Bischöfe rufen zum Gebet auf
Vatikan in Sorge: Zustand von Benedikt XVI. in letzten Stunden verschlechtert

28.12.2022 | Stand 17.09.2023, 6:42 Uhr

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. −Foto: Sven Hoppe/dpa

Er ist vor fast zehn Jahren zurückgetreten und inzwischen 95 Jahre alt. Nun hat sich der Gesundheitszustand des emeritierten Papstes Benedikt XVI. sehr verschlechtert. Nachfolger Franziskus bittet die Gläubigen um Gebete für den Deutschen.



Sorge um Benedikt XVI.: Der emeritierte Papst ist nach Auskunft seines Nachfolgers Franziskus „sehr krank“. Franziskus bat am Mittwoch alle katholischen Gläubigen um ein „spezielles Gebet“ für den 95-Jährigen, der schon länger körperlich schwach ist. „Denkt an ihn, er ist sehr krank. Und bittet den Herrn, ihn zu trösten und zu unterstützen in diesem Zeugnis der Liebe zur Kirche - bis zum Ende“, sagte er zum Ende der Generalaudienz im Vatikan.

Der Sprecher des Heiligen Stuhls, Matteo Bruni, teilte anschließend mit, dass sich Benedikts Gesundheitszustand wegen dessen hohen Alters in den vergangenen Stunden verschlechtert habe. Doch sei die Situation „für den Moment unter Kontrolle“. Der Papst werde permanent von Ärzten überwacht, sagte er. Papst Franziskus habe Benedikt sofort nach der Generalaudienz besucht.

Bischof Voderholzer ruft zum Gebet auf



„Mit großer Sorge höre ich, dass der Gesundheitszustand vom emeritierten Papst Benedikt XVI. sehr ernst ist“, hieß es in einer ersten Stellungnahme des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer. „Ich bitte euch alle um ein besonderes Gebet“, richtete er als Aufruf an alle Gläubigen im Bistum. Auch er selbst werde für Benedikt XVI. beten. Voderholzer äußerte sich am Mittwoch auch bei der Eröffnung der Sternsinger-Aktion seiner Diözese in Bodenmais zum Gesundheitszustand des früheren Pontifex: „Benedikt hat die vielen Jahre für uns gebeten. Jetzt beten wir für ihn.“

Auch der Passauer Bischof Stefan Oster folgt dem Aufruf zum Gebet: „Als Bischof seines Heimatbistums möchte ich mich diesem Aufruf ausdrücklich anschließen. Offenbar geht es Benedikt XVI. sehr schlecht.“ Der Bischof war erst im November beim emeritierten Papst Benedikt XVI.. Dabei habe Oster ihn noch sehr wach erlebt. „Man hat aber spüren können, dass er körperlich schon sehr geschwächt ist. Wenn er nun noch schwächer wird, ist es leicht vorstellbar, dass er auf der letzten Etappe seines irdischen Weges ist.“ Bischof Oster bitte die Gläubigen um ein betendes Geleit, „das ihn stärken und trösten möge.“

Erster deutscher Papst seit fast 500 Jahren

Der gebürtige Bayer Joseph Ratzinger, der 2005 zum Nachfolger von Johannes Paul II. gewählt wurde, war der erste deutsche Papst seit fast 500 Jahren. Benedikts langjähriger Weggefährte und persönlicher Assistent Georg Gänswein reagierte zunächst nicht auf Anfragen. Der Erzbischof sowie Ordensschwestern betreuen Benedikt seit Jahren im Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten, wo der emeritierte Papst seit seinem Rücktritt im Jahr 2013 relativ abgeschieden lebt.

Zuletzt hieß es immer wieder, dass Benedikt körperlich schwach sei und kaum noch sprechen könne. „Stabil in der Schwäche“, sagte Gänswein regelmäßig zum physischen Zustand des Papa Emeritus. Geistig aber sei Benedikt weiterhin fit gewesen, hieß es. In unregelmäßigen Abständen empfing er auch noch Besuch.

Im Gebet verbunden



Der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, sagte im oberbayerischen Bad Tölz bei der diözesanen Eröffnung der Sternsingeraktion 2023, er kenne die Nachricht über den Zustand Benedikts. „Aber für uns gilt, dass wir im Gebet verbunden sind.“ Er habe Benedikt im September zuletzt gesehen.

„Die Lage ist sicher sehr ernst“, sagte Benedikts langjähriger Weggefährte und Theologe Wolfgang Beinert. „Bei einem Mann, der auf die 100 zugeht, ist das aber nicht überraschend.“ Bis zum Jahresanfang habe er noch Briefkontakt zu Benedikt gehabt, sagte der emeritierte Theologie-Professor. Auf ein Schreiben zu dessen Geburtstag im April habe er aber nicht mehr geantwortet.

Benedikt - der nach eigenen Angaben selbst gar nicht Papst werden wollte - hatte es als Nachfolger des charismatischen Polen Karol Wojtyla, des „Jahrhundert-Papstes“ Johannes Paul II., nicht leicht. Zu vielen Gläubigen hatte der scheue Intellektuelle keinen Draht gefunden. Als er fünf Jahre im Amt war, stürzte die katholische Kirche in eine ihrer schwersten Krisen: Schrittweise kamen ab 2010 jahrzehntelanger Kindesmissbrauch und Vertuschung ans Licht.

− dpa/vr