Mit Böllern und Flaschen
Ausschreitungen an Halloween in Linz: 200 Randalierer greifen Polizisten an

01.11.2022 | Stand 19.09.2023, 4:00 Uhr

Nach massiven Ausschreitungen in der Halloween-Nacht in Linz sind die Identitäten von rund 130 überwiegend Jugendlichen Randalierern festgestellt worden. −Foto: fotokerschi.at

Massive Ausschreitungen hat es in der Halloween-Nacht in Linz gegeben. Rund 200 Menschen attackierten Polizisten mit Böllern, Steinen und Flaschen. Zwei Beamte wurden verletzt, neun Randalierer festgenommen.



Am Vormittag nach dem Großeinsatz ist der stellvertretende Stadtpolizeikommandant Michael Hubmann erleichtert, denn er weiß: "Das hätte durchaus auch anders ausgehen können", wie er im Gespräch mit der Mediengruppe Bayern sagt. Der 40-Jährige ist seit 2012 Leiter des Einsatzreferats im Stadtpolizeikommando Linz. "Wir haben sowas, wie wir es heute Nacht erlebt haben, im Linzer Bereich noch nicht gehabt", erzählt er. "Das hat dazu geführt, dass wir sehr offensiv vorgegangen sind. Sehr besonnen, aber energisch", resümiert er den Einsatz.

Alles begann mit einem Notruf gegen 21 Uhr: Jugendliche in der Innenstadt werfen Böller, "auch unkontrolliert in die Menschenmengen", heißt es im Pressebericht. Die Situation vor Ort sei angespannt gewesen. Auch nach dem Eintreffen der Polizei warfen die überwiegend Jugendlichen weiterhin Böller in Menschenmengen. Gegen 21.30 Uhr kippte die Stimmung dann komplett. "Die rund 200 Personen gingen immer aggressiver gegen die Polizisten vor", heißt es im Pressebericht. Die Beamten seien massiv bedrängt worden.

Polizisten mit Böllern, Steinen und Flaschen beworfen

Die Polizei forderte weitere Einsatzkräfte an, auch aus umliegenden Bezirken. Gegen 21.45 Uhr begannen die Beamten dann damit, den Taubenmarkt mit zwei Sperrketten - also zwei Reihen von Beamten - zu räumen. Dabei wurden sie weiterhin mit Böllern und vereinzelt auch mit Glasflaschen beworfen. Gegen 22 Uhr war der Taubenmarkt dann vollständig geräumt.

Auch nach der Räumung kehrte keine Ruhe ein. "Da die Randalierer keine Verhaltensänderung zeigten, musste die Polizei offensivere Einsatztaktiken anwenden, um die Situation zu lösen", schildert die Polizei im Einsatzbericht weiter. Zwar schafften es die Beamten, die Randalierer weiter abzudrängen, doch die Angreifer formierten sich rund 30 Meter vor den Einsatzkräften neu und starteten einen erneuten Angriff - dieses Mal mit Böllern, Steinen und Glasflaschen. Der Beschuss war dermaßen massiv, dass die Polizei gegen 23 Uhr eine Abschaltung der Straßenbahn-Oberleitung im Bereich der Landstraße veranlasste. Diese hätte laut Polizei im schlimmsten Fall durch den Böllerbeschuss zu Boden fallen können, was wiederum lebensgefährlich für alle Beteiligten gewesen wäre.

Einsatz dauerte bis 3 Uhr morgens - Neun Festnahmen

Gegen 0.30 Uhr gelang es den Einsatzkräften dann, die Gruppe einzukesseln. Die Beamten stellten die Identitäten von 130 Beteiligten fest. Einige konnten zuvor flüchten. Die Polizei stellte große Mengen an Pyrotechnik sicher. Gegen 3 Uhr war der Einsatz dann beendet. Die Bilanz des Einsatzes: Zwei Polizisten wurden leicht verletzt. Laut Hubmann erlitt ein Kollege eine Zerrung an der Hand, ein anderer eine Zerrung in der Hüfte. Neun Angreifer wurden festgenommen. Alle 130 Randalierer, deren Identität festgestellt wurde, werden wegen des Verdachts der schweren gemeinschaftlichen Gewalt und wegen Ordnungsstörung angezeigt.





Wie sich die Situation in der Halloween-Nacht in Linz derart hochschaukeln und letztlich so eskalieren konnte, sei "noch Gegenstand der Ermittlungen", sagt Michael Hubmann. Es gebe allerdings schon einen Hinweis, teilt der 40-Jährige unserer Zeitung gegenüber mit: Auf einem Video im sozialen Netzwerk TikTok, das der Polizei zugespielt wurde, soll es wohl einen Aufruf zu den Ausschreitungen gegeben haben. Das Video sei überschrieben gewesen mit "Linz wird zu Athena". Das könne eine Anspielung auf einen Netflix-Film sein, in dem es um Polizeigewalt geht. In diesem Film werden massive Ausschreitungen zwischen Polizei und Menschen in einem französischen Vorort dargestellt. Genaueres könne man aber noch nicht sagen. "Die Ermittlungen werden sicher sehr viel Zeit in Anspruch", ist sich Hubmann sicher.