Es war der 24. Februar 2022, als die russische Armee ihren Angriff auf die Ukraine startete. Seitdem flohen Zehntausende Ukrainer aus dem zerstörten Land. Viele kamen nach Bayern. Wir werfen einen Blick auf die Veränderungen in der bayerischen Bevölkerungsstruktur seitdem.
Bayern war schon immer ein beliebtes Auswanderungsziel für Ukrainer, aber auch für Russen. In den zehn Jahren vor dem Krieg, also 2011 bis 2021, stieg die Zahl der nach Bayern eingewanderten Ukrainer von damals knapp 19.500 auf 27.400. Aus der russischen Föderation kamen noch mehr: Hier stieg die Zahl der Zuwanderer von 26.500 auf 38.300. Diese Zahlen hat das Statistische Landesamt in einem Themendossier veröffentlicht. Die Daten basieren dabei auf dem Ausländerzentralregister und der Bevölkerungsfortschreibung.
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Sechs Millionen Menschen aus Ukraine geflohen
Am 24. Februar 2022 dann die Zäsur. Die russische Invasion in das EU-freundliche Nachbarland beginnt. Panzer rollen durch Dörfer, Bomben fallen auf Städte. Zehntausende Menschen – Soldaten als auch Zivilisten – sterben oder werden verletzt. Vor allem im Osten des Landes packen die Menschen das nötigste Hab und Gut und fliehen. Dem UNHCR zufolge sind bis heute (Stand Februar 2024) rund sechs Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen. Die mit Abstand meisten kamen nach Deutschland (1,13 Millionen), gefolgt von Polen mit gut 950.000. Das sind die aktuellen Zahlen zu Beginn des Jahres 2024.
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Die Auswertung des Statistischen Landesamtes reicht bis zum 31. Oktober 2023. Im ersten Kriegsjahr stieg die Zahl der ukrainischen Staatsangehörigen in Bayern sprunghaft an: Um knapp 128.755 auf 156.139 (Stand 31. Dezember 2022). Bis Oktober 2023 folgten weitere 12.183 Ukrainer. Die Zahl der russischen Zuwanderer stieg zwischen 01. Januar 2022 und 31. Oktober 2023 um insgesamt 6804 auf 45.087 Menschen russischer Herkunft in Bayern.
Minderjährige Ukrainer haben den höchsten Anteil
Vor dem Krieg waren die meisten Ukrainer in Bayern zwischen 30 und 40 Jahren alt. Ende 2022 waren es jedoch Kinder und Jugendliche, die mit gut 48.000 den größten Anteil hatten. Bundesweit waren gut 60 Prozent der zugewanderten Menschen weiblich. 34 Prozent waren Kinder oder Jugendliche, teilte das Statistische Bundesamt weiter mit. Rund 40 Prozent der Flüchtlinge seien Mitte 2023 Alleinerziehende mit Kindern gewesen.
Die meisten ukrainischen Staatsangehörigen lebten Ende 2022 in der kreisfreien Stadt München (29.680), gefolgt von den kreisfreien Städten Nürnberg (11.845) und Augsburg (6100). In den kreisfreien Städten Schwabach und Kaufbeuren sind es mit jeweils 555 Personen die wenigsten.
BGL hat den größten Anteil an Ukrainern
Den größten Anteil der Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit an der Gesamtbevölkerung in Bayern lag bei 1,34 Prozent. Den prozentual höchsten Anteil hat der Landkreis Berchtesgadener Land mit 3,36 Prozent. Den kleinsten Anteil verzeichnet der Landkreis Unterallgäu mit 0,66 Prozent.
Der Anteil der russischen Bürger an der bayerischen Gesamtbevölkerung liegt bei 0,35 Prozent, wobei der Wert gemessen an der Bevölkerungszahl in der Stadt Bayreuth mit 1,4 Prozent am höchsten und im Kreis Tirschenreuth mit 0,07 am niedrigsten ist. Die zahlenmäßig meisten russischen Bürger leben indes in der kreisfreien Stadt München (12.725). Im Landkreis Tirschenreuth sind es mit 50 Personen die wenigsten.
Vergleichsweise wenig waren indes, die sich mit einer Einbürgerung ein dauerhaftes Bleiberecht in Bayern sicherten. Im Jahr 2022 wurden in Bayern 1157 Personen aus der Ukraine eingebürgert, 365 aus Russland.
90.000 ukrainische Bürgergeldempfänger
Einer Hochrechnung der Bundesagentur für Arbeit (Stand: November 2023) zufolge seien in Bayern 38.300 ukrainische Staatsangehörige beschäftigt, davon 31.100 sozialversicherungspflichtig sowie 7200 in Minijobs. 90.000 Menschen aus der Ukraine bezogen im Oktober 2023 Bürgergeld, knapp 63.000 davon sind erwerbsfähig.
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