München
Verwechslung in Klinik: Corona-Patientin zwei Tage für tot erklärt

30.04.2020 | Stand 19.09.2023, 5:38 Uhr

Im Raum München ist eine Corona-Patientin fälschlicherweise für tot erklärt worden. −Symbolbild: dpa

Es ist unvorstellbar, was eine Familie aus dem Raum München ertragen musste. Eine alleinerziehende Mutter eines Sohnes (11), die sich mit dem Coronavirus infiziert hatte und schwer erkrankte, ist von der behandelnden Münchner Klinik versehentlich für tot erklärt worden. Zwei Tage lang waren das Kind, die Schwester und die gesamte Verwandtschaft in dem Glauben, dass die Frau im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben sei. Doch sie lebt, wurde inzwischen sogar von der Intensivstation auf die normale Station verlegt und ist weiter auf dem Weg der Besserung.

Diese Horror-Geschichte erzählte am Donnerstag die Schwester der Patientin dem Radiosender "Bayern 3". Diese sei am Wochenende vor Ostern auf die Intensivstation einer Münchner Klinik eingeliefert worden, da sie beatmet werden musste. "Ich hatte mich telefonisch auf der Station erkundigt. Der Arzt sagte mir, es geht ihr ganz gut, sie ist aber noch nicht über den Berg", schilderte die Schwester, die aus Unterhaching (Landkreis München) stammt, den Inhalt des Gesprächs. Besuche bei Corona-Patienten sind nicht erlaubt.

Etwa drei Stunden später erhielt die Schwester einen Anruf aus dem Sterbebüro der Klinik. "Und da hieß es dann: Herzliches Beileid! Wann können Sie die Sachen Ihrer Schwester abholen?" Die Mitarbeiterin hatte vorausgesetzt, dass die Familie bereits über den Todesfall informiert worden sei. Die Unterhachingerin war im Schockzustand und hatte die traurige Aufgabe, ihrem Neffen sowie den weiteren Angehörigen die Todesnachricht zu überbringen. "Wie will man einem Elfjährigen so etwas schonend beibringen?"

Persönliche Gegenstände in Tüten verpackt

Zwei Tage später sei sie in die Klinik, um die persönlichen Sachen ihrer Schwester, wie den Geldbeutel und ein Foto des Sohnes, abzuholen. Die Gegenstände seien bereits in einer Tüte verpackt gewesen. Als sie wieder im Auto saß, klingelte ihr Handy. " Es war nochmal die Klinik, und das Gespräch ging dann los mit den Worten: Bitte regen Sie sich jetzt nicht auf. Setzen Sie sich am besten. Es gab da eine Verwechslung, Ihre Schwester ist gar nicht verstorben. Es geht ihr gut soweit." Für die Unterhachingerin begann ein Wechselbad der Gefühle: "Im ersten Moment war ich natürlich wahnsinnig erleichtert. Aber auf der anderen Seite kann man es natürlich auch gar nicht glauben, gerade jetzt in der Corona-Zeit, weil man den Patienten selber gar nicht mehr sieht." Man müsse auf das vertrauen, was man hört, so die Schwester, die bereits ein Bestattungsinstitut beauftragt hatte.

Die Klinik gab gegenüber "Bayern 3" folgende Stellungnahme ab: "Wir bedauern diese tragische Verwechslung außerordentlich. Der behandelnde Chefarzt steht persönlich mit den Angehörigen in Kontakt. Es handelt sich dabei um einen menschlichen Fehler im Verwaltungsablauf."