Luftballons sind wegen der stromführenden Oberleitung lebensgefährlich.“ Zur Oktoberfest-Zeit achte die Polizei an S-Bahn-Stationen deswegen verstärkt darauf, dass niemand einen solchen Heliumballon dabei hat, so Dietsch.
Große Hoffnungen, den Verursacher des jüngsten Oberleitungsschadens in München zu finden, macht die die Polizei indes nicht: „Es wird schwierig, bei der Masse an Leuten, den Verursacher ausfindig zu machen“, sagt Dietsch.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass ein Oktoberfest-Besucher als wahrscheinlichster Verursacher vermutet wurde. Da metallbeschichtete Folienballons laut der Wiesn-Schausteller-Sprecherin aber seit Jahren verboten sind, wurde diese Passage angepasst.
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