Gefährliches Energiesparen
Legionellen: Gesundheitsamt warnt vor zu niedriger Warmwasser-Temperatur

24.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:20 Uhr

Legionellen stellen vor allem im Duschwasser eine Gefahr dar, wenn sie nicht durch ausreichend heißes Wasser abgetötet werden. −Foto: Federico Gambarini, dpa (Archiv)

Energie ist teuer, doch am falschen Ende zu sparen lohnt sich nicht. Gesundheitsämter und Verbraucherschützer warnen davor, die Warmwassertemperatur im Haus zu senken – denn dann können sich Legionellen ausbreiten.



Viele Hausbesitzer suchen derzeit nach Möglichkeiten, in der Energiekrise Kosten zu sparen. Dabei könnte der Gedanke aufkommen, die Warmwassertemperatur der Trinkwasserinstallation zu senken. Das würde aber das Wachstum des Bakteriums Legionella pneumophila fördern, teilte das Gesundheitsamt Neuburg (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) mit.

Was sind Legionellen überhaupt?

Laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) handelt es sich bei Legionellen um Stäbchenbakterien, die im Oberflächenwasser, dem Boden und eben auch im Grundwasser vorkommen können. Die Bakterien gelangen hauptsächlich durch Einatmen des Wasserdampfes beim Duschen in die Lunge. Der Name stammt aus dem Jahr 1976, als es in den USA unter 4000 Mitgliedern der Veteranenorganisation American Legion zu 182 Fällen einer schweren Lungenentzündung durch diese Bakterien kam. 29 Menschen starben.

„Durch Legionellen ausgelöste Erkrankungen (Legionellosen) treten in zwei unterschiedlichen Verlaufsformen auf. Die eigentliche ,Legionärskrankheit‘ zeigt sich in einer schweren Lungenentzündung, die auch tödlich verlaufen kann. Bei der harmloseren Form einer Legionellose, dem Pontiac-Fieber, handelt es sich um eine grippeähnliche Erkrankung“, erklärt Tim Sünderhauf vom LGL. „Generell können bei Legionellosen insbesondere folgende Symptome auftreten: Unwohlsein, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Schmerzen im Brustkorbbereich sowie Husten, Durchfälle und Verwirrtheit.“ Vor allem für ältere Menschen, Raucher und Personen mit einem geschwächten Immunsystem stellt eine Legionellen-Infektion ein größeres Risiko dar. „Allgemein erkranken Männer mehr als doppelt so häufig wie Frauen. Kinder sind meist nur sehr selten betroffen“, erklärt Sünderhauf.

Legionellen mögen es warm

Bei Wassertemperaturen zwischen 25 und 50 Grad Celsius besteht laut Neuburger Gesundheitsamt ein hohes Risiko, dass sich Legionellen in der häuslichen Trinkwasserinstallation vermehren. Die Bakterien sterben erst oberhalb des Temperaturbereichs von 55 Grad langsam ab, ab 60 Grad geschieht das in genügend schnellem Maße.

Das Neuburger Gesundheitsamt empfiehlt daher, dass das Warmwasser in der Hausinstallation den Warmwasserbehälter mit 65 Grad verlässt und mit 60 Grad als Rücklauf zurückkommt. „Damit wäre gewährleistet, dass die hohe Temperatur in der häuslichen Trinkwasserinstallation eine Vermehrung der Legionellen verhindert. Dies ist als präventiver Gesundheitsschutz ungemein wichtig“, betont Dr. Johannes Donhauser, Leiter des Gesundheitsamtes Neuburg-Schrobenhausen. „Bei Verdacht auf eine Legionellose sollte ein Arzt aufgesucht werden. Bestimmte Antibiotika sind gegenüber Legionellen gut wirksam. Eine Impfung gegen Legionellen existiert hingegen derzeit nicht“, sagt Sünderhauf.

Möglichkeiten, beim Warmwasser zu sparen

Die Verbraucherzentrale Bayern kennt die Problematik. Es gebe aber trotzdem Möglichkeiten, Energie zu sparen, erklärt Matthias Obermeier. An sich würde eine Temperatur von 45 Grad Celsius zum Duschen, Händewaschen und Baden reichen. „Außerdem würde diese Temperatur zu einer Energieeinsparung gegenüber höheren Temperaturen führen“, so Obermeier. Um dabei keine Legionellen-Ausbreitung zu riskieren, gebe es beispielsweise die Möglichkeit, über eine Steuerung die Wassertemperatur in regelmäßigen Abständen, beispielsweise einmal pro Woche, auf 60 Grad zu erhitzen. „Dadurch werden die Legionellen abgetötet und zugleich Energie gespart.“

Eine weitere Möglichkeit sei ein Durchlauferhitzer oder ein Pufferspeicher. „Diese erzeugen das Warmwasser kurzfristig erst bei Bedarf“, sagt der Experte. Diese Systeme seien nicht anfällig für Legionellen und es werde Energie gespart. „Bei Durchlauferhitzern muss allerdings der Stromanschluss des Gebäudes geprüft werden, weil dabei eine hohe elektrische Leistung erforderlich ist.“

Darüber hinaus gibt es Möglichkeiten, beispielsweise eine Zeitschaltung mit dem Warmwasserspeicher zu koppeln, so dass nur nachgeheizt wird, wenn auch wirklich warmes Wasser gebraucht wird. Einfluss auf die Temperatur kann allerdings in den meisten Fällen nur der Hauseigentümer nehmen. „Sofern es sich um eine zentrale Warmwasserbereitung in der Heizzentrale des Gebäudes handelt, können Mieter im Prinzip nur den Vermieter beziehungsweise den Eigentümer darauf hinweisen, wenn die Warmwassertemperatur nicht richtig eingestellt ist“, erklärt Obermeier. „Es kann aber auch sein, dass die Warmwasserbereitung dezentral in jeder Wohnung erfolgt. Dort haben dann auch die Mieter die Möglichkeit, die Temperatur entsprechend anzupassen.“