Regensburg
Fair-Teiler: Edeka-Markt verschenkt abgelaufene Lebensmittel

26.02.2019 | Stand 20.09.2023, 2:40 Uhr

Zu schade zum Wegschmeißen: Rafael Dirnberger verschenkt in seinem Edeka-Markt abgelaufene Lebensmittel. −Foto: Eckl

"Ich verstehe nicht, warum das andere nicht nachmachen", lacht Rafael Dirnberger. Der 29-Jährige hat die Edeka-Märkte in Wenzenbach und Bernhardswald (Landkreis Regensburg) von seinem Vater übernommen, hat frische Ideen. Facebook und Instagram? Natürlich kommuniziert Dirnberger mit Kunden auch auf diesem Wege. Doch bundesweit in die Schlagzeilen schaffte es der Edeka-Marktbetreiber durch eine einfache Idee: Statt abgelaufene Lebensmittel und leicht lädiertes Obst wegzuwerfen, verschenkt er die Waren an Kunden.

"Ursprünglich habe ich die Idee von einem Kollegen aus Baden-Württemberg", so Dirnberger. Dort hat ein Edeka-Betreiber allerdings extra ein Zelt auf dem Parkplatz aufgestellt. "Das lief schnell aus dem Ruder", sagt er. Doch der 29-Jährige überlegte: Was, wenn abgelaufene Lebensmittel statt auf dem Müll im Einkaufskorb der Kunden landen? Heute steht ein Aufsteller neben dem Ausgang, die Kunden können dort beispielsweise Orangen mitnehmen, die eben nicht mehr so superglatt aussehen, wie das bei Obst in deutschen Discountern gefordert wird. Morgens befüllen Dirnbergers Mitarbeiter die Kisten mit Obst und Gemüse, das nicht mehr so schön aussieht. Auch Molkereiprodukte gehören dazu, ebenso wie verbeulte Dosen und abgelaufenes Tierfutter. Zwischenzeitlich wissen auch die Verbraucher: Nur weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, heißt es noch lange nicht, dass ein Artikel ungenießbar ist. Im Gegenteil. Nudeln oder andere Produkte, aber auch Joghurts sind noch lange nach Ablauf genießbar.

"Rechtlich dürfen wir diese Lebensmittel nicht mehr verkaufen", sagt Dirnberger. "Wir bewegen uns leider auch beim Verschenken der Produkte in einer Grauzone." Denn sollte wider Erwarten einem Kunden von einem geschenkten Produkt schlecht werden, würde nämlich Dirnberger das rechtliche Risiko tragen. Deshalb fordert der junge Marktbetreiber, dass die Politik endlich Rahmenbedingungen schafft, um weg von den Müllbergen, hin zu einem sinnvollen Kreislauf für die Lebensmittel zu kommen, die eben nicht mehr verkauft werden dürfen. Die Aktion könnte bald ausgezeichnet werden. Dirnberger schaffte es unter die drei Finalisten des Wettbewerbs von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Am 3. April ist die Preisverleihung.

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