Krieg beeinflusst Antike-Projekt
Römerschiffe in Regensburg - über Passau geht‘s bis nach Rumänien

18.07.2022 | Stand 21.09.2023, 4:35 Uhr

In Mariaort nahe Regensburg haben drei Nachbauten römischer Galeeren der Universitäten Regensburg und Erlangen-Nürnberg angelegt. −Foto: Armin Weigel/dpa

Der Donaulimes in Bayern steht als Teil der "Grenzen des Römischen Reiches" seit dem vergangenen Jahr auf der Welterbeliste der Unesco. In Mariaort nahe Regensburg haben am Montag drei Nachbauten römischer Galeeren der Universitäten Regensburg und Erlangen-Nürnberg angelegt.



An der Mündung der Naab in die Donau konnten Interessierte die Schiffe namens "Regina", "Danuvina Alacris" und "F.A.N." besichtigen. Die Galeeren sind unter dem Motto "Journey without Limits. Welterbe Donaulimes: Mit Römerbooten durch Europa" unterwegs.

In diesem Gebiet bei Regensburg seien einst tatsächlich die Römer mit solchen Schiffen häufig unterwegs gewesen, weil dort ein Einfall der Gegner wahrscheinlich gewesen sei, erläuterte Heinrich Konen, der Akademische Direktor am Lehrstuhl für Alte Geschichte in Regensburg. "Man muss davon ausgehen, dass ständig Patrouille gefahren wurde."

Einblicke in römisches Lagerleben gaben bei der Präsentation die Legionäre der Legio III Italica Antoniniana des Regensburger Vereins der Freunde der Alten Geschichte. Für Kinder gab es unter anderem eine römische Schreibstube. Der Lehrstuhl für Alte Geschichte führte Experimente zur antiken Eisenverhüttung vor.

Grenzüberschreitendes Projekt

Der grenzüberschreitende Donaulimes verläuft innerhalb des Freistaates durch Niederbayern und ein Stück durch die Oberpfalz. Das Welterbe-Projekt tangiert die Städte Kelheim, Neustadt an der Donau, Passau, Regensburg, Straubing, die Gemeinde Künzing sowie die Kreise Deggendorf und Kelheim.

Die Unesco schreibt dem Donaulimes mit der Aufnahme in die Welterbe-Liste einen "außergewöhnlichen universellen Wert" zu. Der Limes erstreckte sich von Großbritannien über Mittel- und Osteuropa und den Nahen Osten bis nach Nordafrika. Die Donau fungierte dabei als Verlängerung der befestigten Grenzanlage an Land. Die Unesco strebt die vollständige Anerkennung der 6000 Kilometer langen römischen Grenze an.

Probleme gleich zum Start

Der Start und auch das Ende der rund dreieinhalb Monate langen, EU-geförderten Schiffstour machen schon vor dem Erreichen Regensburgs deutlich, dass Europas Staaten auch bei den Problemen im selben Boot sitzen. Die erste Passage der Danuvina und der FAN durch die Weltenburger Enge sollte schon gleich ein erster Höhepunkt werden – aber das Niedrigwasser aufgrund der aktuellen Hitze- und Dürrephase durchkreuzte den Plan. Die beiden Boote kamen am Landweg nach Kelheim, legten aber zumindest die Passage vom Hafen Kelheim-Saal zur Anlegestelle Altmühl standesgemäß zu Wasser zurück. Auch das eigentliche Endziel ist in unerreichbare Ferne gerückt: Am Schwarzen Meer herrscht Krieg. So wird die Reise der Danuvina schon im rumänischen Donau-Hafen Galati enden, schildert Boris Dreyer, Bauherr des authentisch nachgebauten Schiffs vom "Lusoria"-Typ.

Zwischen digitaler Technologie und praktischem Handwerk

Dreyer ist Professor für Alte Geschichte an der Friedrich-Alexander-Universität und als solcher überzeugt, dass Historie gleichermaßen offen sein muss für digitale Technologien und für praktisches Handwerk. Ein Modell der Danuvina Alacris ("Lebendige Donau" wurde am Computer entwickelt; auch die die römischen Schiffswracks von Manching-Oberstimm dienten in digitalisierter Form der FAN als Vorbild dienten. Aber experimentelle Archäologie und "Living History" gehören für Dreyer ebenso dazu, um Interesse und Begeisterung für Alte Geschichte zu wecken.

− hu/nb/dpa