Oberpfalz
"Love- oder Romance-Scamming": Polizei warnt vor neuer Betrugsmasche

14.06.2020 | Stand 21.09.2023, 0:13 Uhr
Nicole Dirnberger

−Foto: Robert Günther/dpa-tmn

Betrüger sind erfinderisch, deshalb will die Oberpfälzer Polizei auf das sogenannte "Love- oder Romance-Scamming", aufmerksam machen. Bei der neuen Masche versuchen die Täter mit vorgetäuschter Liebe ihr Glück. Das "Love- oder Romance-Scamming" wird bei der Oberpfälzer Polizei immer häufiger registriert.

Demnach versuchen Täter mit Aussagen wie "Hey du siehst aber hübsch aus!" oder "Wer bist du denn? einen ersten Kontakt zu den potenziellen Opfern herzustellen. Dies geschieht laut Polizei über Dating-Seiten oder Netzwerke.

Der Betrüger, sogenannter Scammer – "scaming" ist Englisch und bedeutet auf Deutsch "betrügen"- baut über Plattformen eine Beziehung zum Opfer auf. Er gesteht schon bald seine Liebe und möchte alles über die andere Person wissen. Kurz darauf wird das Opfer als "Ehemann" oder "Ehefrau" bezeichnet und Heiratspläne werden geschmiedet. Ist eine emotionale Abhängigkeit erst einmal hergestellt, so werden die ahnungslosen Opfer im nächsten Schritt dazu gebracht, Geld zu überweisen. In der Regel muss der Scammer vor dem ersten erwarteten Besuch bei seiner "neuen Liebe" noch in afrikanische Länder, um geschäftliche, oder familiäre Dinge zu erledigen. Dort gibt es dann Schwierigkeiten. Überfälle, gestohlene Pässe, oder ein Ticket nach Deutschland kann nicht mehr bezahlt werden. Die Handlungsebene des Opfers wurde durch die gefühlvolle Ansprache bereits vom Bewussten auf die emotionale Schiene verlegt. Daher ist das Opfer bereit, große Summen an Geld zu überweisen, um dem vermeintlich Bekannten zu helfen.

Laut Oberpfälzer Polizei werden immer mehr derartige Fälle in der Oberpfalz bekannt. Überweisungen im fünfstelligen Bereich seien keine Seltenheit. Oft leihen sich die Opfer auch noch Geld bei Angehörigen und Freunde, berichtet die Polizei. Der finanzielle Schaden sei dabei zum Teil immens. Viel schlimmer sei jedoch das Schamgefühl der Opfer. Wie sich bereits in der Oberpfalz gezeigt hat, reichte das Schamgefühl bis hin zum Suizid. In der Oberpfalz wurden im Jahr 2019 über 700 Anzeigen wegen Callcenter-Betrugs erstattet, worunter auch das Lovescamming - Phänomen fällt.

Damit Sie nicht Opfer eines solchen Betrugs werden rät die Polizei:

• Überprüfen Sie die Kontaktadresse oder den Chatnamen des Täters auf ungewöhnliche Zeichen. Prozentzeichen beispielsweise deuten auf eine Schadsoftware hin, die der Täter mitversenden möchte. Geben Sie den Namen bei Suchmaschinen ein. Eventuell erhalten Sie Hinweise darauf, dass der Name bereits für Scamming verwendet wird.
• Lassen Sie sich von Bildern der Scammer nicht täuschen: Scamm-Frauen locken häufig mit schönen Fotos, auf denen sie nur knapp bekleidet sind. Scamm-Männer benutzen oft Bilder in Uniform. In den wenigstens Fällen sind die Fotos mit den reellen Personen identisch.
• Werden Sie wachsam, wenn der "Partner" von Geschäftsreisen, oder familiären Problemen erzählt und dabei insbesondere nach Westafrika, Russland oder Südostasien reisen muss.
• Übergeben Sie niemals Geld an Personen, die sie noch nie persönlich getroffen haben. Ein gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit!
• Wenn Sie Opfer eines solchen Betrugs geworden sind, sichern Sie alle Mails und Chat-Texte und lassen Sie sich dabei von Angehörigen, oder der Polizei helfen. Brechen Sie jeglichen Kontakt zum Täter ab.
• Rufen Sie im Zweifel immer den Polizeinotruf unter der 110 an bzw. erstatten Sie in jedem Fall Anzeige, wenn Sie betrogen worden sind.

Angehörige und Freunde spielen laut Polizei eine wichtige Rolle. Die Polizei rät daher:

Seien Sie wachsam, wenn ein Freund oder ein Angehöriger von Internetbekanntschaften oder der "neuen Internet - Liebe" erzählt und Geld an denjenigen überweisen soll. Im Falle, dass jemand von Ihnen einen Geldbetrag erbittet, vergewissern Sie sich, warum er diesen benötigt und an wen das Geld überwiesen werden soll. Sprechen Sie Verwandte oder Freunde an, wenn Sie den Verdacht haben, dass der Betroffene möglicherweise einem Internetbetrüger zum Opfer fallen könnte oder gefallen ist. Verständigen Sie zusammen mit dem Betroffenen die Polizei, wenn Zweifel aufkommen oder rufen Sie in akuten Situationen den Polizeinotruf 110.

Die Oberpfälzer Polizei möchte die Opfer ermutigen, sich nicht zurückzuziehen, sondern den Betrug bei der Polizei anzuzeigen. Zudem sollen Angehörige, oder Freunde sensibilisiert werden, die stark selbstverurteilenden Betroffenen zu bestärken und mit dem Fall zur Polizei zu gehen. Nur so könnten Täter ermittelt und daran gehindert werden, noch weitere Personen gefühlskalt auszunutzen, erklärt die Polizei.