Vilshofen
Die Klingenschleiferin von Vilshofen

21.01.2019 | Stand 20.09.2023, 2:34 Uhr

Die Arbeit am Polierschleifbock ist körperlich anstrengend, die Luft ist gesättigt mit Metallstaub. Doch Elke Klinger kann sich nichts Schöneres vorstellen. −Foto: Hirtler-Rieger

Wer wird schon gerne geschlagen? Kein Mensch, aber auch kein Messer. Wenn Elke Klinger hört, dass zuhause das Messer gegen den Schleifstahl geschlagen wird, schüttelt sie den Kopf: "Eine kraftvolle Massage, das sollten Sie der Klinge beim Schleifen angedeihen lassen." Oder das Messer gleich in ihr Geschäft in der Passauer Straße bringen.
Seit 1960 gibt es den Betrieb "Schleiferei und Stahlwaren Klinger". Elke Klingers Großvater Josef baute das Geschäft auf, das sein Sohn Armin 1973 übernahm. Der wäre lieber Elektriker geworden, kniete sich dann aber in den Beruf so gründlich hinein, dass er es bis zum Bundessieger im Messerschmiedehandwerk brachte.

Seine drei Töchter wuselten von klein auf in der Werkstatt herum, Elke war die Jüngste. Mit Puppen hat sie nie gespielt, Schleifbock und Werkzeug faszinierten sie umso mehr. Mit zehn Jahren durfte sie die ersten Fleischwolfscheiben schleifen. Der Vater passte auf und sah, wie geschickt sie sich anstellte. Er brachte ihr alles bei, was ein guter Schleifer wissen muss, aber er verbat ihr, dieses Handwerk zu ergreifen. Zu schmutzig und zu anstrengend für Mädchen.

Also lernte sie Erzieherin und setzte ihren Kopf dennoch durch. Hauptberuflich arbeitet die Vilshofenerin heute im Internat der Berufsschulen und kümmert sich um die Auszubildenden, die erstmals von zuhause weg sind. Im Nebenerwerb schleift die 45-Jährige mit den kurzen Haaren und diversen Piercings am Ohr hingebungsvoll alles, was schneiden kann: Messer und Scheren, Sägeblätter und Rasenmäher. Und das macht sie so meisterlich, dass die Kundschaft bis aus Flensburg, Berlin und Hamburg kommt und ihr das professionelle Schneidwerkzeug anvertraut.

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