Schliersee
Bewohnerin stirbt nach sexuellem Übergriff in Seniorenresidenz

07.08.2020 | Stand 20.09.2023, 3:26 Uhr

−Symbolbild: Daniel Reinhardt/dpa

In der umstrittenen Seniorenresidenz Schliersee (Landkreis Miesbach) ist eine Bewohnerin nach einem sexuellen Übergriff eines ebenfalls dementen Mitbewohners gestorben.

Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd und die Staatsanwaltschaft München II bestätigten am Freitag, dass derzeit Ermittlungen wegen versuchten Totschlags in Tateinheit mit Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung geführt würden. "Es wird aber auch ermittelt, ob weitere Personen für den Vorfall verantwortlich gemacht werden können", sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft mit Blick auf Aufsichtspflichten von Heimleitung und Personal. Zuvor hatte der Bayerische Rundfunk über den Vorfall berichtet.

Zahlreiche Corona-Fälle und andere Missstände

Der demenzkranke Bewohner soll seine Mitbewohnerin am 25. Juli attackiert haben. Beschäftigte des Heimes, das wegen zahlreicher Corona-Fälle und anderer Missstände immer wieder in den Schlagzeilen war, bemerkten den Vorfall und schritten ein. Die bereits schwer verletzte Frau kam in ein Krankenhaus, wo sie in der Nacht zum 5. August starb. Eine erfolgte Obduktion, deren Ergebnisse noch nicht vorliegen, soll nun zeigen, ob das Opfer an den Folgen der Verletzungen starb.

"Beide waren Leute im hohen Seniorenalter", sagte ein Polizeisprecher. Der mutmaßliche Täter werde derzeit in einem Fachklinikum betreut. "Dass Demenzkranke Dinge tun in den Heimen, die nicht in Ordnung sind, mag öfters passieren, aber so einen schwerwiegenden Fall gibt es äußerst selten", betonte er. "Das ist sehr ungewöhnlich."

Das Heim in Schliersee stand seit dem Frühjahr wiederholt im Fokus der Öffentlichkeit und der Behörden, weil das Management eines Corona-Ausbruchs nicht Herr wurde und sogar die Bundeswehr zur Hilfe gerufen werden musste. Drei Bewohner und eine Mitarbeiterin starben in Zusammenhang mit einer Coronainfektion, das Landratsamt erstattete Anzeige.

− dpa