Ingolstadt
Rassistische Äußerungen: Audi trennt sich von Markenbotschafterin

27.06.2020 | Stand 21.09.2023, 0:27 Uhr

Xenia Sobtschak. −Foto: Thomas Körbel/dpa

Die russische Markenbotschafterin von Audi, Xenia Sobtschak, hat sich mit rassistischen Äußerungen ins Aus manövriert. Audi reagierte prompt. Das berichtet der Donaukurier.

Auf Instagram hatte Sobtschak Schwarze als "faul und dumm" beschimpft. Audi reagierte prompt und trennte sich am Mittwoch von Sobtschak, wie eine Sprecherin auf Anfrage des Donaukuriers sagte. Zuerst hatte der "Business Insider" über den Fall berichtet.

Sie ist schön, reich und hat einflussreiche Freunde: Xenia Sobtschak ist ein ehemaliges It-Girl, bekannte russische Moderatorin und die Tochter des früheren Bürgermeisters von St. Petersburg, Anatoli Alexandrowitsch Sobtschak. Der galt bis zu seinem Tod im Jahr 2000 als der Ziehvater von Wladimir Putin, dem russischen Präsidenten.

Vom It-Girl zur Oppositionsführerin

Bevor die heute 38-Jährige als Moderatorin des russischen "Big Brother" bekannt wurde, war sie das Gesicht von "Die Blondine in Schokolade", eine Doku-Soap über das Leben eines Glamour-Girls.

Doch Sobtschak hat sich in den Jahren gewandelt, sie wurde zur politischen Aktivistin. Im Oktober 2017 verkündete sie ihre Absicht, sich zur Wahl zu stellen und gegen Amtsinhaber Wladimir Putin anzutreten. Die politische Bühne betrat die umtriebige Blondine während der Massenproteste gegen die Wahlfälschungen im Winter 2011/2012. Im Gedächtnis geblieben ist, wie sie den Demonstranten zurief: "Ich bin Xenia Sobtschak, und ich habe etwas zu verlieren."

Doch Sobtschak ist auch das Gesicht von Audi in Russland. Besser gesagt: War das Gesicht von Audi in Russland. Acht Jahre lang. Denn die Zusammenarbeit hat Audi gekündigt, wie eine Sprecherin unserer Zeitung am Mittwoch bestätigte. Nach Recherchen des "Business Insider" hat sich Sobtschak mehrmals rassistisch auf ihrem Instagram-Account geäußert - dort folgen ihr 7,6 Millionen Menschen. Auf ihrem Kanal postete die 38-Jährige regelmäßig Fotos von sich, unter anderem auch mit Luxusmodellen von Audi.

Russland war im vergangenen Jahr ein Wachstumsmarkt für Audi, wie der Geschäftsbericht zeigt. Mit 16.333 Auslieferungen erzielte Audi dort ein Plus von 0,7 Prozent - entgegen dem "negativen Gesamtmarkttrend", wie der Autohersteller darin schreibt.

Kritik an "Black Lives Matter"-Bewegung

Der Instagram-Post vom 4. Juni, den Sobtschak auf Russisch abgesetzt hatte, fiel wegen folgender Äußerungen auf, die die Nachrichtenseite Business-Insider übersetzt hat:

"Was gerade in den USA passiert ist, ein weiterer Beweis dafür, dass egal wie viel Freiheiten oder Rechte Menschen haben, diese Leute werden immer jemanden finden, den sie für ihr Versagen verantwortlich machen können. Aus denjenigen, die es geschafft haben zu begreifen, dass man extrem hart arbeiten muss, um Erfolg zu haben, sind Naomi Campbell, [Barack] Obama und [Oprah] Winfrey geworden. Der Rest wird immer wieder Ausreden für die eigene Faulheit und Dummheit finden."

Russische Medien berichten laut Business Insider darüber hinaus über weitere rassistische Äußerungen. So soll Sobtschak auch ein umstrittenes Lied auf Instagram veröffentlicht haben, in dem es eigentlich gegen die Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA geht, in Russland gerne aber mit der Zeile "Sie haben den Neger getötet, ist uns egal", gesungen wird. Auch soll Sobtschak sich indirekt über einen russischen Sänger lustig gemacht haben, der zuvor öffentlich gemacht hatte, dass er in seiner Kindheit vergewaltigt wurde.



Nachdem Volkswagen im Mai bereits wegen eines rassistischen Werbevideos in die Kritik geraten war, könnten die Äußerungen der russischen Markenbotschafterin von Audi nun zum nächsten Eklat im Konzern werden. Um weiteren Schaden zu verhindern, hat Audi nun die Reißleine gezogen.

"Die Audi AG lehnt jegliche Form von Rassismus und Diskriminierung strikt ab, da dies nicht mit unserer Unternehmenskultur vereinbar ist. Daher nehmen wir jeden Hinweis auf einen möglichen Verstoß sehr ernst und gehen diesem nach, so auch in diesem Fall. Die uns heute bekannten Vorkommnisse sind für uns inakzeptabel. Der Markenbotschaftervertrag mit Xenia Sobtschak wird seitens Audi mit sofortiger Wirkung gekündigt."

Sobtschak war acht Jahre Botschafterin für Audi

Wegen "einer Neuausrichtung des Markenbotschafter-Programmes" von Audi in Russland sei die Entscheidung, die Zusammenarbeit mit Sobtschak zu beenden, schon vor den jüngsten Eskapaden der Russin gefallen, teilte Audi unserer Zeitung am Mittwoch mit. Bereits am 16. Juni sei sie mündlich, an diesem Mittwoch schriftlich über die fristlose Kündigung in Kenntnis gesetzt worden. Sobtschak war acht Jahre Botschafterin für Audi.

Auf der Webseite von Audi Russland fand sich bis Mittwochmittag allerdings noch ein Interview, in dem sich Sobtschak als Markenbotschafterin vorstellt. Unter anderem berichtete die 38-Jährige dort von einer Fahrt mit dem Q8 durch Italien: "Das Auto ist ausgezeichnet, guter Empfang, schnell, sicher, bequem zu parken. Das war echt cool." Bis zum Nachmittag war der Beitrag allerdings entfernt.