Vor 100 Jahren stand Hitler wegen seines Putschversuches vor Gericht. Der Extremist bekam eine milde Strafe und profitierte letztlich noch davon. Bayern will an diese unrühmliche Episode nun erinnern.
Im Münchner Justizpalast soll von Mai an mit einer Ausstellung an den Hitler-Putsch und den anschließenden Prozess gegen den späteren Diktator erinnert werden. „Die Justiz hat damals eine unrühmliche Rolle gespielt und Hitler nicht gestoppt, obwohl es ihre Pflicht gewesen wäre“, sagte Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) am Sonntag zum 100. Jahrestag des Beginns des Hitler-Prozesses am Montag. Adolf Hitler musste sich vom 26. Februar 1924 an nach dem gescheiterten Hitler-Ludendorff-Putsch wegen Hochverrats vor dem Bayerischen Volksgericht verantworten.
Hitler, General Erich Ludendorff und ihre Helfer wollten im November 1923 von München aus die Weimarer Republik stürzen, 20 Menschen starben bei dem Putschversuch. Hitler wurde am 1. April 1924 nur zu der Mindeststrafe von fünf Jahren verurteilt, davon musste er letztlich nur neun Monate in Landsberg am Lech absitzen. Während der Haft verfasste Hitler Teile seiner Hetzschrift „Mein Kampf“. Die Justiz habe es damals zugelassen, „dass Hitler den Gerichtssaal als Bühne für seine menschenverachtende Propaganda nutzen und davon sogar noch profitieren konnte“, sagte Eisenreich.
Die Lehre daraus für die Gegenwart müsse sein, jede Form von Extremismus von Anfang an klar und entschlossen zu bekämpfen. „Deshalb ist die Auseinandersetzung mit dem Aufstieg von Adolf Hitler gerade in diesen Tagen besonders bedeutsam“, sagte der Minister.
Bereits seit vergangenen Jahr ist eine neue Dauerausstellung zu der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ im Justizpalast in München zu sehen. Bei dem neuen Ausstellungsprojekt zum Hitler-Prozess soll der Stuhl, der stellvertretend für den Beginn des Putsches steht, zentrales Motiv werden. Hitler war am 8. November 1923 im Bürgerbräukeller in München auf einen Stuhl gestiegen, hatte einen Schuss in die Decke gefeuert und den Umsturz verkündet.
Laut Eisenreich wird der Kabarettist Christian Springer sich mit seiner Initiative Schulterschluss an dem Projekt beteiligen. Die Initiative kümmert sich um politische Bildung und Erinnerungskultur, um Rassismus, Antisemitismus und Fundamentalismus zu bekämpfen.
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