Studie
Wie Corona das Einkaufsverhalten der Menschen verändert

27.02.2021 | Stand 21.09.2023, 7:06 Uhr

Weniger Bargeld und selbst mehr scannen - Corona verändert das Einkaufsverhalten der Menschen. −Foto: Fabian Sommer/dpa

Weniger Bargeld und mehr selbst scannen: Die Menschen haben ihr Verhalten auch im Supermarkt an Corona angepasst, wie Zahlen des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI zeigen.

Fast zwei Drittel der Befragten haben bei einer Umfrage des Instituts angegeben, dass sich ihr Bezahlverhalten wegen Corona verändert hat. In einer Prognose hat sich das Handelsforschungsinstitut die Umsatzanteile der Zahlungsarten im deutschen Einzelhandel 2020 angeschaut – mit überraschendem Ergebnis: Das Bargeld ist in Deutschland nicht mehr das Zahlungsmittel Nummer Eins.

Girocard zählt zu den Gewinnern der Krise

Die Mehrheit der deutschen Verbraucher (55,9 Prozent) zückt an der Kasse laut EHI nämlich eine Karte – meistens ist das eine Girocard (40,2 Prozent). Damit zählt die zu den klaren Gewinnern der Krise. Der Umsatzanteil der Girocard steigt den Angaben zufolge "erneut sehr stark um 6,6 Prozentpunkte (25,4 Mrd. €) auf 174,9 Mrd. €".

Die Beliebtheit der Kreditkarte ist leicht gestiegen, nämlich um 0,8 Prozent. So kommt das Institut zu dem Schluss: "Bargeldaffine Verbraucher tendieren in der Krise klar zur Girocard, weniger zur Kreditkarte."

Bargeld ist die zweit liebste Zahlart der Deutschen (Umsatzanteil: 41,2 Prozent). Wegen Corona meiden aber viele Scheine und Münzen. "Der Bar-Umsatzanteil sinkt um 5,3 Prozentpunkte, deutlich stärker als in den Vorjahren", so das Institut.

Diese Erfahrung hat auch die Supermarkt-Kette Edeka gemacht. Ein Pressesprecher teilt auf PNP-Nachfrage mit: "Seit Pandemiebeginn gewinnen die bargeldlosen und mobilen Zahlungsmöglichkeiten bei unseren Kunden an Beliebtheit." Zu den Nutzerzahlen möchte er sich "aus Wettbewerbsgründen" aber nicht äußern.

Eine Pressesprecherin von Aldi Süd kann die Aussage zu den Zahlungsarten nur bestätigen: "Im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie geht der Trend zur Kartenzahlung bei Aldi Süd deutlich nach oben." Im Januar seien über 40 Prozent der Zahlungen mit Karte getätigt worden – etwa 60 davon kontaktlos. "So verzeichnen wir seit März 2020 bei Kartenzahlungen einen Anstieg von rund elf Prozent und beim kontaktlosen Zahlen eine Erhöhung um 43 Prozent", schreibt die Sprecherin.

Auch in den Rewe-Märkten spielen Zahlungen mit der Karte eine große Rolle, wie ein Pressesprecher mitteilt. Mehr als jeder zweite Kunde entscheide sich für diese. "Es gibt seit Frühjahr 2020 den Trend, dass Kunden aktuell eher mit Girocard oder Kreditkarte bezahlen. Deren Nutzung stieg während der Corona-Pandemie allein um zehn Prozent", präzisiert der Sprecher.

Skepsis gegenüber Bezahl-Apps ist nach wie vor groß

Weit abgeschlagen hinter Bargeld- und Kartenzahlung landen Bezahl-Apps auf dem Smartphone. Genutzt haben eine oder mehrere Bezahl-Apps laut EHI 17 Prozent der Befragten. "Das sind 10 Prozentpunkte mehr als 2018", kommentiert das Institut.

Dabei nutzen die meisten Verbraucher eine App als zusätzliche Zahlungsart bei bestimmten Einkäufen. Nur fünf Prozent der Befragten haben laut EHI angegeben, dass sie das Smartphone bei all ihren Einkäufen zücken.

Mehr Leute scannen ihre Ware an der Kasse selbst

Aber nicht nur bei der Zahlung hat sich im vergangenen Jahr so einiges verändert. In Zeiten in denen man Kontakte minimieren sollte, scannen mehr Kunden in Deutschland ihre Waren an der Kasse selbst, wie EHI-Experte Frank Horst mitteilt. Die Nutzungsraten seien insgesamt gestiegen. "Systembedingt ist es für Kunden einfacher größeren Abstand zu halten und ihre gekauften Artikel werden zugleich nicht mehr von anderen Personen angefasst", erklärt sich Horst die Entwicklung.

Auf Nachfrage betont Aldi Süd, dass es Self-Checkout beziehungsweise Self-Scanning in den Filialen der Kette nicht gebe – anders sieht es bei Rewe aus. "Rund 150 Rewe-Märkte haben Self-Checkout-Kassen", weiß der Pressesprecher der Supermarktkette. Es sei geplant, die Anzahl von "Scan&Go" weiter zu steigern. Speziell zu Beginn der Pandemie, als es noch viel Unkenntnis über Infektionswege gegeben habe, sei die Nutzung von Self-Scanning deutlich gestiegen. "Mittlerweile hat sich das aber wieder nivelliert", so der Pressesprecher.