Statt Inzidenz
Die Krankenhaus-Ampel: Was sie anzeigt und wie der Stand ist

02.09.2021 | Stand 12.10.2023, 9:57 Uhr

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Seit diesem Donnerstag gelten in Bayern neue Corona-Regeln. Für die Bewertung der Lage und die Maßnahmen ist damit nun nicht mehr die Inzidenz ausschlaggebend, sondern die Belastung des Gesundheitssystems. Gemessen wird das anhand der Belegung der Krankenhausbetten.

Der Fokus liegt dabei auf den Covid-19-Patienten in den Kliniken. Die zentralen Fragen: Wie viele Corona-Patienten wurden in den vergangenen sieben Tagen neu in die bayerischen Krankenhäuser eingewiesen und wie viele davon sind Intensivpatienten?



Was wird angezeigt?Die Krankenhaus-Ampel kennt – genau wie eine Verkehrsampel – drei Farben: Grün, Gelb und Rot.

Grün: Ist die Ampel grün, gibt es in den bayerischen Kliniken genügend Kapazitäten für die Behandlung der Corona-Patienten. Konkret ist das der Fall, wenn die aktuellen Werte unter der kritischen Grenze von 1200 neu eingelieferten Covid-19-Patienten und unter 600 Corona-Patienten auf Intensivstationen liegen. Eine Verschärfung der Corona-Regeln ist dann nicht nötig.

Gelb: Auf Gelb springt die Ampel, wenn bayernweit binnen sieben Tagen mehr als 1200 Patienten mit einer Corona-Erkrankung neu in Krankenhäuser aufgenommen werden mussten. Ist dies der Fall, treten erneute Einschränkungen in Kraft: Die FFP2-Maskenpflicht kehrt dann zurück, als Testnachweis ist nur noch das Ergebnis eines PCR-Tests gültig , Kontakte werden eingeschränkt und die Personenobergrenzen für öffentliche und private Veranstaltungen sinken.

Rot: Auf Rot schaltet die Ampel, wenn mehr als 600 Corona-Patienten auf Intensivstationen in Bayern liegen – dann ergreifen Staatsregierung und das bayerische Gesundheitsamt "unverzüglich weitere Schutzmaßnahmen, um eine weitergehende Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern", wie es im Infektionsschutzgesetz heißt. Welche Maßnahmen das konkret sind, ist im Gesetz nicht näher definiert.

Wie ist die derzeitige Lage in Bayern und der Region?

Am Donnerstag steht die Krankenhaus-Ampel auf Grün. Angezeigt wird sie auf der Homepage des Bayerischen Gesundheitsministeriums, die aktuellen Werte liefert das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL).

Das bedeutet für: Überall dort, wo die Sieben-Tage-Inzidenz über 35 liegt, gilt die 3G-Regel – Zugang also nur für geimpfte, genesene oder negativ getestete Personen – in öffentlichen Innenräumen. Es gibt keine Kontaktbeschränkungen und das Tragen einer medizinischen Maske reicht aus. In der Region trifft das derzeit auf alle Landkreise sowie die Stadt Ingolstadt zu.

Laut LGL sind am Donnerstag in den vergangenen sieben Tagen 233 Covid-19-Patienten neu in die bayerischen Krankenhäuser eingewiesen worden. Davon sind 165 Intensivpatienten.

Kritik an der Krankenhaus-Ampel

Während die bayerische Krankenhausgesellschaft ihre Zustimmung zur Krankenhaus-Ampel bereits signalisiert hat, gibt es auch kritische Stimmen. Aus Sicht der Deutschen Stiftung Patientenschutz geht das Ampelmodell an der Realität vorbei. Der Vorsitzende der Stiftung, Eugen Brysch, sprach von einer unsinnigen Unterscheidung in normale Krankenhausbetten und Intensivbetten. Wenn das Gesundheitssystem vor einer Überlastung geschützt werden soll, dann müsse die gesamte Krankenhausbelegung in den Blick genommen werden.

Durchaus kritisch gesehen werden kann auch der Zeitpunkt, zu dem das LGL die Daten zur Krankenhausbelastung bereitstellt. Wie auf Anfrage zu erfahren war, werden die Daten auf der Homepage des LGL täglich erst "gegen 14 Uhr" aktualisiert. Das liege daran, dass diese aus unterschiedlichen Quellen, dem landesweiten Meldesystem Ivena und dem bundesweiten Intensivregister DIVI, stammen und vom LGL zusammengeführt werden müssen. Nachdem die Zahlen aber nun maßgeblich für die anzuwenden Maßnahmen sind, scheint die Bekanntgabe für den aktuellen Tag erst um 14 Uhr reichlich spät.

DK