Vilshofen/Passau
Bub attackiert: Nacktvideo war sein Motiv - aber es gibt keines

16.05.2019 | Stand 19.09.2023, 21:09 Uhr

Pflichtverteidiger Christoph Schima (l.) berät sich in einer Verhandlungspause mit dem Angeklagten, ein Dolmetscher übersetzt. Nächste Woche Mittwoch soll das zwölfjährige Opfer vernommen, eine Begegnung mit dem Angeklagten dabei verhindert werden. −Foto: Rücker

Mühsam ist die Suche des Gerichts nach dem Motiv. Warum hat im Juli vorigen Jahres ein Asylant (26) aus Eritrea unvermittelt auf einen Elfjährigen in Vilshofen eingestochen und diesen schwer verletzt? Am zweiten Prozesstag vor dem Landgericht Passau kam ein wenig Licht in die Sache. Der Afrikaner ist wegen versuchten Mordes angeklagt.

Abdulrahman, der mit 17 Jahren sein Zuhause verlassen hatte und mit 23 in Deutschland ankam, hat in den Vernehmungen nach der Tat und auch vor Gericht ständig von einem Video gesprochen, das im Internet verbreitet worden sei. Er selbst hatte sich nackt mit dem Handy gefilmt, angeblich das Video gleich wieder gelöscht, doch dann sei es auf Facebook aufgetaucht und er habe sich Beleidigungen gefallen lassen müssen. Das Video hat die Polizei bei den Ermittlungen nie gefunden. Denn es existiert gar nicht. Zum einen hat es keiner der vernommenen Zeugen aus seinem Umfeld je gesehen, zum anderen stellte der Rechtspsychologe in seinem Gutachten fest, dass im Zusammenhang mit dem Video von einem "wahnhaften Erleben" auszugehen sei.

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In dieser wahnhaften Vorstellung habe auch die Mutter des elfjährigen Buben, die im Mietshaus in Reifziehberg ein Stockwerk unter ihm wohnte, dieses Video gesehen und in arabischer Sprache kommentiert. Derjenige, der das hätte bestätigen können, wusste aber nichts davon.

Der Prozess wird am Mittwoch, 22. Mai, fortgesetzt.

− hr

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