700 „Eiskeller-Besucher“ vernommen
Fünf Monate nach dem Mord an Hanna: Besitzer der gefundenen Holzuhr ermittelt

03.03.2023 | Stand 28.09.2023, 10:10 Uhr

Bei der Absuche im Bereich des Parkplatzes der Kampenwandseilbahn wurde im angrenzenden Bachlauf eine Uhr gefunden und sichergestellt. Nun ist der Eigentümer ermittelt. −Foto: PP OBB Süd, Combo: PNP

Fünf Monate ist der gewaltsamen Tod einer Studentin in Aschau im Chiemgau (Landkreis Rosenheim) bereits her. Die Ermittlungen gestalteten sich sehr aufwendig. Nun vermeldet die Polizei einen weiteren Erfolg: Der Besitzer der gefundenen Uhr ist ermittelt.



 



Die 23 Jahre alte Studentin Hanna W. hatte am 2. Oktober 2022 in dem Club „Eiskeller“ in Aschau im Landkreis Rosenheim gefeiert und war danach nicht nach Hause gekommen. Stunden später - am nächsten Tag - entdeckte ein Passant ihre Leiche flussabwärts in der Prien. Die junge Frau war Opfer eines Gewaltverbrechens geworden, wie die Obduktion ergab. 

Seitdem untersuchen die Ermittler der Sonderkommission „Club“ bei der Kripo Rosenheim den Fall. In den Tagen nach der Tat suchten Polizei, Feuerwehr und Bergwacht die Region nach Hinweisen ab. Dabei wurden im Bärbach, der entlang des Parkplatzes der Kampenwand-Seilbahn verläuft und in die Prien mündet, persönliche Gegenstände von Hanna W. gefunden. 

 

Jogger festgenommen



Rund sechs Wochen später wurde ein zwischen 18 und 21 Jahre alter Mann festgenommen. Es handelt es sich um einen Jogger, der in der Tatnacht in der Nähe des „Eiskellers“ gesehen worden war.

Außerdem hatten die Ermittler im Bereich des Bärbachs eine Armbanduhr der Marke „Holzkern“ entdeckt. Die Uhr war für die Soko „Club“ seitdem eine wichtige Spur. Die Ermittler suchten daher intensiv nach dem letztmaligen Besitze. Unter anderem wurde mit Fotos öffentlich danach gesucht und auch in der Sendung „Aktenzeichen XY…ungelöst“ wurde der „Fall Hanna“ thematisiert.

 

Uhr war an rund 1800 Personen verkauft worden



Trotz mehrerer Zeugenhinweise gelang es zunächst nicht, den Uhrenbesitzer ausfindig zu machen. Über den österreichischen Hersteller fanden die Ermittler jedoch heraus, dass das Modell, das seit Herbst 2019 erhältlich ist, sowohl über den Onlinehandel als auch über konventionelle Verkaufswege verkauft wurde. Insgesamt war die Uhr an rund 1800 Personen in Deutschland und Österreich verkauft worden. 

Im Zuge der kriminalpolizeilichen „Puzzlearbeit“ mussten diese und weitere Personen kontaktiert werden. Denn häufig waren die ursprünglichen Erwerber nicht die tatsächlichen Besitzer, wenn die Uhren weiter verschenkt worden waren.

 

Uhr im Bereich des Bärbachs verloren



Am 3. März 2023 können die Ermittler nun einen Erfolg vermelden: Der Eigentümer und letzte Besitzer der Uhr ist gefunden und bereits vernommen. Mit der Tat hat der Eigentümer jedoch nichts zu tun, betont die Polizei. Es handelt sich um einen 32-jährigen Mann aus Baden-Württemberg, der im Rahmen einer Firmenfeier ein paar Tage vor der Tat in Aschau im Chiemgau war. Der Mann hatte die Uhr im Bereich des Bärbachs verloren. Das Armband war beschädigt worden, als er mit seiner Hand an einem Ast hängen geblieben war.

Trotz intensiver Berichtserstattung über den Mord an Hanna hatte der Mann laut Polizei keinerlei Kenntnis von dem späteren Tötungsdelikt und den damit verbundenen Zeugenaufrufen zu Hinweisen über die Herkunft der Uhr. An den Aussagen des 32-jährigen Zeugen bestehen laut Polizei keine Zweifel. Die Klärung der bis dato offenen Frage, ob ein Zusammenhang zur Tat besteht, stellt für die Soko und das Ermittlungsverfahren eine wichtige Erkenntnis dar. 

 

Vernehmen der „Eiskeller-Besucher“ weitgehend abgeschlossen


Auch die Vernehmungen der „Eiskeller-Besucher“ konnten in den letzten Wochen weitgehend abgeschlossen werden, so die Polizei. Insgesamt wurden hierzu etwa 700 Personen als Zeugen vernommen, die am Tatabend den Club „Eiskeller“ besucht hatten. Nahezu alle Personen, die im Eiskeller waren und als potenzielle Zeugen in Fragen kamen, konnten identifiziert und befragt werden.

Die Ermittlungen sind nun so weit fortgeschritten, dass die Soko „Club“ unter der Leitung von Kripo-Chef Hans-Peter Butz aufgelöst werden kann. Die Soko war in der Spitze mit bis zu 60 Mitarbeitern der Kripo besetzt und wurde von zahlreichen Polizeidienststellen aus der Region, aber auch vom Polizeipräsidium München und dem Bayerischen Landeskriminalamt unterstützt. Der Fall wird abschließend von einer fünfköpfigen Ermittlungsgruppe der Kripo Rosenheim bearbeitet. Weil der Fall so komplex ist, wird es laut Polizei noch einige Wochen dauern, bis der abschließende Ermittlungsbericht an die Staatsanwaltschaft Traunstein übergeben werden kann. Außerdem stehen noch verschiedene Gutachten aus, die für das Verfahren in Auftrag gegeben wurden.

− vr