Ab Montag im Handel
Neues Buch von Sportfreunde-Stiller-Schlagzeuger Florian Weber

14.03.2022 | Stand 21.09.2023, 22:33 Uhr

Die wundersame Ästhetik der Schonhaltung beim Ertrinken sieht bei Flo Weber, dem Schrobenhausener Universalkünstler, ungefähr so aus. Er hat einen Roman dazu geschrieben. −Foto: Mirco Taliercio

Florian Weber macht so einiges. Und hat damit auch richtig Erfolg. Ob als Schlagzeuger der Sportfreunde Stiller, als Sänger und Songwriter mit eigenen Musikprojekten, als Musikproduzent, Radiomoderator oder freischaffender Maler. Und dann ist da noch die Sache mit dem Schreiben.



Denn der Universalkünstler aus München mit Schrobenhausener Wurzeln hat zuletzt seinen dritten eigenen Roman mit dem Titel "Die wundersame Ästhetik der Schonhaltung beim Ertrinken" geschrieben. Am Montag erscheint das Werk. Wir haben uns mit dem 47-Jährigen kurz davor getroffen und mit ihm über sein neues Buch gesprochen.

Flo, dein neuer Roman kommt am Montag in den Handel. Wenn das Werk aus dem Wilhelm Heyne Verlag wie hier und jetzt vor dir liegt, was geht dir da durch den Kopf?


Florian Weber: Es ist schon immer wieder erstaunlich, wenn man tatsächlich sein eigenes Buch in der Hand hält. Das ist für mich schon wahnsinnig ergreifend. Man hat sich ja selbst eine Geschichte überlegt, sie dann nach und nach niedergeschrieben, sich dabei ausgetobt, durchaus auch mal gelitten. Und wenn dann seine eigene Geschichte irgendwann in Buchform vor einem liegt, was ja nicht selbstverständlich ist, dann erfüllt das einen schon mit Freude.



Der interessante Titel lautet "Die wundersame Ästhetik der Schonhaltung beim Ertrinken". Wie bist du darauf gekommen?

Weber: Lange Zeit hatte ich einen ziemlich einfachen, plakativen Titel im Kopf. Der Titel in der finalen Form ist später im Gespräch mit meinem Bandkollegen Rüde entstanden, dem ich schon mal vorgeworfen habe, er solle doch auf der Bühne mehr abgehen (lächelt). Daraufhin hielt er sich schmerzverzerrt den Rücken und meinte: Das ist "die Ästhetik der Schonhaltung". Dieser Satz hat mich dann nicht mehr losgelassen. Nachdem die Hauptfigur im Buch immer wieder seine körperliche und geistige Nicht-Bewegung an den Tag legt, habe ich mir gedacht, dieser angelehnte Titel könnte gut passen.

David Schalko, der österreichische Regisseur, Autor und Fernsehsendungsentwickler etwa von "Willkommen Österreich" und "Ringlstetter" hat über deinen Roman im Vorfeld geschrieben: "Man fragt sich, was in diesem Kopf vorgeht. Es muss ein tosendes Spektakel sein." Solche Kritiken muss man erst mal bekommen...

Weber: …Absolut. Das fasse ich mal als Lob auf, als eine Bestätigung meiner Arbeit, gerade weil David Schalko ein sehr renommierter Autor ist. Er muss das ja nicht schreiben. Zumindest zeigt mir das, dass mein Roman kein gänzlicher Unsinn geworden sein dürfte.

Der Roman enthält auch einige geschichtliche Daten und Informationen. Interessierst du dich auch privat für Geschichte?

Weber: Ja. Das habe ich auch bewusst so gemacht. Im Grunde genommen will ich aber unterhalten. Es macht mir unheimlich Spaß, die Fiktion walten zu lassen, in der Fantasie zu stöbern, mit den Protagonisten zu marschieren. Und auf diese Weise etwas entstehen zu lassen, was es vorher so noch nicht gegeben hat und auch noch andere Menschen unterhält, im besten Fall sogar begeistert. Für mich ist das Schreiben ein perfekter Ausgleich zum Musizieren. Eigentlich würde ich am liebsten gleich mit dem nächsten Buch anfangen.

Wie kann man sich das Schreiben bei Flo Weber konkret vorstellen?

Weber: Wenn ich schreibe, brauche ich keinen fixen Schreibtisch, der im bestimmten Winkel zum Fenster ausgerichtet ist. Ich kann so ziemlich überall schreiben, wo ich will. Das kann im Zug genauso sein wie im Café oder im Tour-Bus, da habe ich keine strikten örtlichen Vorgaben. In der heißen Schreibphase wird aber dann schon nach strengem Zeitplan gearbeitet.

Lass uns konkret über den Inhalt reden, ohne zu viel zu verraten. Wie bist du auf die Handlung gekommen?

Weber: Den Gedanken, die Hauptperson im Meer schwimmen zu lassen, habe ich lustigerweise selbst geglaubt, erlebt zu haben. Gott sei Dank aber nur geglaubt. Als ich mal im Flieger gesessen bin, schaue ich aus dem Fenster und bilde mir ein, unten treibt jemand auf den Wellen des Mittelmeers. Was man aber natürlich aus zigtausend Metern Höhe nie erkennen würde. Irgendwie war aber genau diese kurze Situation der Start in den Roman mit der Vorstellung, es treibt jemand im Meer. So habe ich es einfach mal laufen lassen und geschaut, wohin die Reise geht.

Hast du noch weitere autobiographische Inhalte reingepackt?

Weber: An einigen eigenen Erlebnissen habe ich mich schon orientiert, zum Beispiel an meine Reise in den Nationalparks in Salt Lake City mit der beeindruckenden Felsenlandschaft unter anderem. Und letztlich greift man ja beim Schreiben oft in den Fundus der eigenen Vergangenheit.

Und wie schaut es mit dem immer wieder mal vorkommenden Antiquitätenladen in München aus?

Weber: Das hingegen ist frei erfunden. Ein Antiquitätenladen hat für mich immer was Mystisches, was Spannendes. In den vielen unterschiedlichen Gegenständen in so einem Laden stecken einfach auch gute Geschichten drin. Fünf davon spielen im Buch eine große Rolle.

Auch das Klavier spielt eine große Rolle. Außerdem ist es auf dem Buchcover zu sehen. Warum hast du dafür eigentlich kein Schlagzeug oder keine Gitarre gewählt?

Weber: (lacht) Weil das Klavier einfach die melancholischsten Melodien wiedergeben kann. Und ein schönes altes, wuchtiges Klavier nimmt in der Erzählung natürlich in einem Antiquariat und schwimmend im Meer eine viel massivere und prominentere Rolle ein als zum Beispiel eine kleine Gitarre.

Und was hat es mit dem erwähnten Foo Fighters-Song "All my life" auf sich, der in deiner Erzählung "herüberpumpt", wie du schreibst?

Weber: Der Sound kommt in der Geschichte aus einem Surfer- Minivan. Und da war meine Vorstellung, wenn ich selbst drinsitzen würde, was könnte mir da am besten entgegenschallen? Eben genau diese Nummer der Foo Fighters. Weil dieser Songtitel auch einen Querverweis zu einem der Protagonisten im Buch darstellt, der sein eigenes Leben Revue passieren lässt, hat das alles ganz gut zur Thematik gepasst.

Im Roman findet sich der Satz deiner Hauptfigur: "Sogar das Letzte, was man im Leben tut, macht man zum ersten Mal: sterben." Hat diese Aussage auch eine Bedeutung für dich persönlich?

Weber: Ich finde, die Aussage ist inhaltlich zunächst mal faktisch richtig. Ich selbst habe keine Angst vor dem Tod. Aber extrem Bock aufs Leben. Wie man vielleicht aus dem Roman am Ende rauslesen kann: Ich persönlich möchte nicht unbedingt ertrinken.

In den nächsten Tagen beginnt deine Lesereise, die dich durch ganz Deutschland auf 15 Bühnen unter anderem in Berlin, Leipzig und Hamburg führt. Fünfmal trittst du in Bayern auf, darunter im Münchner Volkstheater und in der Kantine in Augsburg. Am 10. April bist du in Schrobenhausen im Herzog Filmtheater zu sehen. Was wird die Leute speziell dort in deiner Heimatstadt erwarten?

Weber: Ich freue mich jetzt erst einmal wahnsinnig auf die Lesereise. Und natürlich auch, dass ich in meiner Heimatstadt Schrobenhausen lesen darf. Im Herzoganger Filmtheater bin ich auf der Bühne bislang ja noch nicht aufgetreten, kenne aber die Location natürlich seit Kindesbeinen an. Als Sechsjähriger habe ich darin Filme mit Adriano Celentano angeschaut. Im Grunde lese ich ein paar Passagen aus dem Roman vor. Vielleicht habe ich auch meine Gitarre dabei. Dazwischen quatsche ich ein bisschen über ein paar Erlebnisse. Man darf also gespannt sein, was ich auf der Bühne dann so alles treibe. Nur Jonglieren werde ich nicht.

Das Gespräch führte Thomas Floerecke.