Traunreut
Traditionelle rumänisch-orthodoxe Holzkirche in Traunreut geweiht

10.05.2018 | Stand 20.09.2023, 6:21 Uhr
Die neu gebaute rumänisch-orthodoxe Kirche in Traunreut. −Foto: Foto: Axel Effner

Die Kirche hat schon in einmal gestanden, in Rumänien. Aber nur zur Probe. Erst danach wurde das komplett aus Eichen- und Fichtenholz konstruierte Gotteshaus der rumänisch-orthodoxen Gemeinde dort errichtet, wo es stehen soll: im oberbayerischen Traunreut. Die Gläubigen haben sie fast ausschließlich mit Spenden selbst finanziert und beim Aufbau geholfen. Am Donnerstag übergab der Metropolit und Erzbischof der rumänisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Österreich, Zentral- und Nordeuropa, Serafim Joantà aus Nürnberg, die Kirche ihrer Bestimmung.

Zahlreiche Würdenträger der rumänisch-orthodoxen Kirche, anderer Konfessionen und Vertreter aus Politik und Gesellschaft nahmen teil. "Es war berauschend", sagte Bürgermeister Klaus Ritter.Im Kirchenraum finden 180 Personen Platz, auf der Empore nochmal 30 Personen - gerade genug Platz für die 200 geladenen Gäste. Für die stark wachsende Gemeinde in der durch Heimatvertriebene und Aussiedler geprägten Stadt Traunreut ist das Gotteshaus eigentlich schon wieder zu klein - sie hat mittlerweile 1500 Mitglieder. Ortspfarrer Constantin Bartok ist stolz auf das Wachstum seiner Gemeinde. "Vor gut zehn Jahren waren wir nur eine Handvoll Gläubige, inzwischen umfasst unsere Gemeinde allein im Landkreis Traunstein etwa 1500 Mitglieder."

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Speziell ausgebildete Handwerker aus Osteuropa haben die Kirche nach dem Vorbild der zum Welterbe zählenden Holzkirchen im rumänischen Maramures errichtet. Bundesweit gab es bisher nur zwei derartige Holzkirchen: in Bonn und München. Die Kosten von 170 000 Euro brachten die Gemeindemitglieder fast ausschließlich über Spenden auf.

Bartok hat den Kirchenbau seit Jahren maßgeblich vorangetrieben. Die Kirche habe man bereits in Rumänien bestellt, als noch keine Baugenehmigung vorlag, sagt der Pfarrer. "Wir haben alles in Gottes Hände gelegt, und es hat sich wunderbar gefügt." Inzwischen kämen auch aus den Nachbarlandkreisen immer mehr Gläubige in die seltene Holzkirche.

Zum Ritus gehört, die Kirche mit Evangelien-Lesungen und Salbungen zu umrunden und den Altar mit duftendem Öl (Myron) zu salben und mit Rosenwasser zu waschen. Auf der Altarplatte aus Granit wurden Bilder der vier Evangelisten unter Bienenwachs versiegelt und im Inneren Reliquien und eine Zeitkapsel verschlossen.

Zu den Besonderheiten der Kirche gehören die Ikonostase, eine mit Ikonen und Schnitzereien verzierte Trennwand zwischen Alter- und Kirchenraum - sie gehört zur Tradition der Ostkirchen. Ein großes Deckengemälde mit dem Motiv von Christus als Weltenherrscher und Heiligen-Ikonen des Kirchenmalers Marian Nan an den Wänden schmücken den Innenraum.

Das rund 1600 Quadratmeter große Grundstück hat die Stadt Traunreut bereitgestellt. "Es ist bemerkenswert, dass es ein Pfarrer in Eigeninitiative rein mit Spendengelder schafft, eine Kirche seines Glaubens zu errichten", sagte der Traunreuter Bürgermeister Klaus Ritter (Freie Wähler). Auch die Holzbauweise nach jahrhundertealter Tradition sei etwas ganz Besonderes. "Das sieht man nicht mehr häufig. Das ist für die Stadt Traunreut und für den ganzen Landkreis ein Leuchtturmprojekt." - dpa