Mehrere Menschen werden in einem Park in Aschaffenburg angegriffen. Es gibt zwei Todesopfer – ein zweijähriges Kind und ein Ersthelfer (41), der seine Zivilcourage mit dem Leben bezahlte. Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat für Mittwochabend die Chefs dreier deutscher Sicherheitsbehörden ins Kanzleramt zitiert.
Nach der Gewalttat von Aschaffenburg spricht Bayerns Ministerpräsident Markus Söder von einem „entsetzlichen Tag“ für Bayern. „Die schrecklichen Nachrichten aus Aschaffenburg machen uns zutiefst betroffen. Wir trauern um die Opfer einer feigen und niederträchtigen Tat“, teilte der CSU-Chef mit. „Wir trauern um ein kleines, unschuldiges Kind, das tödlich verletzt wurde. Wir trauern um einen Helfer, der seine Zivilcourage mit dem eigenen Leben bezahlt hat.“
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Söder forderte, die Umstände „dieser unfassbaren Tat“ müssten restlos aufgeklärt werden. „Doch jetzt ist die Zeit des Innehaltens. Es tut einfach nur weh. Wir beten für die Opfer und ihre Angehörigen. Wir hoffen auf rasche und vollständige Genesung aller Verletzten.“ Söder dankte allen Helfern und Einsatzkräften. „Bayern steht in diesen schweren Stunden zusammen.“
Bayerns stellvertretende Ministerpräsidentin und Familienministerin Ulrike Scharf hat sich schockiert über die Tat geäußert. „Es ist unerträglich, dass Kinder das Ziel dieses barbarischen Angriffs waren und ein Mensch für seine Zivilcourage mit dem Leben bezahlt hat“, sagte die CSU-Politikerin. „Das ist einfach nur entsetzlich und tut weh.“ Die Tat müsse lückenlos aufgeklärt werden.
Todesopfer sind ein Kleinkind und ein 41-jähriger Mann
Bei den Toten der Gewalttat von Aschaffenburg handelt es sich um einen zweijährigen Jungen und einen 41-jährigen Mann. Verdächtig ist ein 28-jähriger Mann mit afghanischer Staatsangehörigkeit, der festgenommen wurde. Der mutmaßliche Gewalttäter von Aschaffenburg hatte es nach Informationen des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann (CSU) auf eine Kindergartengruppe abgesehen. Der 28-Jährige habe mit einem Küchenmesser die Kinder attackiert und einen zweijährigen Jungen marokkanischer Abstammung tödlich verletzt.
Kinder wurden gezielt angegriffen
Der Verdächtige sei nach der Tat von weiteren Passanten verfolgt und später von der Polizei festgenommen worden. Herrmann hob darüber hinaus in seinem Statement hervor, dass durch das mutige Einschreiten der Passanten „weitere Kinder vor dem Tod bewahrt“ wurden.
Zudem habe der Afghane nach bisherigen Ermittlungen ein zweijähriges Mädchen verletzt, das aus Syrien stammt. Ein 41 Jahre alter Passant, der dazwischengegangen sein soll, wurde laut Herrmann von dem Verdächtigen tödlich verletzt. Drei weitere Personen, darunter ein 2-jähriges syrisches Mädchen, ein Deutscher (72) und eine 59 Jahre alte Erzieherin der Kindergartengruppe, wurden bei dem Angriff zum Teil schwer verletzt, teilte das Polizeipräsidium Unterfranken am Mittwochabend mit.
Verdächtiger wurde zur Ausreise aufgefordert
Die Ermittler haben laut Herrmann beim Verdächtigen keine Hinweise auf ein islamistisches Motiv gefunden. „Im Moment geht die Mutmaßung sehr stark in Richtung seiner offensichtlich psychischen Erkrankungen“, sagte der CSU-Politiker in Aschaffenburg. In der Unterkunft des Afghanen seien entsprechende Medikamente gefunden worden.
Die Durchsuchung habe aber „keinerlei Hinweise auf eine radikale, islamistische Gesinnung gebracht“, sagte Herrmann. In den nächsten Tagen werde zum Motiv des Angriffs auf eine Kindergartengruppe weiter ermittelt.
Der 28 Jahre alte Verdächtige war laut Herrmann im November 2022 nach Deutschland eingereist und hatte später einen Asylantrag gestellt. Sein Verfahren sei abgeschlossen worden, nachdem der Mann selbst gegenüber den Behörden angekündigt habe, ausreisen zu wollen. Er habe angegeben, beim afghanischen Generalkonsulat die nötigen Papiere besorgen zu wollen. Daraufhin sei er vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zur Ausreise aufgefordert worden. Ausgereist sei er letztlich aber nicht.
Laut Herrmann war der 28-Jährige in der Vergangenheit dreimal wegen Gewalttaten aufgefallen. Deshalb sei er jeweils zur psychiatrischen Behandlung in Einrichtungen eingewiesen worden, dann aber wieder entlassen worden.
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Scholz macht Druck auf Behörden – Gespräch am Abend
Nach der Gewalttat von Aschaffenburg fordert Bundeskanzler Olaf Scholz Aufklärung von den Behörden, warum der Täter noch in Deutschland war. „Ich bin es leid, wenn sich alle paar Wochen solche Gewalttaten bei uns zutragen“, sagte der SPD-Politiker laut einer Mitteilung. „Von Tätern, die eigentlich zu uns gekommen sind, um hier Schutz zu finden. Da ist falsch verstandene Toleranz völlig unangebracht.“ Am Mittwochabend hat Scholz die Chefs des Verfassungsschutzes, des Bundeskriminalamts und der Bundespolizei ins Kanzleramt beordert.
Habeck: „An Brutalität und Perversität kaum noch zu überbieten“
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sprach am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos von einem „fürchterlichen Mordanschlag“: „Was ich lese, ist an Brutalität und Perversität kaum noch zu überbieten.“ Er wünsche den Angehörigen „alle Kraft der Welt“.
Die Hintergründe der Tat sind bisher unklar. Der Verdächtige soll seine Opfer um die Mittagszeit in einem Park der fränkischen Stadt angegriffen haben. Ob er die Geschädigten kannte, muss noch ermittelt werden.
− dpa
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