Zwei Jahre Krieg in der Ukraine
Diese Folgen hatte die russische Invasion für die bayerische Wirtschaft

24.02.2024 | Stand 24.02.2024, 5:00 Uhr |

Ein Teil eines gebrauchten Kabelbaumes für einen BMW der Baureihe E90. Kurz nach Beginn des Krieges standen unter anderem bei BMW und Audi die Bänder still, es fehlten für den Autobau wichtige Kabelbäume aus der Ukraine. − Foto: dpa

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hatte in den vergangenen beiden Jahren teils massive Auswirkungen auf die bayerische Wirtschaft. Wir werfen anhand der Daten des statistischen Landesamtes einen Blick darauf.



„Russland und die Ukraine sind wichtige Handelspartner“, hatte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger zwei Tage vor Kriegsbeginn noch betont. Sie würden in Zukunft sogar noch an Bedeutung gewinnen, meinte er. Bei mehr als neun Milliarden lag damals das Handelsvolumen mit Russland, die wichtigsten Importgüter Rohstoffe, Metall und Holzwaren für sechs Milliarden. Im Gegenzug exportierte Bayern Fahrzeuge, Maschinen und Elektrotechnik für rund drei Milliarden Euro.

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Aiwanger befürchtete wirtschaftliches „Drama“

Das Handelsvolumen mit der Ukraine war wesentlich geringer, lag bei rund einer Milliarde Euro. Wichtigste Importe aus der Kornkammer Osteuropas waren Ernährungsprodukte wie Raps- oder Sonnenblumenöl, zudem aber auch Holzwaren und besonders Elektrotechnik. Bayern verkaufte in die Ukraine Maschinen, Fahrzeuge und chemische Produkte. Der Mediengruppe Bayern sagte Aiwanger damals, die aktuelle Entwicklung sei aus wirtschaftlicher Sicht „ein Drama“ für Bayern, Russland und die Ukraine.

Er sollte nicht ganz Unrecht haben. Das Handelsvolumen mit der russischen Föderation sank vor allem aufgrund der EU-weiten Sanktionen drastisch. Im Jahr 2023 wurden nach vorläufigen Ergebnissen des Bayerischen Landesamts für Statistik Waren im Wert von 0,4 Milliarden Euro aus der Russischen Föderation nach Bayern importiert und im Wert von 0,9 Milliarden Euro exportiert. Die Importe aus Russland hatten die bayerischen Exporte von 2000 bis 2022 immer deutlich überstiegen. Im Jahr 2023 hingegen lagen die Importe nur noch bei gut 40 Prozent des Exportwerts.

Russland verliert in Bayern an wirtschaftlicher Bedeutung

Hauptgrund für den massiven Einfall beim Import: Das komplette Aussetzen des Handels von Erdöl und Erdgas, die vor dem Krieg über 90 Prozent der Importgüter aus Russland ausmachten. Dadurch verschlechterte sich Russland auch im Ranking der wichtigsten Importpartner Bayerns von Rang zehn 2022 auf Rang 53 im Jahr darauf.

Beim Export verlor Russland in Bayern ähnlich an Bedeutung, aber nicht so massiv: von Rang 30 auf 42 (2021 war es noch Platz 17). Auch die Struktur der exportierten Waren änderte sich. Während Bayern 2021 und 2022 vor allem Maschinen, Fahrzeuge und deren einzelnen Komponenten nach Russland verkaufte, waren es 2023 vor allem pharmazeutische Produkte, die mit einem Anteil von 23,4 Prozent an der Spitze der bayerischen Exportgüter nach Russland standen.

Ukraine-Krieg mit massiven Folgen für BMW und Audi

Die Ukraine ist und war vom Volumen her ein weit weniger bedeutender Handelspartner für Bayern. Im Jahr 2023 standen exportierte Waren in die Ukraine im Wert von gut 904 Millionen Euro den Importen mit einem Warenwert von fast 550 Millionen Euro gegenüber. Aber: mit dem Beginn des Kriegs kam auch die dortige Industrie zum Erliegen. Und das hatte konkrete Auswirkungen auf die bayerischen Unternehmen. BMW zum Beispiel musste schon Anfang März 2022 Kurzarbeit anmelden, weil die für den Fahrzeugbau so wichtigen Kabelbäume aus der Ukraine nicht mehr geliefert wurden. Da diese durch das ganze Fahrzeug verlaufen und sämtliche Themen vernetzen, konnten gar keine Autos mehr vom Band laufen. Bei Audi in Ingolstadt wurde zunächst für zwei Wochen Kurzarbeit angemeldet, die dann aber bis Ende Mai ging. VW, Mercedes und Lastwagenbauer MAN ging es ähnlich.

40 Prozent des Imports aus der Ukraine und damit die bedeutendste Warengruppe sind Geräte zur Elektrizitätserzeugung und -verteilung. Auf Platz zwei rangieren mit 17 Prozent Ölfrüchte wie Raps und Sonnenblumen. Hier aber bekamen die Verbraucher in Bayern den Krieg deutlich zu spüren.

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