Von Korbinian Huber
Seit zehn Monaten herrscht Krieg in der Ukraine. In den vergangenen Wochen haben wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, über die Projekte der Hilfsorganisation CARE informiert. Redakteur Korbinian Huber war vor Ort und schildert seine Eindrücke:
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Für mich war die Reise in die Ukraine eine Reise ins Ungewisse. Ich hatte zuvor schon Länder besucht, in denen die Kriminalität deutlich ausgeprägter ist als in Deutschland. In denen die staatlichen Strukturen weniger stark sind als bei uns. Doch eine Reise in ein Land, in dem Krieg herrscht? Das war neu.
Bereits wenige Stunden nach unserer Ankunft in Lviv mussten wir feststellen, womit die Ukrainer seit rund zehn Monaten zu kämpfen haben. Die Sirenen heulten und wir machten uns auf in den nächsten Luftschutzkeller. Da war er also, der Krieg. Die Russen beschossen wieder einmal das gesamte Land. Plötzlich wurden wir von neutralen Beobachtern selbst zu Schutzsuchenden. Doch was ich dort unten erlebte, was mir in der gesamten Stadt begegnete, hat mich tief beeindruckt: Es war der eiserne Wille der Ukrainer, trotz aller Widrigkeiten durchzuhalten.
In Lviv leben derzeit Hunderttausende Binnenflüchtlinge. Viele von ihnen haben alles verloren. Sie mussten ihre Heimat im Osten aufgeben, haben ihr Hab und Gut zurückgelassen, ihre Angehörigen sind gestorben oder sie wurden voneinander getrennt. Und dennoch: Die meisten Menschen – ob im Luftschutzkeller oder in den Flüchtlingsunterkünften – wirkten weder niedergeschlagen noch resigniert.
Die meisten sagten, sie wollen Putin Widerstand leisten – trotz der Entbehrung, trotz der Stromausfälle, trotz der Winterkälte, die auch die Menschen abseits der Front martert. Viele Ukrainer erzählten das Gleiche: „Wir haben den Krieg nicht begonnen.“ „Wir haben nie geglaubt, dass so etwas im 21. Jahrhundert überhaupt möglich ist.“ „Wir werden uns verteidigen.“
Ich hatte das Gefühl, diese Worte waren nicht nur an uns gerichtet. Sie sollten die Weltöffentlichkeit erreichen, Europa und auch uns in Deutschland. Die Menschen in der Ukraine bitten um Hilfe – fest entschlossen, weiter Widerstand zu leisten.
Korbinian Huber (28) ist Redakteur in der Nachrichtenredaktion. Für die Weihnachtsaktion recherchierte er in der Ukraine in Lviv und Iwano-Frankivsk.
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