Mehr Unterstützung und Hilfe
Söder und Piazolo zu Bayerns Kampf um die Generation Corona

08.03.2021 | Stand 22.09.2023, 1:01 Uhr

Markus Söder (l-r), CSU-Parteivorsitzender und Ministerpräsident von Bayern, Carolina Trautner (CSU), Sozial- und Familienministerin von Bayern, und Michael Piazolo, Kultusminister von Bayern und Generalsekretär der Freien Wähler in Bayern, kommen zu einer Pressekonferenz im Anschluss an eine Kinder- und Jugendkonferenz der bayerischen Staatsregierung im Prinz-Carl-Palais. −Foto: Matthias Balk/dpa

Dass Corona Kindern und Jugendlichen zusetzt, ist längst bekannt: Die bayerische Staatsregierung möchte nun mit zahlreichen Maßnahmen gegensteuern.

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- Die Pressekonferenz mit Söder und Piazolo zum Nachlesen

Fehlende Möglichkeiten, mit anderen zu spielen und sich auszutauschen, mangelnde Sozialkontakte und die Einschränkungen von Wechsel- und Distanzunterricht drohen Spuren zu hinterlassen, je länger die Corona-Maßnahmen dauern.



Die bayerische Staatsregierung möchte nun mit zahlreichen Maßnahmen gegensteuern. Den Input dafür holte sie sich am Montag auch bei einer"Kinder- und Jugendkonferenz" – zwei Stunden waren Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Sozialministerin Carolina Trautner (CSU), Schulminister Michael Piazolo (Freie Wähler), Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) und Staatskanzleiminister Florian Herrmann (CSU) in einer Videoschalte mit Kindern und Jugendlichen – um sich erzählen zu lassen, was sie während Corona umtreibt. Auch eine Schülerin (14) aus dem Landkreis Passau kam dabei zu Wort.

Keine Abstriche in der Bildung

Söder erklärte danach, er wolle nicht, dass diese Generation ein Corona-Jahrgang werde mit Abstrichen bei der Bildung. Vorschläge, den Schuljahrgang einfach zu wiederholen, wies Söder allerdings zurück. Stattdessen müssten Bildungsgerechtigkeit und -garantie hergestellt werden. Die Qualität der Schulabschlüsse müsse erhalten werden, indem "unter Corona-Bedingungen ein faires und gerechtes Schuljahr" angeboten werde. Notwendig sei unter anderem, an den Schulen Sicherheit zu gewährleisten – etwa durch testen und impfen. Unter anderem strebt Söder offenbar an, ab April alle Lehrkräften ein Impfangebot zu machen, nicht nur denen in den Grund-, Förder- und Sonderschulen. Ebenso soll an den Schulen viel getestet werden – "Schnelltests sind genügend da", versicherte Söder. Für ihn ist sogar ein Pilotprojekt denkbar, bei dem nur in die Schule darf, wer getestet wurde. Das Ziel dieser Maßnahmen: Wieder mehr menschliche und soziale Nähe in der Schule zu ermöglichen.

Bildungsdefizite durch ausgefallenen Unterricht oder wegen ineffektiveren Wechsel- und Distanzunterricht will Söder mit einem 45 Millionen Euro schweren Programm gegensteuern. Rund 3000 Tutoren – etwa ältere Schüler, Studenten, Pensionisten und extra bezahlte Lehrer – sollen zusätzliche Bildungskurse und Ferienprogramme anbieten.

Kinder brauchen die sozialen Kontakte für ihre Entwicklung

"Kinder sind keine kleinen Erwachsenen", sagte Schulminister Piazolo dazu. Notwendig sei, die Beziehungen zu stärken, die Beratung auszubauen und die Bildung zu sichern. Dazu müsse man ältere Schüler motivieren, sich stärker um die Jüngeren zu kümmern. Durch Förder- und Ergänzungsunterricht und durch Ferienkurse solle Bildung gesichert werden, so Piazolo. Hinzu käme die Notwendigkeit von mehr Beratung, etwa für den anstehenden Übertritt – "Coaches" sollen das leisten.

Die Kinder bräuchten die sozialen Kontakte für ihre Entwicklung, so Piazolo, sie bräuchten Partys und Schulausflüge. Derlei müsse langsam wieder angegangen werden.

Beim Kindergipfel zu vernehmen gewesen seien auch Aussagen der Betroffenen, sie fühlten sich reduziert auf Schule, berichtet wurde zudem von einem "Gefühl des Verlorenseins". Sozialministerin Trautner: "Jugendliche verstehen sich nicht nur als Schüler." Für sie sei generell ein stabiles Umfeld notwendig, sie bräuchten "Unterstützungsangebote, damit alle die Pandemie psychisch gut überstehen". Es sein viele Dinge weggebrochen, deren man sonst im Präsenzunterricht habe gut annehmen können. Notwendig seien Streetworker, gerne auch auf digitaler Basis sowie Digitalcoaches für die Umsetzung der Digitalsierungsstrategie. Und für Eltern brauche es Erziehungsberatung, weshalb etwa der Ausbau der Familien-stützpunkte beschleunigt werde.

"Click and Meet" für Zusammenkünfte

Ein Beispiel für Defizite sei auch die Ausbildung, so Trautner: Wegen Corona habe es praktisch keinerlei Ausbildungsmessen gegeben, auch Betriebsbesuche habe es nicht gegeben – weshalb es jetzt auch Ausbildungscoaches brauche.

Insgesamt würden im Bereich der Sozialarbeit 200 Stellen geschaffen, 15 Millionen Euro würden zur Verfügung gestellt, kündigte Söder an. Damit sollen auch Jugendverbände in ihrer Arbeit unterstützt werden. Klar sei zugleich auch: Angesichts steigender Inzidenzwerte in Bayern werde es nicht zu großen Öffnungen etwa von Jugendclubs kommen. Denkbar sei eine Art "Click and Meet", also angemeldete Zusammentreffen unter klaren Schutzmaßnahmen, ähnlich wie beim Handel. "In steigende Inzidenzen weitere Öffnungen zu machen, macht keinen Sinn", stellte Söder seinen Standpunkt klar.

Weitere Punkte sollen bei einer "Kinder- und Jugendkonferenz" Anfang Mai in Augsburg besprochen werden, so Trautner. Kein Thema gestern war, wie es an den Universitäten weitergehen soll, so Söder. Der Grund sei, dass Distanzlehre für Erwachsene deutlich bessere funktioniere als das eben bei Kindern und Jugendlichen der Fall sei.