Volksfest-Verbot
Musikexperte: So „sexistisch“ ist der Partyhit „Layla“

12.07.2022 | Stand 13.07.2022, 8:18 Uhr

Ein Sprecher Würzburgs sagte, als Veranstalter des Volksfestes habe man den Festzeltbetreiber gebeten, den Song nicht mehr zu spielen. −Symbolbild: dpa-Bildfunk

Der beim Würzburger Volksfest „Kiliani“ untersagte Ballermann-Hit „Layla“ ist nach Einschätzung eines Musikfachmanns sexistisch.



„Natürlich ist das Lied sexistisch“, sagte der Direktor des Zentrums für Populäre Kultur und Musik an der Universität Freiburg, Michael Fischer, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist ein Partyschlager. Da haben in der Regel die Leute vorher fünf Bier getrunken.“ Bei Partyhits gehe es nie um erhebende Themen, meint Fischer. „Da geht es ganz oft um sexuelle Inhalte, Trinken, also das, was man bei manchen Partys macht.“ Man müsse den Rahmen, das Setting beachten, „also wo werden diese Dinge aufgeführt“.

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„Einfach ein sexistischer Song“

In dem Song werde eine Frau namens Layla beschrieben und „in sexistischer Weise besungen, und das Video unterstützt das natürlich auch in seiner Bildsprache.“ Dass die Protagonistin des Clips offensichtlich ein Mann in High Heels, schwarzem Minirock und mit blonder Perücke ist, ändere nichts am Charakter des Liedes. Dies sei jenseits von Ironie oder Transaspekten. „Das ist einfach ein sexistischer Song.“

Das Musikvideo zum Song „Layla“:



In dem Hit von DJ Robin & Schürze heißt es unter anderem: „Ich hab‘ ‘nen Puff und meine Puffmama heißt Layla. Sie ist schöner, jünger, geiler (...) Die schöne Layla, die geile Layla. Das Luder Layla, unsre Layla (...).“

DJ Robin: Kein Sexismus in dem Lied

DJ Robin kann die Aufregung nicht verstehen, in dem Lied gebe es keinen Sexismus. „Früher haben die Leute „Skandal im Sperrbezirk“ gesungen oder „Wir fahren in den Puff nach Barcelona““, zitiert ihn die „Bild“-Zeitung. „Also so ganz können wir die Diskussion nicht verstehen. Es kann jeder seine Meinung haben, aber in jedem Deutsch-Rap-Lied sind die Texte schlimmer. Da regt sich kein Mensch auf.“

Sein Musikkollege, Michael Müller alias Schürze, sagte der „Heilbronner Stimme“: „Heutzutage wird schnell aus einer Erbse eine Ananas gemacht.“ Es sehe, dass die Leute hinter ihnen stünden. Den Sexismus-Vorwurf wies er zurück. Aufnahmen in sozialen Netzwerken zeigten, dass die Festzeltbesucher in Würzburg das Lied selbst mehrmals anstimmten - auch ohne musikalische Unterstützung.

Würzburg verbietet sexistische Lieder auf Volksfesten

Ein Sprecher Würzburgs sagte, als Veranstalter des Volksfestes habe man den Festzeltbetreiber gebeten, den Song nicht mehr zu spielen. „Wir können entscheiden, was wir auf dem Volksfest hören wollen“, erklärt Stadtsprecher Christian Weiß am Dienstag. „Wir möchten das nicht mehr hören.“ Zuvor hatte ein Medienhaus die Stadt auf den Song aufmerksam gemacht, öffentliche Kritik hatte es bis dato nicht gegeben.

Im vergangenen Jahr sei beschlossen worden, grundsätzlich rassistische und sexistische Lieder nicht mehr auf Volksfesten in der Mainstadt zuzulassen. Dies gilt auch für das umstrittene „Donaulied“ - dessen Text sich um eine Vergewaltigung dreht.

„Ethische Frage“

Frauenfeindlich, diskriminierend, gewaltverherrlichend, jugendgefährdend - manche Musiker ecken mit ihren Songs immer wieder an. Kritiker sprechen von geschmackloser Ausnutzung der Kunstfreiheit. Medienwissenschaftler geben aber zu bedenken, Heranwachsende müssten sich selbstständig mit frauenfeindlichen oder antisemitischen Inhalten reflektiert auseinandersetzen, Zusammenhänge verstehen und eine eigene Haltung entwickeln.

„Lieder zu verbieten ist immer das allerletzte Mittel“, sagt Fischer. Oft sei es vielmehr die Frage: „Was wollen wir als Gesellschaft?“ Ein Song möge rechtlich einwandfrei sein, aber „ich finde schon, dass der Träger einer Veranstaltung wie die Stadt Würzburg auch das Recht oder vielleicht schon die Pflicht hat zu sagen: Wir wollen das nicht“, so der Musikexperte. „Das ist eine ethische Frage. Wir wollen nicht, dass so über Frauen gesprochen wird.“

Platz 1 der deutschen Singlecharts

„Layla“ steht derzeit auf Platz 1 der deutschen Singlecharts und gilt vor allem bei jungen Leuten als Stimmungshit auf Volksfesten.

− dpa