Wann Sie wirklich sparen
Sprit teuer wie nie: Lohnt sich der Umweg zur billigeren Tankstelle?

04.08.2021 | Stand 04.08.2021, 16:13 Uhr

−Foto: Sven Hoppe/dpa

Wo ist aktuell die billigste Tankstelle? Das fragen sich viele, die frischen Sprit fürs Auto brauchen. Wer dann etwa mit einer Spritspar-App eine Tankstelle gefunden hat, sollte sich die Fahrt dahin gut überlegen.

"In der Regel rechnen sich Umwege fürs Tanken nicht", sagt Vincenzo Lucà vom Tüv Süd. "Extreme Preisunterschiede im Einzelfall und starke Preisgefälle etwa in Grenzgebieten einmal ausgenommen". Das zeigen auch die aktuellen Benzinpreise am Dienstag, 3. August, in Schärding, Österreich. (Eine Preisübersicht finden Sie weiter unten.)

Im Inland lohne sich der Umweg nicht: Viele unterschätzen die entstehenden Kosten pro gefahrenem Kilometer, so der Tüv Süd. So kosten 20 Kilometer hin und 20 Kilometer zurück zur Billigtanke mit rund vier Euro reine Spritkosten bei einem Mittelklasseauto.

Wer extra dafür startet, schadet der Umwelt

Noch teurer wird es, wenn der Motor noch kalt war. Nicht nur für den Geldbeutel, sondern auch für die Umwelt. So fallen laut Tüv Süd in der ersten Minute nach dem Kaltstart die meisten Emissionen an. Ein durchschnittlicher Benziner verbrauche in der Startphase das anderthalb bis doppelte des Normverbrauchs und stoße dann einen Großteil der Kohlenwasserstoffe aus.

"Am besten ist es, entlang der üblichen Routen zu tanken und hier auf die jeweils günstige Tankstelle zu achten", rät Lucà. An derselben Station variieren die Preise pro Liter meist um mehrere Cent im Tagesverlauf. Da können auch Spritspar-Apps zum Einsatz kommen. Wer etwa auf dem Weg zur Arbeit nicht tanken muss, könnte so gegebenenfalls beim Tanken auf dem Heimweg sparen.



Rechenspiele für den Umweg zur Tanke

Aber auch von unterwegs aus lohnen sich Extra-Schleifen zu einer Tankstelle "praktisch nicht", nur um einen halben Cent pro Liter billiger zu tanken. Der Tüv Süd nennt ein Beispiel: Der Tank fast leer und es sollen 60 Liter Super rein. Selbst wenn die günstige Tanke jetzt nur zwei Kilometer weg ist, verbrennt die Ersparnis von 30 Cent schon größtenteils auf der Hinfahrt.

Ein Benziner mit einem Durchschnittsverbrauch von 7,5 Litern hat bis zur Tankstelle schon 0,15 Liter Sprit geschluckt (21 Cent). Bis hierhin wären neun Cent gespart. Wer aber nach dem Tanken wieder auf die ursprüngliche Route und so die zwei Kilometer zurück muss, muss wieder 0,15 Liter Sprit (21 Cent) lassen.

Fazit: zwölf Cent Zusatzkosten und rund ein knappes Kilogramm Kohlendioxid für die Umwelt. "Das bildet auch nur die reinen Kraftstoffkosten ab, die Betriebskosten pro Kilometer liegen noch höher", sagt Vincenzo Lucà.

Benzinpreis im Juli auf Sieben-Jahres-Hoch

Benzin war im Juli so teuer wie zuletzt vor sieben Jahren. Im bundesweiten Monatsdurchschnitt kostete ein Liter der Sorte Super E10 1,547 Euro, wie der ADAC am Montag mitteilte. Das ist vier Cent teurer als im Juni und der höchste Monatswert seit Juli 2014. Diesel lag im Monatsschnitt bei 1,389 Euro - 2,6 Cent höher als im Juni. Hier ist es der höchste Wert seit November 2018.

Deutlich günstiger ist Benzin in Österreich. So kostet ein Liter der Sorte Super Plus 1,39 Euro (Stand: 3. August, 10.51 Uhr), ein Liter Super 1,31 Euro und ein Liter Diesel 1,22 Euro. Bei einem solch deutlichen Preisunterschied zu den Bundespreisen kann sich eine Tankfahrt über die Grenze durchaus lohnen.

Teuerster Einzeltag in Deutschland war bei E10 der 31. Juli mit 1,563 Euro pro Liter, bei Diesel der 18. Juli mit 1,398 Euro. Beides sind auch Jahreshöchstwerte. Treiber der gestiegenen Preise sind laut ADAC der Ölpreis und der immer stärkere Reiseverkehr. Der Spritpreis hat einen steilen Anstieg hinter sich. Noch im November war E10 gut 31 Cent billiger, Diesel sogar gut 33 Cent.

− dpa