Landshut
Landshuter Flüchtlingsunterkunft als Drogenbrennpunkt

19.04.2019 | Stand 20.09.2023, 5:50 Uhr

Drei Gebäude der ehemaligen Schochkaserne in Landshut dienen der Regierung als Flüchtlingsunterkunft. −Foto: Schmid

Die Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen Schochkaserne in Landshut bleibt ein Umschlagplatz für Drogen. Obwohl die Regierung von Niederbayern in Abstimmung mit der Polizei bereits mit baulichen Veränderungen auf das Problem reagiert hat, zeigt der jüngste Ermittlungserfolg der Kriminalpolizei, dass offenbar auch weiterhin schwunghaft gedealt wird. "Wir schlafen nicht. Hundertprozentig in den Griff kriegen wir das aber nicht", sagt Polizeidirektor Werner Mendler, Kripo-Chef in Landshut, auf Anfrage. Das hat gleich mehrere Gründe.

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Die Ermittler hatten aktuell zwei Syrer im Alter von 22 und 29 Jahren festgenommen, die 400 Gramm Marihuana an einen Bewohner der Unterkunft, einen 32-jährigen Iraner, liefern wollten. Bei dem fanden die Beamten mehrere Hundert Euro und geringe Menge Drogen. Bei der Kripo ist man sich sicher, dass der Iraner dem 29-jährigen Syrer mindestens seit Anfang 2019 beim Verkauf der Drogen geholfen hat.
In der ehemaligen Kaserne gibt es immer wieder Probleme mit Drogen. Weil in der Vergangenheit auch Rauschgift an Jugendliche verkauft wurden und Schulen in der unmittelbaren Nachbarschaft liegen, haben die Behörden bereits reagiert, mit Aufklärungskampagnen an den Schulen zum Beispiel, aber auch mit anderen Maßnahmen. "Es hat bauliche Veränderungen gegeben", sagt Mendler. Dazu gehört unter anderem die Kamera-Überwachung der Haupteingänge in der Unterkunft, die sicherstellen soll, dass keine Unbefugten das Gebäude betreten bzw. sich dort aufhalten.

Allerdings kann man den Bewohner auch nicht untersagen, dass sie Besuch empfangen. "Das ist ein offenes Haus", sagt Mendler. Und die Kameraüberwachung ist auch nicht lückenlos. Möglichkeiten, unbeobachtet ins Gebäude zu kommen, gebe es nach wie vor. Zum Beispiel über die Rückseite.

"Wir können dann aber nicht das ganze Haus auf den Kopf stellen"

Zwar gibt es immer wieder Begehungen nach dem Polizeiaufgabengesetz durch Beamte, denen sich dann auch die Kripo anschließt. Gezielte Durchsuchungsaktionen sind das aber eher nicht. "Wenn wir reingehen, brauchen wir einen Durchsuchungsbeschluss. Wir können dann aber nicht das ganze Haus auf den Kopf stellen", so der Kripo-Chef. Genau inspiziert werden dürften mit einem solchen Beschluss dann nur die Räumlichkeiten des Verdächtigen. Der kann seine Drogen aber auch ganz leicht anderswo im Haus verstecken. Die Betreffenden würden schnell dazulernen, so Mendler.

Auffallend ist, dass sich die Drogenproblematik in Unterkünften in Landshut praktisch ausschließlich auf die ehemalige Schochkaserne in der Niedermayerstraße konzentriert. In den Flüchtlingsheimen, in denen vorrangig Familien leben, wie zum Beispiel auf dem Gelände der ehemaligen Justizvollzugsanstalt und in der Maximilianstraße, würde es praktisch keine Vorfälle geben, so Mendler.

"Wir sind nicht begeistert von großen Unterbringungen", so der Landshuter Kripo-Chef. Das habe man bereits deutlich kommuniziert. Aus den Augen der Kriminalpolizei würden kleiner Einheiten bei der Flüchtlingsunterbringung mehr Sinn machen, so wie es zum Beispiel der Landkreis Landshut gehandhabt hat.

Zum einen würde so die Integration der Menschen besser funktionieren, zum anderen lassen sich kleinere Einheiten mit einem geringeren Wechsel der Bewohner auch leichter im Auge behalten.

Auf dem ehemaligen Kasernengelände an der Niedermayerstraße in Landshut betreibt die Regierung von Niederbayern insgesamt drei staatliche Gemeinschaftsunterkünfte für Asylbewerber. Zur Zeit leben dort 392 Flüchtlinge in drei Blöcken.